Noch großes KI-Potenzial in Unternehmen
Trotz ihres Potenzials, der deutschen Wirtschaft neue Innovations- und Wachstumsimpulse zu geben, kommt künstliche Intelligenz bislang nur in einem Teil der Unternehmen umfassend zum Einsatz. Oft beschränkt sich die Nutzung auf wenige Bereiche und die Firmen greifen vor allem auf standardisierte Tools wie Chatbots zurück.
- Laut einer IW-Studie könnte KI dazu beitragen, das jahresdurchschnittliche Wachstum der Arbeitsproduktivität von 0,4 Prozent zwischen 2020 und 2023 auf 1,2 Prozent in den 2030er Jahren zu steigern.
- Während derzeit rund 66 Prozent der Unternehmen ab 250 Beschäftigten KI-Tools nutzen, gilt dies nur für knapp 36 Prozent der Betriebe mit weniger als 50 Mitarbeitern.
- Zudem setzen bisher lediglich 2,2 Prozent aller befragten Unternehmen KI in sämtlichen für sie relevanten Unternehmensbereichen ein – meist ist die KI-Nutzung eher punktuell.
Ein Übel kommt selten allein – dies gilt für die deutsche Wirtschaft derzeit mehr denn je. Nicht nur stellt die globale politische Entwicklung das exportorientierte Geschäftsmodell vieler deutscher Firmen infrage, auch die Probleme hierzulande sind zahlreich. Drei stechen hervor:
- Der demografische Wandel verschärft den Fachkräftemangel – weil die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter schrumpft, könnten 2030 bis zu 4,2 Milliarden Arbeitsstunden in Deutschland unerledigt bleiben.
- Die Produktivität stagniert weitgehend – etwa, weil sich viele Unternehmen mit Investitionen in neue Technologien zurückhalten.
- Die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft lässt nach – von 2019 bis 2022 ist der Output an Produkt-, Prozess-, Organisations- und Marketinginnovationen um 15 Prozent gesunken.
Bisher setzen lediglich 2,2 Prozent aller befragten Unternehmen KI in sämtlichen für sie relevanten Unternehmensbereichen ein – meist ist die KI-Nutzung eher punktuell.
Ein Weg, diesen Herausforderungen zu begegnen, ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). Als Querschnittstechnologie kann KI in Unternehmen Routineaufgaben übernehmen, Prozesse beschleunigen und Entscheidungsgrundlagen verbessern, sodass Mitarbeiter produktiver arbeiten:
Laut einer Studie des IW könnte KI dazu beitragen, das jahresdurchschnittliche Wachstum der Arbeitsproduktivität von 0,4 Prozent zwischen 2020 und 2023 auf 1,2 Prozent in den 2030er Jahren zu steigern.
Mithilfe von KI ließen sich bis 2030 in Deutschland schätzungsweise 3,9 Milliarden Arbeitsstunden einsparen, was die demografisch bedingte Lücke von 4,2 Milliarden Stunden erheblich verkleinern würde.
Zudem bietet KI ein großes Innovationspotenzial – auf der Basis enormer Datenmengen und des autonomen Lernens lassen sich neue Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle entwickeln, die dringend benötigte Wachstumsimpulse geben könnten.
Wie es um die KI-Nutzung in Unternehmen bestellt ist
All dies setzt aber voraus, dass KI in der Breite der Wirtschaft zum Einsatz kommt. Wie es um die KI-Nutzung in deutschen Unternehmen bestellt ist, hat das IW im Rahmen seines Zukunftspanels untersucht. Die wichtigsten Ergebnisse:
Nutzung nach Unternehmensgröße. In welchem Maße ein Unternehmen KI-Anwendungen einsetzt, hängt wesentlich von seiner Größe ab (Grafik):
Während rund 66 Prozent der Unternehmen ab 250 Beschäftigten KI-Tools nutzen, gilt dies nur für knapp 36 Prozent der Betriebe mit weniger als 50 Mitarbeitern.
Ein möglicher Grund ist, dass es größeren Firmen leichter fällt, Investitionen in KI finanziell und personell zu stemmen.
Nutzung nach Branchen. Am häufigsten kommt KI bei unternehmensnahen Dienstleistern zum Einsatz – mehr als 55 Prozent der Unternehmen dieser Branche nutzen entsprechende Tools. Erklären lässt sich dies vor allem damit, dass Beratungsangebote, IT-Services oder Finanzdienstleistungen datengetrieben sind und das Automatisierungspotenzial in diesen Bereichen besonders groß ist.
Vorreiter in der Industrie sind der Maschinenbau, die Elektroindustrie und die Fahrzeugbranche – rund 40 Prozent der dortigen Firmen sind KI-Nutzer. Sie alle profitieren besonders stark von den Prozessoptimierungen, die KI ermöglicht.
Deutlich seltener ist KI bislang im Handels- und Logistikbereich sowie in der Bauwirtschaft implementiert. Dabei bietet KI auch hier viel Potenzial – sei es für die automatische Erkennung von Baufehlern oder die Lageroptimierung.
Nutzung nach Unternehmensbereichen. Innerhalb der Betriebe kommt KI in sehr unterschiedlichem Maße zum Einsatz (Grafik):
Fast die Hälfte der Unternehmen nutzt KI in der Warenproduktion oder der Erstellung von Dienstleistungen.
In der Produktion kann KI etwa bei Qualitätskontrollen oder der Wartung von Maschinen helfen.
Immerhin jeweils mehr als ein Drittel der Firmen setzt KI in der IT sowie im Marketing ein. Beispielhafte Anwendungsgebiete sind hier die Cybersicherheit und das Erstellen personalisierter Werbekampagnen.
Am seltensten nutzen die Befragten KI in der Logistik. Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Vorteile von KI in diesem Bereich – entsprechende Tools können beispielsweise helfen, die Routenplanung zu optimieren – erst ab einer gewissen Unternehmensgröße zum Tragen kommen.
KI-Nutzung meist eher punktuell
Zwar dürfte die Relevanz von KI weiter zunehmen – allein 63 Prozent der Firmen, die bislang auf KI verzichten, planen deren Einsatz in der IT. Stand heute setzen aber lediglich 2,2 Prozent aller Befragten KI in sämtlichen für sie relevanten Unternehmensbereichen ein – meist ist die KI-Nutzung eher punktuell.
Dafür, dass in den meisten Firmen eine systematische KI-Strategie noch eher die Ausnahme ist, spricht auch Folgendes: Die Betriebe nutzen in erster Linie standardisierte, kostenfreie Tools wie ChatGPT – speziell zugekaufte KI-Services finden sich in gerade mal 14 Prozent der Firmen. Weniger als 4 Prozent setzen selbst entwickelte KI-Verfahren ein.