Null Bock auf Wirtschaft
Obwohl Deutschlands Jugend in einer von Krisen geprägten Zeit aufwächst, nimmt ihr Interesse an Wirtschaft und Politik weiter ab. Zwar wird mittlerweile mehr Wirtschaft an den Schulen unterrichtet – mehr Wissen kommt dabei allerdings nicht herum.
- Obwohl Deutschlands Jugend in einer von Krisen geprägten Zeit aufwächst, nimmt ihr Interesse an Wirtschaft und Politik weiter ab.
- Im Jahr 2009 hatte noch ein Drittel der Befragten geäußert, sich für Wirtschaft zu interessieren – 2012 ist es nur noch ein Fünftel.
- Während die Wirtschaftsberichterstattung mit jedem Tag der Krise immer komplexer wird, verstehen die Jugendlichen immer weniger.
Die Euro-Schuldenkrise geht auch an den deutschen Jugendlichen nicht vorbei: 94 Prozent haben zumindest schon mal davon gehört. Laut der Jugendstudie 2012 des Bankenverbands nehmen die jungen Leute die Krise jedenfalls bewusster wahr als die Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009.
Doch obwohl die Krise und die zahlreichen Rettungsversuche der Politik ihren Alltag beherrschen, interessieren sich immer weniger Jugendliche dafür. Der Regierung trauen sie ohnehin wenig zu: Mehr als die Hälfte der 14- bis 24-Jährigen sagt, die Politik sei nicht in der Lage, die aktuellen Probleme der Bundesrepublik zu lösen.
Besonders auffällig ist, dass sich jeder zweite Jugendliche eine Zukunft ohne den Euro vorstellen kann, und das, obwohl die jungen Leute mit der Gemeinschaftswährung aufgewachsen sind und sich wohl nur noch schwach an die D-Mark erinnern können. So gering wie das Vertrauen in den Euro ist auch das Zutrauen in die Europäische Union. So interessieren sich nur wenige Jugendliche für Europapolitik. Hinzu kommt, dass sich nur 8 Prozent der Befragten als Europäer fühlen – aber 56 Prozent als Deutsche. Nur ein Drittel der Jugendlichen fühlt sich sowohl Deutschland als auch Europa zugehörig.
Während die Wirtschaftsberichterstattung mit jedem Tag der Krise immer komplexer wird, verstehen die Jugendlichen immer weniger. Die logische Folge: Das Interesse am Thema Wirtschaft nimmt ab.
Im Jahr 2009 hatte noch ein Drittel der Befragten geäußert, sich für Wirtschaft zu interessieren – 2012 ist es nur noch ein Fünftel.
Zwar spielt das Thema mittlerweile an den Schulen eine größere Rolle, gebracht hat der Unterricht aber offenbar wenig. Ein Index der Bundesbank zum Wirtschaftswissen von Jugendlichen zeigt, dass 47 Prozent schlechte bzw. sehr schlechte Wirtschaftskenntnisse haben.
So können sich 40 Prozent der jungen Leute nichts unter dem Begriff „Soziale Marktwirtschaft“ vorstellen. Die meisten Jugendlichen (70 Prozent) wissen zwar, was eine Aktie ist, genauso viele können aber nicht erklären, was es mit der Rendite auf sich hat. Rund die Hälfte der 14- bis 24-Jährigen weiß zwar, was eine Inflationsrate ist, kennt jedoch nicht einmal deren ungefähre Höhe.
Beim Prinzip Angebot und Nachfrage und bei der Kenntnis wichtiger Anlageprinzipien sieht es ähnlich mau aus. Aus diesem Grund greift der iwd die wichtigsten Begriffe aus der Studie noch mal auf.
