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Unternehmen beurteilen Lage und Aussichten positiv

Nach vielen Rückschlägen im Zuge der Corona-Pandemie sind die Unternehmen in Deutschland inzwischen wieder in deutlich besserer Verfassung, wie die aktuelle Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt. Auch die Aussichten sind überwiegend positiv – mit einigen Abstufungen zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Auch wenn die deutsche Wirtschaft die Pandemie noch nicht abhaken kann, ist die Produktionslage in rund der Hälfte der Unternehmen wieder besser als vor einem Jahr. Dies geht aus der aktuellen IW-Konjunkturumfrage hervor.
  • Die Aussichten haben sich ebenfalls weiter aufgehellt – quer durch alle Branchen. Insgesamt rechnen mittlerweile 51 Prozent der befragten Firmen für 2021 mit einer höheren Produktion als 2020.
  • Eine relative Mehrheit der Unternehmen will zudem wieder mehr investieren und die Zahl ihrer Mitarbeiter erhöhen.
Zur detaillierten Fassung

Abhaken kann die deutsche Wirtschaft die Corona-Pandemie noch nicht. Nach wie vor gelangen wichtige Vorleistungen aufgrund globaler Logistikprobleme nur verzögert oder gar nicht zu den Unternehmen (siehe "Vorleistungen für Unternehmen sind knapp"). Und es bleibt abzuwarten, ob neue Virusmutationen trotz der fortschreitenden Impfkampagne zu neuen Infektionswellen führen, die auch die deutsche Wirtschaft erneut ausbremsen. Fürs Erste jedoch stehen die Zeichen auf Erholung, wie die aktuelle Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt (Grafik):

Aktuell geben 46 Prozent der vom IW befragten Firmen an, dass ihre Produktionslage besser ist als vor einem Jahr – nur 19 Prozent sagen, die Situation habe sich verschlechtert.

So viel Prozent der Unternehmen bewerten ihre Lage sowie die Aussichten bezüglich Produktion, Investitionen und Beschäftigung wie folgt Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Bei der vorangegangenen Umfrage im Frühjahr lag der Anteil der positiven Meldungen noch um 6 Prozentpunkte unter dem der negativen Lageberichte.

Auch mit Blick auf die Investitionen und die Beschäftigung halten die Unternehmen mittlerweile überwiegend die Daumen hoch. Die deutliche Verbesserung gegenüber der IW-Umfrage vom Frühjahr dürfte nicht zuletzt mit den unterschiedlichen staatlichen Rahmenbedingungen zusammenhän gen, galt damals doch noch ein relativ strenger Lockdown.

Unternehmen sind hoffnungsvoll

Was den Blick nach vorn angeht, war die relative Mehrheit der Unternehmen zwar bereits im Frühjahr 2021 optimistisch, doch zuletzt haben sich die Perspektiven für den weiteren Jahresverlauf noch aufgehellt:

Während im Frühjahr knapp 40 Prozent der Unternehmen für 2021 eine höhere Produktion als 2020 erwarteten, sind es mittlerweile 51 Prozent.

Lediglich 15 Prozent der befragten Betriebe gehen davon aus, dass ihre Fertigung unter dem Niveau von 2020 liegen wird – zum Zeitpunkt der Frühjahrsumfrage rechneten noch 24 Prozent mit einem solchen Negativtrend.

Generell hat sich das Wirtschaftsklima in allen Branchen verbessert – allerdings in unterschiedlichem Maße, wie ein detaillierterer Blick auf die einzelnen Indikatoren verdeutlicht (Grafik):

Produktion. Hier ist die Industrie besonders optimistisch:

59 Prozent der Industriefirmen gehen davon aus, dass ihre Produktionsleistung im Jahr 2021 jene des Vorjahres übertreffen wird, nur 13 Prozent erwarten einen sinkenden Output.

So viel Prozent der Unternehmen in Deutschland erwarten für das Gesamtjahr 2021 gegenüber 2020 diese Entwicklung der Produktion, der Investitionen und der Beschäftigung Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Der Saldo aus positiven und negativen Erwartungen hat sich gegenüber dem Frühjahr nahezu verdoppelt. Bemerkenswert ist auch, dass Grundstoff-, Investitionsgüter- und Konsumgüterhersteller gleichermaßen zuversichtlich sind. Gestützt wird dies auch von den verbesserten Exportperspektiven – 44 Prozent der Industriebetriebe gehen für dieses Jahr von steigenden Ausfuhren aus, nur 13 Prozent befürchten einen Rückgang.

Die meisten Unternehmen des Dienstleistungssektors rechnen inzwischen ebenfalls wieder mit besseren Geschäften im laufenden Jahr – wobei zu berücksichtigen ist, dass in vielen Sparten über Monate hinweg erhebliche coronabedingte Einschränkungen galten.

In der Bauwirtschaft hat sich seit dem Frühjahr zwar ebenfalls der Anteil der Firmen mit positiven Erwartungen erhöht, aber auch jener der skeptischen Firmen. Der Saldo beträgt hier lediglich 12 Prozentpunkte. Die verhaltenen Einschätzungen dürften zum einen die weniger schlechte Ausgangslage im vergangenen Jahr widerspiegeln, zum anderen aber auch die Sorge vor Engpässen bei Materiallieferungen.

Investitionen. Auch hier unterscheiden sich Industrie und Dienstleister in ihrer Erwartungshaltung kaum – 44 beziehungsweise 45 Prozent der Unternehmen wollen in diesem Jahr mehr investieren als 2020, nur 17 respektive 16 Prozent planen niedrigere Ausgaben. Wiederum zeigt sich das Baugewerbe zurückhaltender, wobei die Investitionstätigkeit in dieser Branche im vergangenen Jahr auch weniger gelitten hat als in den anderen Wirtschaftszweigen.

Beschäftigung. Jedes zweite Unternehmen im Servicesektor plant, 2021 die Mitarbeiterzahl zu erhöhen – keine andere Branche meldet einen so hohen Wert. Allerdings ist auch dieser Befund vor dem Hintergrund der Pandemiefolgen zu betrachten, mussten doch im vergangenen Jahr viele Dienstleistungsbetriebe ihre Türen schließen. Die Folge:

Von den gut 450.000 Arbeitsplätzen, die in Deutschland im Schnitt des Jahres 2020 gegenüber 2019 abgebaut wurden, entfielen mehr als 260.000 auf den Dienstleistungssektor.

Entsprechend hoch ist bei den Dienstleistern der Nachholbedarf in Sachen Personal. Das offensichtlichste Beispiel ist wohl die Gastronomie: Mussten dort viele Servicekräfte, Köche etc. im vergangenen Jahr gehen, so stehen nun vor vielen Gastronomiebetrieben Schilder mit der Aufschrift „Mitarbeiter gesucht“.

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