Flüchtlinge sind mehr als nur Hilfsarbeiter
Im Oktober 2017 waren in Deutschland mehr als 200.000 Zuwanderer aus acht nicht europäischen Herkunftsländern sozialversicherungspflichtig beschäftigt – die meisten davon arbeiteten im Mittelstand.
- Im Sommer 2017 waren in Deutschland fast 160.000 Zuwanderer aus acht nicht europäischen Herkunftsländern sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
- Rund drei Viertel von ihnen arbeiteten in kleinen und mittleren Betrieben.
- Fast sechs von zehn Beschäftigten aus den acht untersuchten Herkunftsländern haben einen anerkannten Ausbildungs-, Fortbildungs- oder Studienabschluss.
Integration kann funktionieren – das zeigt die Arbeitsmarktstatistik für die acht nicht europäischen Asylherkunftsländer Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien: Im Vergleich zum Vorjahr hatten im Juni 2017 – aktuellere differenzierte Daten gibt es nicht – immerhin fast 55.000 mehr Menschen aus diesen Ländern einen Job. Allerdings stecken in der Gesamtzahl von 157.000 Beschäftigten auch Auszubildende und Praktikanten in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung.
Mittelstand beschäftigt viele Flüchtlinge
Die Daten der Bundesagentur für Arbeit zeigen auch, dass sich kleine Betriebe (1 bis 9 Beschäftigte) und mittlere Unternehmen (10 bis 249 Mitarbeiter) bei der Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt besonders hervortun (Grafik):
Fast 76 Prozent der Beschäftigten aus den acht Herkunftsländern arbeiten in kleinen und mittleren Betrieben (KMU) – damit ist der Anteil knapp 9 Prozentpunkte höher als bei allen Beschäftigten in Deutschland.
Folglich ist das Engagement der großen Unternehmen (ab 250 Beschäftigten) entsprechend geringer; es geht allerdings mit einer guten Arbeitsteilung einher: Denn viele Flüchtlinge in diesen Unternehmen werden durch Praktika und Einstiegsqualifizierungen auf das Arbeitsleben in Deutschland vorbereitet und nehmen anschließend in den KMU eine Arbeit auf oder beginnen eine Ausbildung.
Wo die Zuwanderer arbeiten
Die höchsten Beschäftigungsquoten hat der Wirtschaftszweig „Sonstige Dienstleistungen“. Dazu zählen zum Beispiel Wach- und Sicherheitsdienste, die Gebäudebetreuung sowie der Garten- und Landschaftsbau:
In diesen Branchen arbeiteten im Frühjahr 2017 fast 24 Prozent der Menschen aus den acht untersuchten Herkunftsländern – der Anteil war damit gut dreimal so hoch wie unter allen Beschäftigten in Deutschland.
Allein in der Zeitarbeit, die ebenfalls zu den sonstigen Dienstleistungen zählt, arbeiten fast 12 Prozent dieser zugewanderten Beschäftigten. Auch das ist eine gut viermal so hohe Quote wie bei allen Beschäftigten. Zeitarbeit bietet ihnen eine gute Option zum Einstieg in den Arbeitsmarkt.
Gut jeder zweite sozialversicherungspflichtig beschäftigte Zuwanderer hat einen anerkannten Ausbildungs-, Fortbildungs- oder Studienabschluss.
Sogar fünfmal so hoch ist die Beschäftigungsquote von Zugewanderten im Vergleich zu allen Beschäftigten im Gastgewerbe – kein Wunder, denn in dieser Branche sind Ausländer traditionell besonders stark vertreten.
Viele Zuwanderer sind Fachkräfte
Anders als gemeinhin vermutet, müssen sich die Zuwanderer keineswegs nur als Hilfsarbeiter verdingen. Ganz im Gegenteil:
Mehr als die Hälfte der Beschäftigten aus den acht untersuchten Herkunftsländern hat einen anerkannten Ausbildungs-, Fortbildungs- oder Studienabschluss.
Das spiegelt sich auch in den Beschäftigungsverhältnissen wider:
- Fast 41 Prozent der zugewanderten Beschäftigten arbeiten als Fachkraft;
- knapp 9 Prozent üben einen Beruf aus, der ein Diplom, einen Master- oder einen Bachelorabschluss mit Berufserfahrung erfordert;
- rund 4 Prozent arbeiten auf einer Stelle, für die ein Fortbildungsabschluss wie Meister, Techniker oder Fachschulabschluss benötigt wird.
Allerdings gibt es damit auch einen Anteil von 46 Prozent, die als Helfer ohne abgeschlossene Berufsausbildung beschäftigt sind.
Trotz erster Erfolge – die Zahl der arbeitslosen Zuwanderer aus den acht Herkunftsländern ist Ende 2017 auf 182.000 gesunken – steckt die Arbeitsmarktintegration in Deutschland generell noch in den Kinderschuhen. Zugewanderte mit Ausbildung oder Studium und guten Deutschkenntnissen hatten zunächst die besten Chancen, schnell in Lohn und Brot zu kommen und machen daher den größten Teil der aktuell gut 200.000 Beschäftigten aus.
Intensiv gefördert werden muss vor allem durch Sprach- und Integrationskurse sowie Praktika und Qualifizierungen in Betrieben. Insbesondere die Zeitarbeit kann eine gute Brücke in den deutschen Arbeitsmarkt sein. Deshalb sollte das temporäre Beschäftigungsverbot für Menschen aus Drittstaaten aufgehoben werden.
Informationen rund um die Beschäftigung von Geflüchteten erhalten Unternehmen beim Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung unter kofa.de/fluechtlinge