Was die Jugendlichen nicht wussten
Soziale MarktwirtschaftIn Deutschland wird nicht von einer freien Marktwirtschaft gesprochen, sondern von der „Sozialen Marktwirtschaft“. Das heißt: Die größtmögliche Freiheit der Märkte wird mit einer sozialen Komponente verbunden. In der Sozialen Marktwirtschaft greift der Staat in vielfältiger Form ins Wirtschaftsgeschehen ein. So erhebt er Steuern und Abgaben, um das Geld dann u.a. als Sozialleistung an die Haushalte bzw. als Subvention an die Unternehmen zurückzugeben. Mit dieser Umverteilung und mit Hilfe zahlreicher Gesetze und Verordnungen will der Staat die in einer reinen Marktwirtschaft unweigerlich auftretenden Härten abmildern. So versucht der Staat das Existenzminimum eines jeden Einzelnen zu sichern und ihm die Chance zu geben, durch eigene Leistung am Wohlstand teilzuhaben. Auch den fairen Wettbewerb stellt er sicher. All diese Aufgaben muss der Staat jedoch nicht selbst erledigen - so kümmern sich zum Beispiel die Arbeitgeberverbände und die Gewerkschaften in den Tarifverhandlungen um die Lohnpolitik, und die Sozialversicherungen sind für die Bereiche Rente, Gesundheit und Arbeitslosigkeit zuständig.InflationsrateDas bekannteste Inflationsmaß in Deutschland ist der Verbraucherpreisindex. Seine Veränderung, also die Inflationsrate, liegt meistens zwischen 1 und 2 Prozent. Die Ursachen für einen Preisanstieg reichen von Preissteigerungen im Ausland, die zum Beispiel über die Öl-Importe ins Land kommen (importierte Inflation), über Kostensteigerungen im Inland (wie höhere Löhne) bis hin zu einem Nachfrageboom (wenn also das Warenangebot kleiner ist als die Nachfrage). In Deutschland ist die Inflationsrate 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozent gestiegen. Aktie und RenditeEine Aktie ist ein Wertpapier, das Unternehmen herausgeben, um sich Eigenkapital zu beschaffen. Mit dem Kauf einer Aktie erwirbt der Eigentümer, der Aktionär, einen Anteil am Grundkapital des jeweiligen Unternehmens. Die Rendite ist der Gesamterfolg einer Kapitalanlage, gemessen als tatsächliche Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Bei einer Aktie zum Beispiel ergibt sich die Rendite aus der Dividende plus Kursanstieg bezogen auf das eingesetzte Kapital. Wer also eine Aktie für 100 Euro gekauft hat und 2 Euro Dividende erhält, kommt bei einem Kursanstieg auf 105 Euro auf eine Jahresrendite von 7 Prozent.Rolle der Europäischen ZentralbankDie Europäische Zentralbank (EZB) ist ein Organ der Europäischen Union und hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Die EZB verwaltet den Euro und sorgt für die Preisstabilität in der EU. Die EZB legt die Leitzinssätze fest, kontrolliert die Geldmenge, verwaltet Währungsreserven der Eurozone und hält die Wechselkurse im Gleichgewicht. Sie beaufsichtigt zusammen mit anderen Behörden die Finanzmärkte und –institute, genehmigt den Zentralbanken der Länder die Ausgabe von Banknoten und beobachtet die Preisentwicklung.Angebot und NachfrageAngebot und Nachfrage bestimmen den Preis einer Ware oder einer Dienstleistung – und somit auch, wie viel von einem Gut hergestellt oder angeboten wird. Alle Güter auf dem Markt sind nur in einer bestimmten Menge vorhanden, also müssen die Bedürfnisse an die begrenzten Möglichkeiten angepasst werden. Dies geschieht am Markt über den Preis. Dabei gilt die Faustformel: Ist das Angebot groß und/oder die Nachfrage gering, ist der Preis niedrig – und umgekehrt.BörseAn der Börse treten Anbieter und Käufer von Gütern und Wertpapieren über Börsenmakler miteinander in Kontakt – heutzutage allerdings nur noch per Computer. An der Börse wird für jeden gehandelten Gegenstand ein Kurs, also ein Preis, festgesetzt. Neben Wertpapieren werden auch Rohstoffe und Devisen gehandelt. In Deutschland gibt es acht Börsen: in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, München, Stuttgart und in Frankfurt/Main, dem bekanntesten und größten Börsenplatz.