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Energiewende: Selbst ist die EU

Die EU will im Jahr 2030 in der Lage sein, einen großen Teil ihrer benötigten klimafreundlichen Technologien selbst herzustellen. Dafür hat sie Zielmarken für einzelne Schlüsseltechnologien festgelegt und ein Förderprogramm gestartet. Für deutsche Unternehmen ergeben sich dadurch Chancen – wenn der Rahmen stimmt.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die EU will unabhängiger von anderen Ländern und Regionen werden – auch beim Klimaschutz.
  • Mithilfe des Net-Zero Industry Acts sollen künftig Schlüsseltechnologien verstärkt innerhalb der Staatengemeinschaft produziert werden.
  • Die deutsche Industrie könnte davon profitieren, allerdings müssen diverse Probleme des Standorts Deutschland zuvor gelöst werden.
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Unabhängiger von anderen Ländern und Regionen – das möchte die Europäische Union auch beim Erreichen ihrer Klimaziele sein. Mit dem Net-Zero Industry Act (NZIA) zurrt sie nun die Rahmenbedingungen dafür fest. Insgesamt acht Schlüsseltechnologien sollen verstärkt in der Staatengemeinschaft produziert werden. So soll zum Beispiel alles, was für die Elektrolyse benötigt wird, bis 2030 zu 100 Prozent „made in EU“ sein. Für Wärmepumpen liegt die Zielmarke bei 60 Prozent, für Photovoltaikanlagen bei 45 Prozent.

Ausgehend vom erwarteten Bedarf im Jahr 2030 ist die innereuropäische Fertigung teils aber noch weit von den Zielen entfernt (Grafik):

Im Jahr 2022 wurden nur etwa 12 Prozent der Menge der Batteriezellen, die 2030 voraussichtlich in der EU gebraucht werden, auch hier hergestellt. Angestrebt wird ein Anteil von 90 Prozent.

So viel Prozent des für 2030 erwarteten EU-Bedarfs dieser grünen Technologien konnten im Jahr 2022 durch europäische Fertigungskapazitäten abgedeckt werden Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Besser sieht es bei den Wärmepumpen aus. Hier soll der EU-Anteil 2030 bei 60 Prozent liegen, aktuell werden bereits 27 Prozent des in Zukunft erwarteten Bedarfs in den Mitgliedsstaaten produziert.

Weniger Bürokratie, schnellere Genehmigungen, mehr Förderung – die EU will klimafreundliche Technologien massiv ausbauen.

Damit es nicht bei Zielvorgaben bleibt, unterstützt die EU die Mitgliedsländer und die dortigen Firmen auf dem Weg zu mehr klimafreundlicher Produktion. Im Rahmen des NZIA will die EU die bürokratischen und administrativen Hürden verringern, Genehmigungsverfahren beschleunigen und den EU-Staaten mehr Spielraum geben, um Branchen zu fördern, die klimafreundliche Technologien produzieren.

Aus deutscher Sicht sind die Chancen für hiesige Unternehmen, von den EU-Zielen zu profitieren, grundsätzlich gut. Die größten Pluspunkte hierzulande sind die hohe wirtschaftliche Spezialisierung und die Exportausrichtung. So war Deutschland zum Beispiel im Bereich der technischen Maschinen und Anlagen, zu dem auch Elektrolyseure zählen, lange Weltmarktführer und hat heute noch einen hohen Marktanteil von 9 Prozent.

Allerdings trüben diverse Probleme des Standorts Deutschland die Perspektiven. Das fängt bei der bröckelnden Infrastruktur an und geht über die hohen Energiepreise bis hin zu ausufernder Bürokratie.

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