Tarifverhandlungen: Von schnellen Einigungen bis hartem Arbeitskampf
Das Jahr 2024 war in den Tarifverhandlungen ein konfliktreiches. Vor allem im Handel und in der Luftfahrt dauerte es lange, bis sich Gewerkschaften und Arbeitgeber einigten. Dass es auch anders geht, zeigte unter anderem die Gebäudereinigung, wo ein gemeinsamer Tarifabschluss problemlos zustande kam.
- Hohe Lohnforderungen bei wirtschaftlicher Stagnation – das Tarifjahr 2024 war von großen Gegensätzen geprägt. Entsprechend konfliktreich waren viele Verhandlungen.
- Den konfliktreichen und teils zähen Auseinandersetzungen der Sozialpartner in vielen Branchen standen aber auch eine Reihe friedlicher Tarifrunden gegenüber, etwa in der chemischen Industrie.
- Im Jahr 2025 stehen weniger Tarifverhandlungen an, entsprechend dürfte es ruhiger zugehen als 2024.
Hohe Lohnforderungen bei wirtschaftlicher Stagnation – das Tarifjahr 2024 war von großen Gegensätzen geprägt. Während die Gewerkschaften weiterhin versuchten, die Reallohnverluste durch die hohe Inflation der vergangenen Jahre aufzuholen, sahen sich viele Arbeitgeber mit ernsten Problemen für ihr Geschäftsmodell konfrontiert. Daraus resultierten viele harte Auseinandersetzungen der Tarifpartner. Das spiegelt sich in der vom IW seit dem Jahr 2000 erhobenen Konfliktintensität der Tarifverhandlungen in Deutschland wider (Grafik):
Die durchschnittliche maximale Eskalationsstufe über alle untersuchten Branchen hinweg lag im Jahr 2024 bei 2,9.
Bis zur maximalen Eskalationsstufe 7 – einem von den Mitgliedern getragenen Streik – kam es in erster Linie im Luftverkehr. Die Gewerkschaften nutzten etwa bei Lufthansa und Eurowings Discover für verschiedene Berufsgruppen das komplette Repertoire des Arbeitskampfs aus. Auch zwischen der Deutschen Bahn und der GdL erfolgte eine Einigung erst nach legitimierten Streiks.
Die meisten Konfliktpunkte sammelten indes andere Branchen:
In Nordrhein-Westfalen summierten sie sich im Einzelhandel sowie im Groß- und Außenhandel auf 67 beziehungsweise 66 Punkte.
Das lag nicht an der maximalen Eskalationsstufe der Konflikte, die nur bis zu Warnstreiks reichten, sondern vielmehr an der Länge der Auseinandersetzungen und den vielen Warnstreikwellen in diesem Zeitraum. Beide Tarifrunden begannen bereits 2023.
Die langen Laufzeiten waren – neben der inzwischen ausgelaufenen Inflationsausgleichsprämie – ein guter Kompromissansatz für Tarifabschlüsse.
Lange Zeiten sind nicht nur das Stichwort für die Verhandlungen, sondern auch für viele Abschlüsse. Wie bereits im ersten Halbjahr einigten sich die Tarifpartner auch in der zweiten Jahreshälfte zum Teil auf lange Vertragslaufzeiten. Für die Discover Airlines (Cockpit und Kabine) gilt das neue Papier zum Beispiel für 42 Monate. Im Groß- und Außenhandel sind es 36 und im öffentlichen Bankgewerbe 32 Monate Laufzeit.
Die langen Laufzeiten der Abschlüsse waren – neben der inzwischen ausgelaufenen Inflationsausgleichsprämie – ein guter Kompromissansatz, da die Arbeitnehmerseite prozentual hohe Lohnzuwächse erzielte und die Arbeitgeber diese ihrerseits über einen längeren Zeitraum strecken kann, was zusätzlich Planungssicherheit schafft.
Den konfliktreichen und teils zähen Auseinandersetzungen der Sozialpartner in vielen Branchen standen 2024 aber auch eine Reihe friedlicher Tarifrunden gegenüber (Grafik):
Unter anderem kam es in der chemischen Industrie (1 Konfliktpunkt) und in der Papiererzeugung (3 Konfliktpunkte) zu vergleichsweise friedlichen Verhandlungen.
In anderen Branchen einigten sich alle Beteiligten frühzeitig. So schlossen die Vertragspartner die Verhandlungen beispielsweise in der Gebäudereinigung und bei T-Systems noch während der Friedenspflicht erfolgreich ab.
Im Jahr 2025 stehen weniger Tarifverhandlungen an, entsprechend dürfte es ruhiger zugehen als 2024. Allerdings könnten sich die bereits gestarteten Verhandlungen im öffentlichen Dienst schwierig gestalten, weil die Gewerkschaften neben höherem Lohn auch für zusätzliche Urlaubstage kämpfen; angesichts von angespannten Haushaltslagen und Personalmangel ein schwierig durchzusetzendes Paket.