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Außenhandel Lesezeit 4 Min.

USA sind Deutschlands wichtigster Partner

Die Bundesrepublik und die Vereinigten Staaten pflegen enge Wirtschaftsbeziehungen. So sind die USA der größte Abnehmer deutscher Exportprodukte. Obwohl die internationale Handelspolitik auch unter Joe Biden protektionistisch blieb, waren die USA im ersten Halbjahr 2024 erstmals seit fast einem Jahrzehnt wieder Deutschlands wichtigster Handelspartner bei den Warenein- und -ausfuhren.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die Bundesrepublik und die USA pflegen enge Wirtschaftsbeziehungen – sowohl mit Blick auf den Warenhandel als auch bei Dienstleistungen sowie den Direktinvestitionen.
  • So sind die Vereinigten Staaten der größte Abnehmer deutscher Exportprodukte.
  • Im Jahr 2023 tauschte Deutschland Dienstleistungen im Wert von 125 Milliarden Euro mit den USA aus. Diese waren damit der mit Abstand wichtigste Handelspartner Deutschlands.
Zur detaillierten Fassung

Der Countdown zur Präsidentschaftswahl läuft: Am Dienstag, den 5. November 2024, sind rund 240 Millionen wahlberechtigte US-Bürger aufgerufen, ihren Stimmzettel abzugeben. Mal wieder ist die amerikanische Politik äußerst spannend: Kamala Harris, die für die Demokraten antritt, liegt laut Wahlumfragen nur knapp vor dem Republikaner und Ex-Präsidenten Donald Trump.

In der ersten Hälfte des laufenden Jahres waren die USA zum ersten Mal seit 2015 wieder Deutschlands größter Partner beim Warenhandel insgesamt.

Und selbst wenn Harris mehr Wählerstimmen erhalten sollte als ihr Gegenkandidat, ist sie damit noch längst nicht das neue Staatsoberhaupt: Im Wahlsystem der USA braucht der zukünftige Präsident eine Mehrheit von mindestens 270 der insgesamt 538 Wahlleute. Der US-Präsident wird somit nicht direkt vom Volk gewählt, sondern indirekt durch das Wahlmännergremium (Electoral College), die den neuen Präsidenten oder die neue Präsidentin 41 Tage nach dem offiziellen Wahltag in geheimer Abstimmung wählen.

Die Zahl der Wahlleute variiert in den Bundesstaaten je nach Bevölkerungsstärke. Wer mehr Stimmen in einem Bundesstaat erhält, bekommt automatisch alle Wahlleute aus jenem Staat zugerechnet. Dieses Mehrheitswahlsystem hat etwa Hillary Clinton, die 2016 landesweit mehr Wählerstimmen als Trump erhielt, den Einzug ins Weiße Haus gekostet.

Protektionistische Handelspolitik

Obwohl Trump in seiner Amtszeit die Zuverlässigkeit der USA als globaler Partner vielfach infrage stellte und unter Präsident Joe Biden der Kurs der US-Handelspolitik ebenfalls protektionistisch blieb – wenn auch deutlich weniger konfrontativ –, sind die Vereinigten Staaten ein besonders wichtiger Wirtschaftspartner für Deutschland. Das zeigt sich sowohl bei den Warenein- und -ausfuhren als auch beim Dienstleistungshandel und den Direktinvestitionen. Im Einzelnen:

Der Warenhandel: In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Wert des transatlantischen Warenhandels fast verdreifacht: Im Jahr 2023 wurden zwischen der EU und den USA Güter im Wert von knapp 850 Milliarden Euro ausgetauscht. Davon entfiel gut ein Viertel auf die deutsche Wirtschaft – das heißt, dass im vergangenen Jahr zwischen Deutschland und den USA Güter im Wert von 230 Milliarden Euro verschickt wurden (Grafik):

In erster Linie werden in großem Umfang Produkte der Automobilindustrie, des Maschinenbaus sowie chemische und pharmazeutische Produkte in beiden Richtungen gehandelt.

So viel Prozent der deutschen Warenexporte in die Vereinigten Staaten bzw. der deutschen Warenimporte aus den Vereinigten Staaten entfielen im Jahr 2023 auf diese Branchen Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Während China trotz sinkender Importzahlen nach wie vor der wichtigste Lieferant von Importwaren nach Deutschland bleibt, sind die Vereinigten Staaten mit großem Abstand der wichtigste Abnehmer von Exportprodukten made in Germany. Der Anteil der deutschen Warenausfuhren, die an Kunden in den USA gehen, ist zweistellig in der Automobilindustrie und im Maschinenbau. Die Pharmaindustrie setzt sogar fast ein Viertel ihrer Exporte in den USA ab. Auch Exportprodukte wie Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse sowie elektrische Ausrüstungen werden zu fast einem Zehntel Richtung Vereinigte Staaten verschifft.

