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Typische Männer- und Frauenberufe

Das Berufswahlverhalten von Frauen und Männern hat sich wenig verändert – das zeigt unter anderem der Blick auf die Ausbildungsstellen. Frauen und Männer entscheiden sich nach wie vor für ganz bestimmte Berufe.

Kernaussagen in Kürze:
  • Frauen und Männer folgen bei der Berufswahl immer noch klassischen Rollenmustern.
  • Viele männliche Jugendliche absolvieren beispielsweise eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, viele junge Frauen zur Medizinischen Fachangestellten.
  • Heute entscheiden sich Frauen allerdings häufig für eine akademische Laufbahn, an den Unis gibt es derzeit so viele Studentinnen wie nie zuvor.
Zur detaillierten Fassung

Heute gehen in Deutschland deutlich mehr Frauen einer Erwerbstätigkeit nach als vor einigen Jahrzehnten. Dennoch gibt es noch immer Branchen, in denen Frauen kaum vertreten sind. Die Ursache: Vor allem bei der Wahl des Ausbildungsberufs folgt der Nachwuchs oft noch althergebrachten Rollenmustern (Grafik):

Im Jahr 2020 gehörten die Kauffrau für Büromanagement, die Medizinische und die Zahnmedizinische Fachangestellte zu den beliebtesten Ausbildungsberufen von Frauen.

Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2020 in Deutschland Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Damit haben sich die beliebtesten Ausbildungsberufe im Vergleich zu den Vorjahren nicht verändert.

Bei den Männern waren im vergangenen Jahr die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, Fachinformatiker und Elektriker besonders beliebt. In diesen Berufen war teils nicht mal jeder zwanzigste angehende Azubi eine Frau.

Unter den Top-5-Ausbildungsgängen sind nur die Kauffrau/der Kaufmann und die Verkäuferin/der Verkäufer im Einzelhandel bei beiden Geschlechtern etwa gleichermaßen angesagt.

Auch der Blick auf die Branchen, in denen entweder vornehmlich Männer oder aber Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, zeigt ein bekanntes geschlechterspezifisches Muster (Grafik):

Während in einigen der Bau- und Metallberufe deutlich weniger als 10 Prozent der Beschäftigten Frauen sind, beträgt ihr Anteil vor allem in den Berufen des Erziehungs- und Gesundheitswesens mehr als 80 Prozent.

Anteil der Frauen an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Juni 2020 in den Berufsgruppen mit dem niedrigsten bzw. höchsten Frauenanteil in Prozent Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Heute entscheiden sich Frauen allerdings häufig für eine akademische Laufbahn. So gibt es an den Unis so viele Studentinnen wie nie zuvor: Im Herbst 2020 waren rund 1,47 Millionen Frauen an deutschen Hochschulen eingeschrieben, zehn Jahre zuvor waren es erst etwas mehr als 1,05 Millionen Studentinnen. Damit ist das Verhältnis der Geschlechter nahezu ausgeglichen: Im Wintersemester 2020/2021 lag der Frauenanteil bei 49,9 Prozent.

Die Unterschiede in der Berufswahl erklären auch einen großen Teil des Gender Pay Gaps – also des Unterschieds zwischen den durchschnittlichen Bruttostundenlöhnen von Männern und Frauen.

Trotzdem gibt es bei der Studienwahl noch immer deutliche Unterschiede: Zwar liegt Betriebswirtschaftslehre (BWL) bei den Studienanfängern beider Geschlechter auf Platz eins, danach dominieren bei den Männern aber technische und naturwissenschaftliche Fächer wie Informatik und Maschinenbau. Im April 2021 studierten rund 45.000 Männer und nur etwa 10.600 Frauen Wirtschaftsinformatik.

Bei den Frauen sind nach BWL vor allem Rechtswissenschaften und Psychologie beliebt, aber auch Fächer wie Erziehungswissenschaften – hier gab es im April 2021 rund 44.000 Studentinnen und lediglich 12.500 Studenten.

Die stereotype Berufswahl hat Folgen

Insgesamt unterscheiden sich Frauen und Männer in ihrer Berufswahl also noch immer stark voneinander. Daran ist nichts auszusetzen, wenn die Wahl den jeweiligen Vorlieben entspricht. Dennoch gibt es gute Gründe dafür, junge Menschen zu ermutigen, die traditionellen Pfade zu verlassen und sich von stereotypen Vorstellungen zu lösen.

So sind einige Berufe, in denen vorwiegend Frauen arbeiten, mit niedrigeren Löhnen und schlechteren Aufstiegschancen verbunden. Das gilt zum Beispiel für das Sozialwesen und den Gesundheitssektor. Die Unterschiede in der Berufswahl erklären einen großen Anteil des Gender Pay Gaps – also des Unterschieds zwischen den durchschnittlichen Bruttostundenlöhnen von Männern und Frauen.

Auch der Fachkräftemangel drängt darauf, Geschlechterklischees über Bord zu werfen. So fehlen in vielen Unternehmen qualifizierte Mitarbeiter im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), mehr Bewerbungen von Frauen wären demzufolge hochwillkommen.

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