Ukraine-Krise Lesezeit 2 Min.

EU-Staaten wichtige Handelspartner für Russland

Sollte es infolge der Ukraine-Krise zu gegenseitigen Sanktionen durch die Europäische Union und Russland kommen, würde das die russische Wirtschaft in höherem Maße schwächen – doch auch Deutschland könnte aufgrund seiner Abhängigkeit von russischen Rohstoffen im Energiesektor Probleme bekommen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die EU-Staaten sind wichtige Handelspartner für Russland, weswegen Sanktionen infolge der Ukraine-Krise die russische Wirtschaft belasten würden.
  • Die hohe Abhängigkeit im Energiesektor macht aber auch die EU und vor allem Deutschland verwundbar, im Ernstfall könnte es zu einer Energieknappheit kommen.
  • Um eine Sanktionsspirale zu verhindern, sollte eine schnelle Deeskalation der Lage das oberste Ziel aller Beteiligten sein.
Zur detaillierten Fassung

Seit der Krim-Annexion und dem Beginn des Konflikts in der Ostukraine im Jahr 2014 haben sich die Handelsbeziehungen zwischen Russland und den EU-Staaten merklich abgekühlt. Sollte sich die aktuell angespannte Lage an der russisch-ukrainischen Grenze noch weiter zuspitzen und das russische Militär – entgegen den offiziellen Beteuerungen des Landes – in die Ukraine einmarschieren, würde das die wirtschaftlichen Beziehungen auf eine noch härtere Probe stellen.

Dabei ist Russland auf ein gutes Wirtschaftsverhältnis mit dem Westen angewiesen: Mit 192,3 Milliarden Dollar machte der russische Handel mit der EU im Jahr 2020 rund ein Drittel des gesamten Handelsvolumens des Landes aus – damit ist der europäische Staatenverbund mit Abstand Russlands größter Handelspartner.

Vor der Krim-Annexion belief sich der gesamte Handel zwischen der EU und Russland 2013 sogar noch auf 393 Milliarden Dollar – die darauffolgenden Sanktionen der EU-Staaten, die Corona-Krise sowie der zeitweise stark gesunkene Ölpreis haben in den vergangenen Jahren aber deutliche Spuren hinterlassen.

Die EU-Staaten sind wichtige Handelspartner für Russland, weswegen Sanktionen infolge der Ukraine-Krise die russische Wirtschaft belasten würden.

Innerhalb der EU ist Deutschland ein besonders wichtiger Handelspartner Russlands (Grafik):

7,4 Prozent des russischen Außenhandelsvolumens entfielen 2020 auf die Bundesrepublik.

So viel Prozent des russischen Außenhandelsvolumens entfielen 2020 auf diese Länder Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Nur mit China handelt das größte Flächenland der Erde mehr, das Reich der Mitte steht für fast ein Fünftel des russischen Außenhandels.

Russland ist wichtiger Energielieferant für Deutschland

Umgekehrt betrachtet sieht es indes etwas anders aus: Bei den deutschen Handelspartnern rangiert Russland eher unter ferner liefen, der Anteil am gesamten Außenhandel der Bundesrepublik betrug 2020 lediglich 2 Prozent.

Das heißt allerdings nicht, dass Deutschland im Ernstfall komplett auf den Handel verzichten könnte – denn Russland ist der größte Energielieferant der Bundesrepublik: Knapp die Hälfte aller russischen Exporte nach Deutschland bestanden 2020 aus Gas, Öl oder Kohle. Und vor allem Erdgas, auf das Deutschland momentan stark als Brückentechnologie zur Klimaneutralität baut, lässt sich kurzfristig schwer von anderswo beziehen.

Etwaige weitere Handelssanktionen dürften die russische Wirtschaft daher zwar relativ stärker treffen, die hohe Abhängigkeit im Energiesektor macht die EU und vor allem Deutschland aber verwundbar: Sollte sich der Ukraine-Konflikt verschärfen, könnte es hierzulande zu einer Energieknappheit und damit zu weiter steigenden Energiepreisen kommen. Um eine Sanktionsspirale zu verhindern, sollte eine schnelle Deeskalation deswegen das oberste Ziel aller Beteiligten sein.

Das könnte Sie auch interessieren

Meistgelesene