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Standort D: Verlust an Firmenkapital legt Schwäche offen

Im Jahr 2023 hat Deutschland unterm Strich Unternehmenskapital in fast dreistelliger Milliardenhöhe verloren. Auch im internationalen Vergleich ist das ein dramatischer Wert, der die Schwächen des hiesigen Standorts offenlegt. Für die Politik sollte dies ein Weckruf sein.

Kernaussagen in Kürze:
  • Im Jahr 2023 hat Deutschland unterm Strich Unternehmenskapital in Höhe von rund 94 Milliarden Euro verloren.
  • Im internationalen Vergleich flossen zuletzt nur aus Japan noch mehr Direktinvestitionen ab.
  • Die Nachteile am hiesigen Standort sind inzwischen offenbar so groß, dass sich viele deutsche Firmen lieber im Ausland als in ihrer Heimat engagieren.
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Wie schlecht es um die deutsche Wirtschaft derzeit steht, zeigen nicht zuletzt die Kennzahlen der Industrie. Die Produktion lag dort im Dezember 2023 real um rund 9 Prozent unter dem Niveau vom Dezember 2020, als sich die Industrie gerade von der ersten Coronawelle erholt hatte – und der Trend zeigt weiter abwärts.

Deutschland hat offenbar ein erhebliches Problem mit der Qualität des Industriestandorts. Dazu passen die mahnenden Stimmen der Firmen, wonach unter anderem Bürokratie, zu hohe Steuern und der Fachkräftemangel die Investitionstätigkeit hierzulande hemmen.

Im Jahr 2023 flossen per saldo 94 Milliarden Euro an Unternehmenskapital aus Deutschland ab – das war der dritthöchste Wert seit 1971.

All dies hat offenbar längst Konsequenzen für die Strategie der Betriebe, wie die Entwicklung der Direktinvestitionen zeigt (Grafik):

Im Jahr 2023 flossen per saldo 94 Milliarden Euro an Unternehmenskapital aus Deutschland ab.

Zu- und Abflüsse an Direktinvestitionen nach und aus Deutschland in Millionen Euro Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Das war hinter den beiden Vorjahren der dritthöchste Wert in der seit 1971 vorliegenden Zeitreihe der Direktinvestitionsströme – es handelt sich also offenbar nicht um ein kurzfristiges Phänomen.

Wie schlecht die Bundesrepublik dasteht, zeigt sich auch im internationalen Vergleich:

Mit fast 81 Milliarden Dollar verzeichnete Deutschland in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 von allen OECD-Ländern den zweithöchsten Nettoabfluss an Direktinvestitionen – nur Japan kam mit 125 Milliarden Dollar auf einen noch höheren Wert.

Die Daten zeigen auch, dass die deutschen Unternehmen vornehmlich ihre bestehenden Produktionskapazitäten im Ausland ausbauen. Die Nachteile am hiesigen Standort sind inzwischen offenbar so groß, dass viele Firmen sich lieber im Ausland als in ihrer Heimat engagieren.

Die Bundesregierung hat in ihrem jüngsten Jahreswirtschaftsbericht den Handlungsbedarf zwar erkannt, muss nun aber Taten folgen lassen. Als Minimum gilt es, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Unternehmen Planungs- und damit Investitionssicherheit geben.

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