Starke M+E-Industrie
Die Metall- und Elektro-Industrie ist das Herz des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland. Über 3,9 Millionen Mitarbeiter erwirtschafteten dort – einschließlich Stahlerzeugung – 2015 einen Umsatz von etwa 1,1 Billionen Euro. Damit stellt die M+E-Industrie 65 Prozent aller Industriebeschäftigten und vereint 63 Prozent der Industrieumsätze auf sich.
- Die deutsche Metall- und Elektro-Industrie erwirtschaftet zwei Drittel der gesamten Industrieumsätze.
- Die M+E-Industrie ist überwiegend mittelständisch strukturiert.
- Eine Gefahr für die Branche ist der Fachkräftemangel.
Die Aufgaben der M+E-Industrie könnten unterschiedlicher nicht sein: Maschinenbau, Fahrzeugindustrie und Elektroindustrie bedienen vor allem die Weltmärkte. Unternehmen aus der Metallerzeugung und Herstellung von Metallerzeugnissen nehmen dagegen als Vorleistungslieferanten zentrale Positionen in den heimischen Wertschöpfungsketten ein (Grafiken).
Insgesamt entfallen einschließlich Stahlerzeugung mehr als 55 Prozent der M+E-Umsätze auf den Export, während es im Maschinenbau 60 Prozent und in der Autoindustrie sogar fast zwei Drittel sind.
Die deutsche Autoindustrie exportiert fast zwei Drittel ihrer Produktion.
Insgesamt erzielt die Industrie nur knapp 48 Prozent der Umsätze auf Auslandsmärkten.
Der Mittelstand dominiert
Die Metall- und Elektro-Industrie ist trotz der großen Auto- und Elektrounternehmen nach wie vor überwiegend mittelständisch strukturiert. Dies drückt sich in zwei Kennziffern aus:
1. Jobs. Jeder der 24.600 Betriebe beschäftigt durchschnittlich 160 Mitarbeiter. Kleinstbetriebe mit weniger als 20 Mitarbeitern sind in dieser Rechnung nicht einmal enthalten. Sie sind oft dem industrienahen Handwerk zuzurechnen.
2. Umsatzproduktivität. Sie liegt mit gut 285.000 Euro je M+E-Beschäftigten etwas unter dem Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes. Dafür gibt es einen wichtigen Grund: Mittelständler haben meist eine höhere Fertigungstiefe als etwa die Autohersteller. Deren Wertschöpfungsanteil beträgt nur noch 20 Prozent – 80 Prozent werden zugekauft.
In der Heimat verwurzelt
Die mittelständische Struktur mit ihren vielen Familienunternehmen ist ein wichtiger Aktivposten der Branche. Die Betriebe sind in ihrer Heimat stark verwurzelt – jeder kennt jeden, alle ziehen an einem Strang – und beliefern trotzdem die Weltmärkte, oft als Hidden Champions, also in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Weltmarktführer.
Die deutsche Metall- und Elektro-Industrie produziert nach wie vor an Heimatstandorten.
Zudem ist die Bindung der Firmen an die Heimatstandorte trotz der Globalisierung keineswegs zurückgegangen – im Gegenteil:
Die Auslandsinvestitionen der deutschen M+E-Industrie gehen oft mit einer Stärkung der Inlandsstandorte einher und nicht mit deren Abbau.
Abwanderung ist kein Thema
Nicht zuletzt deshalb sind die Wertschöpfungsketten in Deutschland intakt. Von der Verarbeitung der Rohmaterialien über Zulieferteile aus der M+E-Industrie selbst und aus anderen Branchen wie der Chemie- und Kunststoffindustrie bis zu den benötigten Dienstleistungen ist alles am heimischen Standort vorhanden. Diese sogenannten industriellen Cluster wirken als „Klebstoff“ gegen die Abwanderung in kostengünstige Länder wie China.
Auch wenn die mittelständische Struktur in den vergangenen Jahren ein Erfolgsmodell war, so bestehen doch Gefahren, die nicht übersehen werden dürfen: Der Übergang zur Industrie 4.0 erfordert hohe Investitionen in die Digitalisierung der Produktion. Um die Kompatibilität in den Wertschöpfungsketten zu gewährleisten, sind hier auch kleinere Unternehmen gefordert, die sich aktuell noch zurückhalten.
Verpassen Unternehmen die Digitalisierung der Produktionswelt, droht ihnen der Verlust wichtiger Aufträge.
Fachkräftemangel bremst Branche aus
Eine weitere Gefahr für die Branche ist schon seit Jahren der Fachkräftemangel, und zwar in allen seinen Facetten (Kasten). Mit Blick auf den demografischen Wandel steuern die Metall- und Elektro-Betriebe aber schon heute kräftig gegen – indem sie Personal aufbauen: Momentan zählen die Branchen der Metall- und Elektro-Industrie etwa 150.000 Beschäftigte mehr als im Jahr 2004.
Fachkräfte sind knapp
Die Metall- und Elektro-Industrie hat in den vergangenen Jahren ihre Beschäftigung kräftig aufgebaut. Weil aber oftmals geeignete Bewerber fehlen, können nicht alle offenen Stellen besetzt werden.
Die anhaltend hohe Arbeitskräftenachfrage der Betriebe spiegelt sich nur zum Teil in der offiziellen Statistik wider. Im August 2016 waren den Arbeitsagenturen insgesamt 146.000 offene Stellen in den Metall- und Elektro-Berufen gemeldet, darunter 109.000 für Fachkräfte und 19.000 für Spezialisten und Experten. Das waren 10 Prozent mehr als im Vorjahr.
Zu diesen gemeldeten Stellen kommen jene hinzu, die den Arbeitsagenturen nicht bekannt sind, zum Beispiel weil die Betriebe nicht über die Agentur, sondern lieber über Zeitungsanzeigen oder Internet-Stellenmärkte nach Personal suchen. Zuletzt – so schätzt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung – war nur gut die Hälfte des gesamten Stellenangebots gemeldet.
Zwar standen den Vakanzen 220.000 Arbeitslose mit entsprechendem Berufswunsch gegenüber, doch nur 143.000 davon waren Fachkräfte. Es gibt also rechnerisch viel mehr offene Stellen als Bewerber.