Blick auf die Bundesländer

Die bedeutende Rolle der USA im Warenhandel zeigt auch ein Blick auf die einzelnen Bundesländer: Für alle von ihnen mit Ausnahme Sachsens sind die USA als Exportzielland wichtiger als China. Auf der Importseite hat China als Warenlieferant für die meisten Bundesländer eine größere Bedeutung – nur Hessen, Hamburg und das Saarland beziehen wesentlich mehr Waren aus den USA als aus China.

An all dem dürfte sich 2024 nichts ändern – im Gegenteil: In der ersten Hälfte des laufenden Jahres waren die USA zum ersten Mal seit 2015 wieder Deutschlands größter Partner beim Warenhandel insgesamt.

Der Dienstleistungshandel. Im Jahr 2023 tauschte Deutschland Dienstleistungen – etwa in den Bereichen Forschung, Beratung und Transportwesen – im Wert von 125 Milliarden Euro mit den USA aus. Diese waren damit der mit Abstand wichtigste Handelspartner Deutschlands, gefolgt vom Vereinigten Königreich mit 71 Milliarden Euro. Obwohl der Dienstleistungshandel zwischen Deutschland und China in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen hat, liegt sein Niveau immer noch weit unter dem des transatlantischen Dienstleistungshandels (Grafik):

Deutschland exportierte zuletzt dreieinhalbmal mehr Dienstleistungen in die USA als nach China. Die entsprechenden deutschen Importe aus den USA waren sogar fünfmal höher als jene aus China.

So viel Prozent der Dienstleistungsexporte und -importe wickelte Deutschland im Jahr 2023 mit diesen Ländern ab Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Die Direktinvestitionen. Mit 27 bis 28 Prozent waren die USA im Zeitraum von 2010 bis 2022 das wichtigste Zielland für deutsche Direktinvestitionen. Im Jahr 2022 waren insgesamt 5.957 deutsche Unternehmen in den Vereinigten Staaten aktiv, ihre Direktinvestitionsbestände beliefen sich auf 424 Milliarden Euro. Die deutschen Unternehmen in den USA beschäftigten im Jahr 2022 direkt 932.000 Mitarbeiter und erzielten einen Jahresumsatz von rund 700 Milliarden Euro.

Zum Vergleich: Der Anteil deutscher Direktinvestitionsbestände in China lag im Jahr 2022 bei 7,9 Prozent, was 122 Milliarden Euro entspricht. Deutsche Unternehmen in China beschäftigten 2022 rund 800.000 Mitarbeiter direkt, ihr Jahresumsatz dort betrug 429 Milliarden Euro.

Umgekehrt investieren die US-Unternehmen zwar weniger Geld in Deutschland als deutsche Unternehmen in den USA, doch deutlich mehr als China (Grafik):

Nach einem Einbruch rund um die Finanz- und Eurokrise Mitte der 2010er Jahre stieg der Anteil der USA an allen Direktinvestitionen in Deutschland wieder auf 10,7 Prozent im Jahr 2022, was rund 73 Milliarden Euro entspricht.

So viel Prozent der Direktinvestitionsbestände waren in den USA investiert bzw. stammten aus den USA Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Im Jahr 2022 waren insgesamt 1.407 US-Unternehmen in Deutschland aktiv, wo sie rund 200.000 Mitarbeiter direkt beschäftigten und einen Jahresumsatz von 113 Milliarden Euro erwirtschafteten. Chinas Anteil an den ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland betrug 2022 nur 0,7 Prozent. Die 221 hier engagierten chinesischen Unternehmen beschäftigten rund 25.000 Personen direkt und erzielten einen Umsatz von 10 Milliarden Euro.

Chinesische Firmen engagieren sich in Deutschland am stärksten in der Herstellung von Kraftwagen und -teilen sowie von elektrischer Ausrüstung. Die US-Direktinvestitionsbestände sind besonders hoch in der Herstellung von Mess- und Kontrollgeräten, Uhren und elektromedizinischen Geräten sowie der Herstellung chemischer und pharmazeutischer Erzeugnisse.

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