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Städteranking 2022: Mainz macht einen großen Sprung

Der alte Spitzenreiter ist auch der neue: München liegt im Städteranking 2022 der IW Consult auf dem ersten Platz. Die größten Fortschritte erzielt Mainz – das hat vor allem mit der Pandemie zu tun. Im chronisch schwachen Ruhrgebiet gibt es positive Tendenzen und auch in Ostdeutschland zeigt die Entwicklung in mehreren Städten in die richtige Richtung. Nachhaltigkeit wird in Wolfsburg besonders großgeschrieben.

Kernaussagen in Kürze:
  • München verteidigt seine Spitzenposition im jährlichen Städteranking der IW Consult.
  • Am dynamischsten hat sich dank des Corona-Impfstoffherstellers BioNTech Mainz entwickelt, auch im Osten gibt es deutliche Fortschritte.
  • Im Nachhaltigkeitsranking liegt Wolfsburg dank hoher Innovationskraft vorn. Ulm besticht durch erneuerbare Energien, Freiburg punktet mit wenig Müll und wenig Feinstaub.
Zur detaillierten Fassung

Der Süden dominiert weiter – im Städteranking 2022 der IW Consult sind die vorderen Plätze Städten aus Bayern und Baden-Württemberg vorbehalten. München verteidigt seine Spitzenposition vor Erlangen. Dahinter tauschen Stuttgart und Ingolstadt die Plätze.

Die Forscher werten für ihr jährliches Ranking Indikatoren aus den Bereichen Arbeitsmarkt, Wirtschaftsstruktur, Immobilienmarkt und Lebensqualität aus. Der Spitzenreiter München ist in keiner der Kategorien schlechter als auf Rang vier platziert. Im Sektor Immobilienmarkt und Wirtschaft liegt die bayerische Landeshauptstadt an der Spitze.

Aber auch wenn der Süden im Niveauranking dominiert, holen andere Städte auf. Das zeigt das Dynamikranking, in dem die IW Consult die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre bewertet (Grafik):

Von den 71 untersuchten Städten entwickeln sich Mainz und Berlin derzeit am dynamischsten. München geht dagegen die Puste aus – die Stadt erreicht lediglich Platz 30 im Dynamikranking.

FÜr das Städteranking 2022 der IW Consult wurden 71 Großstädte anhand von mehr als 100 Indikatoren bewertet und in drei Rankings sortiert Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt gibt es vor allem einen Grund für den Aufschwung: das Pharmaunternehmen BioNTech. Der Entwickler und Hersteller von Corona-Impfstoffen spült seit Beginn der Pandemie jede Menge Gewerbesteuer in die Stadtkasse, wodurch Mainz auf einen Schlag schuldenfrei wurde. Die Stadt ist nun dabei, mit Maßnahmen in den Bereichen Klimaschutz, Mobilität, Sport, Freizeit, Jugend und Kultur ihre Attraktivität für Einwohner und Besucher noch weiter zu steigern.

Ostdeutsche Städte machen Satz nach vorn

Mit Halle an der Saale und Leipzig belegen zwei Nachbarstädte aus Ostdeutschland Platz fünf und sechs im Dynamikranking. Auch andere ostdeutsche Städte wie Magdeburg (von 35 auf 24), Rostock (von 39 auf 25) und Erfurt (von 51 auf 38) haben einen ordentlichen Satz nach vorn gemacht. Im Fall von Magdeburg lässt die Ansiedlung von Halbleiterhersteller Intel auf einen weiteren Schub für die Stadt hoffen. Bereits heute kann die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt eine gute Arbeitsmarktentwicklung (Platz drei) vorweisen.

Bis sich die Ergebnisse aus dem Dynamikranking der einzelnen Städte allerdings im Niveauranking widerspiegeln, dauert es erfahrungsgemäß zwei bis drei Jahre.

Im Teil-Ranking zur Nachhaltigkeit überzeugen Wolfsburg mit Innovationskraft, Ulm mit viel erneuerbarer Energie und Freiburg mit wenig Müll und einer geringen Feinstaubbelastung.

Eine weitere Region, in der es teilweise Fortschritte gibt, ist das Ruhrgebiet. Mit Dortmund auf Platz zehn und Bochum auf Rang zwölf liegen zwei Metropolen im Dynamikranking relativ weit oben. Dortmund verbessert sich im Teilbereich Wirtschaft. Positiv wirken sich hier die Entwicklung der Patentanmeldungen und der Insolvenzen sowie der Anteil wissensintensiver Dienstleistungen aus.

Allerdings erlebt nicht das gesamte Ruhrgebiet einen Aufwärtstrend: Hagen, Duisburg und Gelsenkirchen belegen im Dynamikranking hintere Plätze.

Die Perspektiven für das Ruhrgebiet sind dennoch gut. So bieten die digitale und die ökologische Transformation die Chance, den begonnenen Strukturwandel weiter voranzutreiben.

Einen weiteren Aspekt, den sich die Forscher der IW Consult seit einigen Jahren ansehen, ist das Thema Nachhaltigkeit. Sie wird in Zukunft angesichts der enormen Herausforderungen durch den Klimawandel, aber auch der demografischen Probleme eine große Rolle spielen. Und: Immerhin etwa jeder dritte Deutsche lebt in einer der 71 untersuchten Städte. Der Einfluss der Zentren auf die bundesweite Bilanz ist folglich groß.

Die Indikatoren im Nachhaltigkeitsranking decken mit den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales ein breites Spektrum ab. So fließen in die Bewertung sowohl Faktoren wie die Luftqualität und die installierte Solarleistung als beispielsweise auch die Beschäftigungsquote von Frauen ein (Grafik).

Diee Städte schneiden im Städteranking 2022 bei diesen ausgewählten Nachhaltigkeitsindikatoren am besten ab Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Wie im vergangenen Jahr schneidet Wolfsburg in diesem Teil-Ranking am besten ab:

Die Stadt besticht durch einen starken Forschungssektor, der durch die ansässige Automobilindustrie gestützt ist.

Außerdem hat Wolfsburg eine gute digitale Infrastruktur und das derzeit dichteste Netz an Elektrotankstellen in Deutschland. Weitere Pluspunkte sind ein hoher Anteil an alternativen Heizenergien, ein leistungsfähiges Bildungssystem und eine geringe Altersarmut.

Besonders nachhaltig präsentiert sich außerdem Ulm, das sich von Platz fünf auf zwei verbessert. In den Kategorien Ökologie und Soziales belegt die Stadt sogar den Spitzenplatz. In der Stadt hat der Ausbau der erneuerbaren Energien schon seit Langem eine hohe Bedeutung – bereits 1991 hat die Stadt entsprechende Förderrichtlinien festgelegt.

Deutlich nach vorn schiebt sich Freiburg im Breisgau – von Platz elf auf sieben. Die Pro-Kopf-Abfallmenge ist in keiner Stadt niedriger, ebenso die Feinstaubbelastung.

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