Auslandsaufenthalt Lesezeit 3 Min.

Schüleraustausch: Ab auf die Highschool

Jedes Jahr besuchen viele Tausend deutsche Jugendliche eine Zeit lang eine Schule im Ausland. Organisiert werden diese Auslandsaufenthalte von insgesamt mehr als 100 Institutionen und Unternehmen in Deutschland. Doch die Zielgruppe schrumpft: Seit sechs Jahren sinkt die Zahl der Gastschüler.

Kernaussagen in Kürze:
  • Laut Weltweiser-Studie nahmen 2016/2017 rund 12.650 deutsche Schüler an einem mindestens dreimonatigen Austauschprogramm im Ausland mit Besuch einer öffentlichen Schule teil.
  • Das beliebteste Ziel sind die Vereinigten Staaten. Rund 5.700 Schüler aus Deutschland verbrachten ihren Auslandsaufenthalt in den USA.
  • Seit einigen Jahren geht die Zahl der deutschen Austauschschüler zurück – ein wesentlicher Grund dürfte die Schulzeitverkürzung an den Gymnasien sein.
Zur detaillierten Fassung

Der Brexit und Donald Trump haben der Anziehungskraft, die Großbritannien und die USA auf Jugendliche haben, nicht geschadet: Nach wie vor zählen beide Länder zu den beliebtesten Zielen von Teenagern, die zeitweise im Ausland zur Schule gehen (Grafik):

Im Schuljahr 2017/18 wählten von den Schülern, die ihren Austausch über eine der Organisationen des Arbeitskreises gemeinnütziger Jugendaustausch (AJA) absolviert haben, mehr als 1.200 einen Aufenthalt in den USA. So viele deutsche Austauschschüler verbrachten im Schuljahr 2017/18 zwischen sechs und zwölf Monate im Ausland Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Insgesamt verbrachten im vergangenen Schuljahr rund 2.900 Jugendliche aus Deutschland sechs bis zwölf Monate im Ausland, arrangiert von einer der sechs im AJA vertretenen Organisationen. Dazu zählen beispielsweise der Rotary Jugenddienst, Open Door International und das Deutsche Youth For Understanding Komitee. Zählt man auch kürzere Auslandszeiten hinzu, erhöht sich die Zahl der Jugendlichen auf rund 4.500.

Da es in Deutschland aber nicht nur sechs Organisationen, sondern rund 100 Vereine, Institutionen und Unternehmen gibt, die Schüleraustauschprogramme anbieten, lohnt sich ein Blick auf die Weltweiser-Studie des gleichnamigen Verlags und Bildungsberatungsdienstes. Diese Studie hat Daten von mehr als 90 Prozent aller in Deutschland ansässigen Austauschorganisationen ausgewertet und kommt zu folgendem Ergebnis:

Laut Weltweiser nahmen 2016/2017 rund 12.650 deutsche Schüler an einem mindestens dreimonatigen Austauschprogramm mit Besuch an einer öffentlichen Schule teil.

Auch die Weltweiser-Daten zeigen, dass die USA und ihre Highschools mit Abstand (rund 5.700 Teilnehmer) die erste Wahl deutscher Austauschschüler sind. An zweiter und dritter Stelle folgen Kanada (knapp 2.000 Teilnehmer) und Neuseeland (rund 1.200 Teilnehmer), Großbritannien landet auf Platz vier (870 Teilnehmer). Gezählt wurden ausschließlich Schüler, die mit einer deutschen Austauschorganisation an einem Schüleraustauschprogramm an einer öffentlichen Schule im Ausland teilnahmen. Zählt man auch jene hinzu, die über Privatschul- und Internatsprogramme ins Ausland gingen oder ihren Besuch privat organisiert haben, steigt die Zahl auf zirka 16.400.

Austauschschüler meist weiblich

Austauschschüler sind in der Regel zwischen 15 und 17 Jahre alt und in der Mehrheit weiblich:

Etwa zwei Drittel aller Schüler aus Deutschland, die eine Zeit lang im Ausland zur Schule gehen, sind Mädchen.

Die von Weltweiser erfassten Programme sehen in der Regel keinen Gegenbesuch in Deutschland vor; der Großteil der Austauschschüler wohnt bei einer Gastfamilie.

Die USA sind für deutsche Austauschschüler das beliebteste Ziel.

Entstanden ist die Idee des Schüleraustauschs übrigens schon kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Damals ging es vor allem um die Völkerverständigung und die Versöhnung mit den USA. Vier Mitglieder des Arbeitskreises gemeinnütziger Jugendaustausch haben damals den langfristigen – also den einjährigen – Schüleraustausch ins Leben gerufen. Heute organisiert der AJA Auslandsaufenthalte in mehr als 50 Ländern, darunter sind auch weniger populäre Staaten in Südosteuropa, Asien und Afrika.

Gastaufenthalte von einem Jahr werden allerdings immer seltener. Großen Anklang finden derzeit kürzere Programme mit bis zu drei oder vier Monaten. Generell geht die Nachfrage zurück:

Zwischen 2009 und 2011 nahmen bundesweit jährlich noch rund 20.000 Jugendliche an einem Schüleraustausch teil, seit sechs Jahren werden es immer weniger.

Ein wesentlicher Grund dafür dürfte die Schulzeitverkürzung an den Gymnasien sein, denn das sogenannte G8 hat die Zeiträume für einen möglichen Auslandsaufenthalt stark eingeschränkt. Schüler anderer weiterführender Schulformen können diese Lücke nicht füllen, denn Jugendliche nicht gymnasialer Schulzweige sind im Schüleraustausch unterrepräsentiert.

Das könnte Sie auch interessieren

Meistgelesene