Zeitarbeit: Mehrere Vorgaben müssen fallen
Um die Folgen des demografischen Wandels für den Arbeitsmarkt in Deutschland zu mildern, kann Zeitarbeit ein wichtiges Instrument sein. Doch strikte staatliche Regulierungen machen der Branche das Leben schwer. Das muss sich ändern.
- Um knappe Arbeitsressourcen bestmöglich zu nutzen, ist die Zeitarbeit ein effektives Mittel.
- Der Branche setzten in den vergangenen Jahren allerdings verschärfte Vorgaben zu, die Zahl der Zeitarbeitnehmer ist deutlich gesunken.
- Um die Zeitarbeit wieder attraktiver zu machen, sollte die Politik die Höchstüberlassung wieder abschaffen und die Anwerbung außerhalb der Landesgrenzen ermöglichen.
Wenn der demografische Wandel in den kommenden Jahren in Deutschland voll auf dem Arbeitsmarkt durchschlägt, ist es umso wichtiger, die knappen Arbeitsressourcen bestmöglich zu nutzen. Ein effektives Mittel dafür ist die Zeitarbeit, denn sie bietet viel Flexibilität für Unternehmen und Beschäftigte.
Doch in den vergangenen Jahren hat die Bedeutung der Zeitarbeit hierzulande stark abgenommen (Grafik):
Im Jahr 2017 war mehr als eine Million Menschen in Deutschland in Zeitarbeitsfirmen beschäftigt. Sechs Jahre später lag die Zahl nur noch bei knapp 800.000.
Allein mit der Konjunktur lässt sich der Rückgang nicht erklären, vielmehr setzen offenbar auch verschärfte Vorgaben der Branche zu. So sank die Zahl sukzessive seit der neuen Regulierung der Arbeitnehmerüberlassung 2017, mit der Zeitarbeiter nur noch maximal 18 Monate in einem Unternehmen bleiben dürfen.
Zeitarbeit kann Zuwanderern einen Weg in den deutschen Arbeitsmarkt bieten, aktuell lässt die Gesetzeslage das aber nicht zu.
Um die Zeitarbeit wieder attraktiver zu machen, sollte zunächst die Höchstüberlassung wieder abgeschafft werden; so wie es zwischen 2003 und 2017 galt. Die Begrenzung führt lediglich dazu, dass Arbeitnehmern Zuschläge verwehrt bleiben, die sie bei längerer Überlassung erhalten können.
Dazu ist Zeitarbeit in manchen Branchen verboten, etwa im Bauhauptgewerbe. Eine schlüssige Begründung gibt es dafür nicht. Gerade in konjunktur- und auch wetterabhängigen Branchen wie dem Bau könnte Zeitarbeit einen starken positiven Effekt haben. Die Verbote gehören daher aufgehoben.
Ein weiterer Aspekt, um den sich die Politik dringend kümmern muss, ist die Anwerbung außerhalb der Landesgrenzen. Bislang ist es für Zeitarbeitsfirmen aufgrund der Gesetzeslage unmöglich, ausländische Fachkräfte zu suchen und für sich zu gewinnen. Dabei kann die Zeitarbeit interessierten Zuwanderern einen guten Weg in den deutschen Arbeitsmarkt bieten. Angesichts der dramatischen Demografie sollte Deutschland keine Möglichkeit auslassen, neue Arbeitskräfte zu finden.