Unternehmen haben noch Potenzial bei der Kreislaufwirtschaft
Rohstoffe, Materialien und Produkte effizient einsetzen und wenn möglich mehrfach verwenden, das schont nicht nur Klima und Umwelt, sondern bringt auch die Unternehmen voran. Digitale Lösungen können dabei helfen. Doch im Verarbeitenden Gewerbe geht bisher nur ein Teil der Betriebe diesen Weg.
- Kleine und mittlere Industrieunternehmen konzentrieren sich beim Thema Nachhaltigkeit bislang darauf, Energie zu sparen und die Herstellungsprozesse zu optimieren.
- Digitale Lösungen sind dagegen noch nicht so stark verbreitet. Viele Firmen halten den damit verbundenen Aufwand für größer als den Nutzen.
- Um mehr Unternehmen von digitalen Lösungen zu überzeugen, braucht es unter anderem mehr Informationsangebote, Austauschmöglichkeiten und einheitliche Messverfahren für Nachhaltigkeitseffekte.
Um die Produktion nachhaltig zu gestalten, haben Unternehmen viele Hebel. Sie können zum Beispiel ihre Prozesse umstellen und optimieren oder auch alte Materialien aufbereiten sowie neue, umweltfreundlichere verwenden. Bislang konzentrieren sich die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland vor allem darauf, den Energieverbrauch zu senken und Herstellungsprozesse zu optimieren, wie eine Studie des IW für das VDI Zentrum Ressourceneffizienz im Auftrag des Umweltbundesministeriums zeigt (Grafik):
Fast 70 Prozent der befragten KMU haben Maßnahmen zum Energiesparen und für mehr Energieeffizienz ergriffen.
Etwa sechs von zehn KMU in der Industrie arbeiten ressourcenschonend und verwerten Rohstoffe und Materialien wieder. Die Betriebe haben mit ihren zirkulären Maßnahmen deutlich häufiger an ihren Prozessen angesetzt als an den Produkten selbst oder den Geschäftsmodellen wie dem Angebot produktergänzender Dienstleistungen.
Hinsichtlich der Kreiswirtschaft gibt es großes Potenzial in kleineren und mittleren Industrieunternehmen. Die Betriebe brauchen aber mehr Unterstützung.
Zu selten nutzen vor allem die kleinen, aber auch die mittleren Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes bislang digitale Lösungen für kreislauforientierte Maßnahmen: Nur gut zwei Fünftel dieser Firmen sind nach eigener Aussage überhaupt bei zirkulären Maßnahmen digitalisiert. Auch fällt die Beurteilung gemischt aus:
42 Prozent der KMU des Verarbeitenden Gewerbes sind der Ansicht, dass beim Einsatz digitaler Lösungen zur Kreislaufwirtschaft der Aufwand den Nutzen bislang übersteigt.
Für 22 Prozent der Betriebe ist der Nutzen erwiesenermaßen höher als der Aufwand. Jedes fünfte KMU kann es nicht bewerten. Immerhin: Von jenen Unternehmen, die digitale Technologien für zirkuläre Maßnahmen bereits im mittleren bis hohen Maße einsetzen, gibt gut ein Drittel an, dass der Nutzen den Aufwand übersteigt.
Dass die Unternehmen digitale Lösungen in der Kreislaufwirtschaft insgesamt kritisch sehen, dürfte vor allem wirtschaftliche Gründe haben (Grafik):
Ein Drittel der KMU, die digitale Technologien für zirkuläre Maßnahmen nutzen, berichtet in der Folge von gestiegenen Kosten. Weniger als ein Viertel konnte ihre Ausgaben senken.
Schaut man dagegen ausschließlich auf die Nachhaltigkeitseffekte, fällt die Bilanz deutlich besser aus. So konnte fast die Hälfte der Unternehmen den Energieverbrauch durch digitale Lösungen reduzieren. Auch Materialeinsatz, CO2-Ausstoß und Abfallmenge sind signifikant zurückgegangen.
Potenziale und Hemmnisse
Die Studie offenbart große digitale Potenziale in den Unternehmen hinsichtlich der Kreislaufwirtschaft. Ein Beispiel: Die Hälfte der befragten Betriebe setzt keine digitalen Technologien beim Recycling von Rohstoffen und Materialien ein. In diesem Bereich systematisch Daten zu erfassen und sie strategisch zu managen, würde den Betrieben helfen, Sparpotenziale zu erkennen und zu nutzen.
Allerdings sehen sich die kleinen und mittleren Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes vielfältigen Hemmnissen ausgesetzt. Sie reichen von fehlender Expertise in den Unternehmen über unzureichende Beratung zu Kosten, Zielgrößen und Nutzen bis hin zur fehlenden Nachrüstbarkeit bestehender Anlagen. Ein zusätzliches Problem ist die fehlende Finanzkraft.
Damit mehr Unternehmen digital gestützte zirkuläre Maßnahmen ergreifen, gilt es, an mehreren Stellen anzusetzen. So sollte der Staat in öffentlichen Ausschreibungen Produkte und Dienstleistungen nach zirkulären Prinzipien bevorzugen. Außerdem sind mehr Informationsangebote für KMU, Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten sowie ein standardisiertes Messverfahren der Nachhaltigkeitseffekte wichtige Bausteine. Ebenso müssen die digitale Infrastruktur weiter ausgebaut und die Rahmenbedingungen für den sicheren Datenaustausch verbessert werden.