Berufsausbildung Lesezeit 2 Min.

Unternehmen senken Ansprüche an Azubis

Viele Unternehmen in Deutschland haben Probleme, Auszubildende zu finden. Um zumindest einen Teil ihrer offenen Ausbildungsstellen zu besetzen, machen einige Firmen Kompromisse bei der Bewerberauswahl.

Kernaussagen in Kürze:
  • Viele Unternehmen in Deutschland haben aufgrund qualifikatorischer, regionaler oder beruflicher Mismatches Probleme damit, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen.
  • Bei den formalen Qualifikationen sowie beim Unterstützungs- und Förderbedarf der Bewerber gehen die meisten Betriebe bereits Kompromisse ein.
  • Um weitere Azubis zu gewinnen, sollten das Jugendwohnen sowie der Personennahverkehr weiter ausgebaut werden und es braucht praktische Angebote, die über die Berufsausbildung informieren.
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Die Suche nach Azubis ist schwierig: Im Jahr 2023 konnten rund 18 Prozent der ausbildenden Unternehmen nur einen Teil, mehr als ein Viertel sogar keine der angebotenen Ausbildungsstellen besetzen.

Drei Gründe hierfür hat das IW genauer betrachtet:

1. Qualifikatorischer Mismatch: Die Ausbildungsbewerber verfügen nicht über die von den Unternehmen gewünschte Vorbildung.

Um qualifikatorische Mismatches zu reduzieren, gehen einige Betriebe Kompromisse bei der Bewerberauswahl ein (Grafik):

Knapp 70 Prozent der Unternehmen ohne ausreichend viele Bewerbungen stellen Azubis ein, die nicht über alle geforderten Kompetenzen verfügen.

So viel Prozent der Unternehmen in Deutschland stellen auch Jugendliche mit diesem Unterstützungsbedarf ein Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Hierbei werden unter anderem Kompromisse hinsichtlich formaler Qualifikationen wie der Höhe des Schulabschlusses gemacht.

Rund ein Viertel der Firmen bildet auch Azubis mit erheblichem Unterstützungs- und Förderbedarf aus.

Selbst Unternehmen mit ausreichend vielen Bewerbern zeigen sich flexibel: Knapp die Hälfte stellt Azubis ein, die nicht die geforderten Kompetenzen aufweisen, und rund ein Drittel entscheidet sich für Bewerber mit erheblichem Unterstützungs- und Förderbedarf. Hierbei dürfte eine Rolle spielen, ob die Unternehmen über ausreichende Ressourcen verfügen, passende Unterstützung beispielsweise bei Lernrückständen oder Sprachschwierigkeiten zu leisten.

Sowohl die Unternehmen mit als auch jene ohne ausreichend viele Ausbildungsbewerber gehen bei der Wahl ihrer künftigen Azubis Kompromisse ein.

Trotz dieser Zugeständnisse haben viele Betriebe aber weiterhin Besetzungsprobleme. Deshalb ist es wichtig, auch andere Ursachen dafür zu beheben:

2. Regionaler Mismatch: Die Ausbildungsbewerber suchen nicht in der Region, in der die Stellen ausgeschrieben sind.

Um regionale Mismatches zu verringern, muss die Mobilität der Azubis erhöht werden. Durch das Azubi-Ticket können sie zumindest kleinere Distanzen gut überbrücken und ihren Suchradius erweitern – jedoch nur in Städten mit einem gut ausgebauten Nahverkehr.

Für Jugendliche, deren gewünschte Ausbildungsstelle weiter entfernt ist, kommt dagegen das Jugendwohnen infrage. Allerdings ist dieses Angebot, günstig am Ausbildungsort wohnen zu können, in Deutschland bisher zu selten.

3. Beruflicher Mismatch: Die beruflichen Interessen der Bewerber passen nicht zu den angebotenen Ausbildungsstellen.

Diesem Problem können ein gutes Ausbildungsmarketing sowie Berufsorientierung mit praxisnahen Angeboten wie Praktika und Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen entgegenwirken.

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