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Außenhandel Lesezeit 2 Min.

Zölle in der Pharmaindustrie: Mit Risiken und Nebenwirkungen

US-Präsident Trump droht mit Zusatzzöllen auf Pharmaimporte, obwohl die Branche in den USA auf Einfuhren angewiesen ist. Auch könnten durch eine solche Maßnahme Medikamente in den Vereinigten Staaten entgegen Trumps bisherigen Ankündigungen teurer werden.

Kernaussagen in Kürze:
  • US-Zölle stehen für die Pharmaindustrie im Raum. Damit würden sich die Vereinigten Staaten aber selbst schaden, da sie auf Einfuhren von Vorprodukten angewiesen sind.
  • Präsident Trump will durch die Zölle unter anderem die Arzneimittelproduktion (wieder) ins eigene Land verlagern. Aufgrund hoher Herstellungskosten in den USA ist das aber unrealistisch.
  • Einfuhrzölle könnten zudem die Entkoppelung der Forschungs- und Produktionsstandorte verstärken und damit den möglichen Schaden für Deutschland, Europa und die USA erhöhen.
Zur detaillierten Fassung

Zölle hier, Zölle da – die zusätzlichen Abgaben sind das wirtschaftspolitische Lieblingsthema von US-Präsident Donald Trump. So will er sowohl die seiner Meinung nach unfairen Handelsbilanzdefizite der USA ausgleichen als auch Firmen dazu bewegen, sich (wieder) in den Vereinigten Staaten anzusiedeln. Auch für die Pharmaindustrie stehen zusätzliche Abgaben im Raum.

Damit würden sich die USA aber selbst schaden, denn sie sind auf Vorprodukte aus dem Ausland angewiesen (Grafik):

Im Jahr 2022 importierten die Vereinigten Staaten für ihre eigene Pharmaherstellung knapp 87 Prozent der pharmazeutischen Vorprodukte.

So viel Prozent der US-Importe von pharmazeutischen Vorprodukten im Wert von 35,8 Milliarden Euro im Jahr 2022 stammten aus diesen Ländern Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Der Gesamtwert dieser Importe belief sich auf 35,8 Milliarden Euro. Europa spielt dabei eine große Rolle: Knapp 29 Prozent der importierten Vorleistungen stammten aus Irland, die Schweizer lieferten 17 Prozent und aus Deutschland kamen weitere knapp 6 Prozent.

Einfuhrzölle auf Arzneimittel würden die Gefahr einer Entkoppelung der Forschungs- und Produktionsstandorte verstärken und damit den möglichen Schaden für Deutschland, Europa und die USA erhöhen.

Doch pharmazeutische Vorprodukte durch eigene Herstellung zu ersetzen, wie es sich Trump vorstellt, ist kurzfristig nicht möglich. Gerade der Aufbau zusätzlicher Produktionsstätten für Generika ist aufgrund der hohen Herstellungskosten in den USA wenig realistisch.

Sollte es mittel- bis langfristig doch gelingen, die Produktion in den USA auszubauen, würden dadurch die fertigen Medikamente mit großer Wahrscheinlichkeit teurer werden. Das ist wiederum nicht in Trumps Sinne, schließlich will er die Arzneimittelpreise per Dekret um bis zu 90 Prozent senken.

Und was ist mit Europa? Die Einfuhrzölle der USA würden die europäischen Pharmafirmen nicht nur auf einem ihrer wichtigsten Absatzmärkte treffen. Da die Pharmaindustrie international – auch indirekt – stark verflochten ist, besteht vielfach eine gegenseitige Abhängigkeit.

Häufig werden Arzneimittel von Forschern in den USA und Europa gemeinsam entwickelt und auch über mehrere Schritte gemeinsam hergestellt. Dafür werden sie zwischen europäischen und US-amerikanischen Produktionsstandorten hin- und hergeschickt.

Einfuhrzölle auf Arzneimittel würden die Gefahr einer Entkoppelung der Forschungs- und Produktionsstandorte verstärken und damit den möglichen Schaden für Deutschland, Europa und die USA erhöhen. Aus Sicht der Patienten und der Forschung gilt es folglich, Zölle auf pharmazeutische Produkte unbedingt zu vermeiden. Davon muss nun noch der US-Präsident überzeugt werden.

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