Gleichstellung Lesezeit 2 Min.

Frauenmangel in Führungspositionen

Dass es in den Führungsetagen deutscher Unternehmen noch immer relativ wenige Frauen gibt, hängt nicht nur mit deren Berufswahl zusammen. Eine neue Auswertung des IW-Personalpanels 2017 zeigt, dass sich Frauen auch seltener auf solche Positionen bewerben.

Kernaussagen in Kürze:
  • Laut IW-Personalpanel 2017 sind 29 Prozent der Führungspositionen von Unternehmen in Deutschland mit Frauen besetzt.
  • Überdurchschnittlich hoch ist der Frauenanteil an den Führungskräften im Bereich der gesellschaftsnahen Dienstleistungen, eher niedrig in der Industrie.
  • Allerdings arbeiten in der Industrie auch weit weniger weibliche Beschäftigte und der Frauenanteil an den Bewerbungen auf Führungspositionen ist gering.
Zur detaillierten Fassung

Wenn in der Öffentlichkeit das Thema Frauen in Führungspositionen diskutiert wird, geht es meist um die Spitzenpositionen in großen und börsennotierten Unternehmen der Privatwirtschaft. Und dort fallen die Frauenquoten tatsächlich noch immer eher mau aus:

In den 30 DAX-Unternehmen waren Ende vergangenen Jahres nur rund 13 Prozent der Vorstände weiblich.

Bezogen auf alle Unternehmen in Deutschland ergibt sich jedoch ein anderes Bild: Hier besetzen Frauen fast 29 Prozent der Führungspositionen, wie eine Auswertung des IW-Personalpanels 2017 zeigt.

Allerdings streut der Anteil von Branche zu Branche – die Spanne reicht von rund 17 Prozent in der Metall- und Elektro-Industrie über 27 Prozent bei unternehmensnahen Dienstleistern wie Steuer- und Unternehmensberatungen bis zu 35 Prozent bei gesellschaftsnahen Dienstleistungen, zum Beispiel im Gastgewerbe sowie im Gesundheits- und Sozialwesen.

Im Jahr 2017 hatten die Unternehmen in Deutschland 29 Prozent ihrer Führungspositionen mit Frauen besetzt.

Die Frage, warum so wenige Frauen auf dem Chefsessel sitzen, führt den Suchenden zunächst zu einem altbekannten Phänomen: Frauen wählen traditionell andere Berufe als Männer. In den Unternehmen der gesellschaftsnahen Dienstleistungen zum Beispiel sind fast 54 Prozent aller Beschäftigten Frauen, in der Metall- und Elektro-Industrie dagegen nur knapp 24 Prozent.

Deshalb überrascht es auch nicht, dass die Dienstleister einen deutlich höheren Frauenanteil in den Führungspositionen haben als die M+E-Industrie.

Etwas anders sieht die Sache aus, wenn nicht – wie üblich – der Frauenanteil an allen Beschäftigten zum Vergleich herangezogen wird, sondern wenn man schaut, wie viele Frauen sich überhaupt auf Führungspositionen bewerben (Grafik):

In der Metall- und Elektro-Industrie stammen nur rund 13 Prozent aller Bewerbungen auf Führungspositionen von Frauen – daran gemessen sind sie mit einem Anteil von gut 17 Prozent an allen Führungspositionen sogar überrepräsentiert. Frauenanteil an den Führungspositionen, an den Bewerbungen auf Führungspositionen und an allen Beschäftigten Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Eine mögliche Ursache für den im Durchschnitt der Gesamtwirtschaft geringeren Frauenanteil unter den Bewerbungen könnte darin liegen, dass Frauen zeitlich meist eingeschränkter sind als Männer – zum Beispiel, weil sie ihre Kinder betreuen oder sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern oder weil sie häufiger hauswirtschaftliche Aufgaben übernehmen.

In der übrigen Industrie – einschließlich des Baugewerbes – und bei den unternehmensnahen Dienstleistern halten sich der Frauenanteil an den Bewerbungsquoten und der Frauenanteil an allen Führungspositionen in etwa die Waage.

Das könnte Sie auch interessieren

Meistgelesene