Russlands Finanzströme: Verschoben, aber nicht versiegt
Trotz der Sanktionen westlicher Staaten läuft das Exportgeschäft und damit die Kriegsfinanzierung für Russland weiter rund. Effektiver würden das Regime um Präsident Putin ein niedrigerer Ölpreisdeckel und strengere Maßnahmen gegen die Schattenflotte des Landes treffen.
- Westliche Staaten wollten Russland durch wirtschaftliche Sanktionen schwächen und zu einem Ende des Ukrainekriegs bringen. Dieser Plan ist nicht aufgegangen.
- Andere Länder haben ihre Importe aus Russland deutlich gesteigert, unter anderem der wichtigste Handelspartner China.
- Um Russland wirklich zu treffen, bräuchte es einen niedrig gedeckelten Ölpreis sowie Sanktionen gegen die russische Schattenflotte.
Militärische Unterstützung für die Ukraine auf der einen, Sanktionen gegen Russland auf der anderen Seite. Mit dieser Taktik haben westliche Länder seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 versucht, diesen zu beenden. Nach fast dreieinhalb Jahren muss man konstatieren: Der Plan ist nicht aufgegangen. Zwar sind die Importe westlich geprägter Nationen aus Russland stark zurückgegangen. Doch im Gegenzug haben andere Länder ihre Einfuhren teils massiv erhöht (Grafik):
Die russischen Exporte nach China, dem mit Abstand wichtigsten Handelspartner, sind von 2021 bis 2024 um 67 Prozent gestiegen. Im vergangenen Jahr hatten sie ein Volumen von 130 Milliarden Euro.
Prozentual den größten Sprung machte Indien mit einer Zunahme von 680 Prozent. Inflationsbereinigt baute Russland den Warenhandel mit seinen wichtigsten 20 Partnern von 2021 bis 2024 sogar um 18 Prozent aus. Besonders gefragt sind russisches Gas, Öl und andere Rohstoffe.
Wirksame Sanktionen gegen Russland wären ein niedriger gedeckelter Ölpreis und Maßnahmen gegen die russische Schattenflotte.
Die USA wollen den russischen Handel mit neuen Sanktionen eindämmen. Im Gespräch sind Sekundärzolle. Damit würden Länder, die russische Waren beziehen, von den USA mit Zöllen belegt. Ob sich das umsetzen lässt, ist fraglich. Schließlich sind Handelsdaten erst verzögert einzusehen, außerdem könnten die Zölle dazu führen, dass weniger Firmen und Länder ihre Handelsdaten melden. Für die EU wäre ein solches Zollkonstrukt zudem nicht tragbar, da sie sich so massiv selbst schaden würde.
Sinnvoller wäre ein koordiniertes Vorgehen, um den Ölpreis auf einem niedrigeren Niveau zu deckeln. Ein Preis von 30 Dollar pro Barrel hätte beispielsweise im April 2025 die Einnahmen Russlands um 38 Prozent oder 4,1 Milliarden Euro gesenkt.
Dazu gilt es, die russische Logistik stärker in den Blick zu nehmen. Die Schattenflotte, die zunehmend auch westliche Infrastruktur sabotiert, ließe sich durch Sekundärsanktionen gegen Drittstaaten-Reedereien und Hafenbetreiber treffen. Zudem sollte die EU den Warenumschlag auf See, sogenannte STS-Transfers, in ihren Gewässern für russische Schiffe komplett verbieten.