Der Informationsdienst
des Instituts der deutschen Wirtschaft

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Infrastruktur Lesezeit 3 Min.

Was läuft verkehrt im Verkehrssektor?

Rund acht von zehn Unternehmen in Deutschland sehen sich durch Infrastrukturmängel in ihren betrieblichen Abläufen beeinträchtigt. Der schlechte Zustand der Verkehrsnetze macht ihnen besonders zu schaffen. Um die vielen sanierungsbedürftigen Straßen, Brücken, Bahnnetze und Schleusen wieder auf Vordermann zu bringen, sind deutlich höhere Investitionen nötig als bislang vorgesehen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Von den Unternehmen, die grundsätzlich von Infrastrukturmängeln betroffen sind, berichten mehr als 90 Prozent, dass der Zustand der Straßennetze in Deutschland ein Geschäftshindernis für sie darstellt
  • Rund 70 Prozent aller beeinträchtigten Unternehmen beklagen den Zustand des Schienenverkehrs in Bezug auf ihre Betriebsabläufe.
  • Defekte Schleusen und ein ausgedünnter Flugverkehr sorgen bei je rund einem Drittel der grundsätzlich von Infrastrukturproblemen betroffenen Unternehmen für gestörte Betriebsabläufe.
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Marode Infrastruktur, das klingt abstrakt. Doch in der Realität sorgen Verzögerungen aufgrund von gesperrten Brücken, ausgefallenen Zügen oder schlechtem Internet im schlimmsten Fall dafür, dass in den Unternehmen nicht gearbeitet werden kann: weil Komponenten fehlen, weil die E-Mail des Kunden nicht durchkommt, weil Mitarbeiter am Bahnhof stehen statt am Band.

77 Prozent aller Unternehmen sehen sich in ihren betrieblichen Abläufen durch Einschränkungen im Straßenverkehr behindert. Damit sind desolate Straßennetze und marode Brücken mit Abstand das größte Verkehrsproblem der Betriebe.

Wie sehr solche Infrastrukturmängel Betriebe behindern, hat das IW nun zum vierten Mal erfasst. Im Rahmen des IW-Zukunftspanels wurden 1.076 Unternehmen im Januar und Februar 2025 danach befragt, wie stark sie marode öffentliche Bausubstanz, unzureichendes Internet und Energieausfälle tangieren (Grafik):

Rund 84 Prozent der Unternehmen in Deutschland gaben Anfang 2025 an, aufgrund von Infrastrukturproblemen in ihren Geschäftsabläufen beeinträchtigt zu sein – ein Plus von 5 Prozentpunkten gegenüber der Vorgängerbefragung im Jahr 2022.

So viel Prozent der Unternehmen in Deutschland werden durch allgemeine Infrastrukturprobleme in diesem Maß in ihren betrieblichen Abläufen gestört Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Dass sich die Einschätzung drei Jahre nach 2022 noch weiter verschlechtert hat, ist ein Alarmzeichen für den Standort Deutschland: Denn damals gab es pandemiebedingt erhebliche Störungen in den globalen Logistiknetzwerken, was weltweit zu beträchtlichen Lieferverzögerungen führte.

Mittelgroße Betriebe leiden besonders häufig unter Infrastrukturmängeln

Ein Blick auf die Größenklassen der Unternehmen zeigt, dass insbesondere Betriebe mit einer Mitarbeiterzahl von 50 bis 249 unter Infrastrukturmängeln leiden. Lediglich 12 Prozent der Firmen mit dieser Mitarbeiterzahl sehen sich aktuell nicht von Infrastrukturproblemen beeinträchtigt; in größeren Unternehmen sind es 14 Prozent und in kleineren Firmen mit zehn bis 49 Mitarbeitern sind es 16 Prozent.

Von den Unternehmen, die grundsätzlich von Infrastrukturmängeln betroffen sind, berichten fast alle, dass der Zustand der Straßennetze in Deutschland ein Geschäftshindernis für sie darstellt (Grafik):

Gut 92 Prozent der beeinträchtigten Betriebe – das entspricht 77 Prozent aller Unternehmen – werden in ihren betrieblichen Abläufen durch Einschränkungen im Straßenverkehr behindert.

So viel Prozent der Unternehmen in Deutschland, die durch allgemeine Infrastrukturprobleme beeinträchtigt sind, werden durch Infrastrukturmängel im Verkehrssektor in ihren betrieblichen Abläufen gestört Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Damit sind desolate Straßennetze und marode Brücken mit Abstand das größte Verkehrsproblem der Betriebe. Allerdings kommt auch der Bahnverkehr nicht gut weg: Rund 70 Prozent aller beeinträchtigten Unternehmen beklagen den Zustand des Schienenverkehrs in Bezug auf ihre Betriebsabläufe. Drei Jahre zuvor taten dies nur 35 Prozent. Für diese Entwicklung gibt es eindeutige Gründe:

  1. Lediglich 56 Prozent aller Züge im Personenverkehr sind pünktlich.
  2. Im Güterverkehr sind ebenfalls viele Züge nicht fahrplanmäßig am Ziel. Im alpenquerenden Verkehr etwa kommen sie sehr häufig nicht pünktlich an, oftmals fallen Verbindungen sogar komplett aus.
  3. Annähernd 17 Prozent des Schienennetzes in Deutschland sind sanierungsbedürftig, weitere 35 Prozent weisen Instandsetzungsbedarf auf.

Im Klartext heißt das: Mehr als die Hälfte des deutschen Gesamtnetzes muss in näherer Zukunft angepackt werden, damit wieder ein flächendeckend störungsarmer Bahnbetrieb möglich ist.

Als weitere Probleme kommen der Luft- und Schiffsverkehr hinzu: Defekte Schleusen und ein ausgedünnter Flugverkehr sorgen konkret immerhin bei je rund einem Drittel der grundsätzlich von Infrastrukturproblemen betroffenen Unternehmen für gestörte Betriebsabläufe.

Investitionen in Höhe von gut 10 Milliarden Euro werden aus dem Kernhaushalt verschoben

Die Verkehrsinfrastruktur auf Vordermann zu bringen, wird viel Geld kosten. Grundsätzlich ist das Sondervermögen mit einem Gesamtvolumen von 500 Milliarden Euro auch geeignet, hier für eine nachhaltige Verbesserung zu sorgen. Da jedoch Investitionen in Höhe von gut 10 Milliarden Euro aus dem Kernhaushalt des Verkehrsministeriums in das Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität verschoben werden, ist fraglich, ob der Verkehrssektor so vernünftig auf Vordermann gebracht werden kann.

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