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MINT-Fachkräftelücke Lesezeit 2 Min.

Warum MINT auf dem Arbeitsmarkt gewinnt

Auch wenn die Fachkräftelücke für MINT-Beschäftigte weiter geschrumpft ist, gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Denn die großen Transformationsthemen wie Digitalisierung oder Dekarbonisierung sind ohne genügend qualifizierte Mitarbeiter kaum zu bewerkstelligen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Im April 2025 gab es in Deutschland eine MINT-Arbeitskräftelücke von 163.600 Personen.
  • Der größte Engpass zeigte sich bei den MINT-Facharbeitern, also denjenigen, die eine Berufsausbildung absolviert haben; hier fehlten zuletzt 89.600 Fachkräfte.
  • Wenn so viele MINT-Stellen nicht besetzt werden können, wird es schwer, zeitnah klimafreundliche Technologien und Produkte zu entwickeln, die Digitalisierung voranzutreiben oder in absehbarer Zeit mehr zu bauen.
Zur detaillierten Fassung

Aufgrund der schwachen Konjunktur ist die MINT-Fachkräftelücke in Deutschland zuletzt weiter geschrumpft. Seit Mitte 2022 sinkt die Zahl der bundesweit offerierten MINT-Stellen, die nicht besetzt werden können – im April 2025 lag sie um gut 30 Prozent unter dem Vorjahreswert (Grafik):

Zuletzt gab es in Deutschland in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik eine Arbeitskräftelücke von 163.600 Personen.

So viele Personen mit diesem Qualifikationsniveau fehlten in Deutschland, um alle offenen MINT-Stellen zu besetzen Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Der größte Engpass zeigt sich bei den MINT-Facharbeitern, also denjenigen, die eine Berufsausbildung absolviert haben; hier fehlten im April dieses Jahres 89.600 Fachkräfte. Der MINT-Expertenmangel – in der Regel sind dies Akademiker – betrug 56.600 Personen und der der MINT-Spezialisten – dies sind oftmals Meister oder Techniker – bezifferte sich auf 17.400 Personen.

Wenn MINT-Stellen nicht besetzt werden können, wird es schwer, zeitnah klimafreundliche Technologien und Produkte zu entwickeln, die Digitalisierung voranzutreiben oder in absehbarer Zeit mehr zu bauen.

Doch ein Blick auf die größten Mangelberufe zeigt, warum selbst eine kleiner werdende MINT-Fachkräftelücke problematisch ist: Mit aktuell 57.800 fehlenden Mitarbeitern in den Energie- und Elektroberufen dürfte es schwer werden, klimafreundliche Technologien und Produkte zu entwickeln. Auch die Digitalisierung kommt weniger schnell voran, wenn wie derzeit rund 11.200 MINT-Fachkräfte in IT-Berufen fehlen. Und wie soll in absehbarer Zeit mehr gebaut werden, wenn 26.100 MINT-Beschäftigte in Bauberufen fehlen?

Dabei gibt es viele gute Gründe, eine MINT-Qualifikation zu erwerben:

  1. Mit einer MINT-Ausbildung oder einem MINT-Studium lassen sich überdurchschnittlich hohe Löhne erzielen. So zeigen Daten der Bundesagentur für Arbeit, dass die Medianlöhne von Beschäftigten im MINT-Bereich deutlich höher sind als im Durchschnitt aller Vollzeitbeschäftigten: Ende 2023 – dies sind die neuesten Daten – kam ein sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigter auf einen monatlichen Medianbruttolohn von 3.796 Euro, MINT-Beschäftigte erzielten 4.498 Euro. Betrachtet man die drei MINT-Qualifikationsniveaus getrennt, ist der Lohnabstand zwischen MINT-Fachkräften und allen Fachkräften am größten: Der Medianlohn aller Fachkräfte liegt bei 3.519 Euro, der von MINT-Fachkräften bei 3.856 Euro, das entspricht einem Plus von nahezu 10 Prozent.

MINT: Klassische Aufsteigerstudiengänge

  1. MINT-Studiengänge sind klassische Aufsteigerstudiengänge. Der Anteil der Bildungsaufsteiger – also an Personen mit Hochschulabschluss, deren Eltern keinen akademischen Abschluss haben – beträgt in den Ingenieurwissenschaften rund 66 Prozent. In der Medizin liegt der Anteil bei 57 Prozent, in den Rechtswissenschaften bei 43 Prozent.
  2. Im MINT-Segment gibt es mehr unbefristete Arbeitsverhältnisse und mehr Vollzeit-Beschäftigungsverhältnisse als im Durchschnitt aller Berufe.
  3. Viele Unternehmen gehen von einem steigenden Bedarf an MINT-Fachkräften aus (Grafik):

Um die Dekarbonisierung zu bewältigen, rechnen 35 Prozent der Unternehmen in den kommenden Jahren mit einem höheren Bedarf an IT-Experten, die klimafreundliche Produkte und Technologien entwickeln helfen.

So viel Prozent der Unternehmen rechnen aufgrund der Dekarbonisierung mit einem steigenden Bedarf an Akademikern dieser Studienfachrichtungen in den kommenden fünf Jahren Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Besonders viele Betriebe erwarten einen steigenden Fachkräftebedarf an beruflich qualifizierten MINT-Fachkräften: So geben dies rund 44 Prozent der Unternehmen an, während nur 30 Prozent von einem steigenden Bedarf an beruflich qualifizierten kaufmännischen Fachkräften ausgehen.

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