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Lohnstückkosten in Deutschland steigen weiter

Das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland produziert teurer als die ausländische Konkurrenz und stand auch hinsichtlich der Produktivität schon einmal deutlich besser da. Die preisliche Wettbewerbsposition der Industrie hat sich damit weiter verschlechtert.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die deutsche Industrie hatte 2020 im Vergleich von 28 wichtigen Industrieländern die zweithöchsten Lohnstückkosten.
  • Auch bei der Arbeitsproduktivität stand die Bundesrepublik in früheren Jahren besser da, hier schneidet Deutschland nur noch leicht überdurchschnittlich ab.
  • Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands hat sich damit weiter verschlechtert.
Zur detaillierten Fassung

Die deutsche Industrie befindet sich seit 2018 im Abschwung. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend noch verstärkt, sodass die Bruttowertschöpfung in Deutschlands umsatzstärkster Branche 2020 um rund 10 Prozent gegenüber dem Vorjahresdurchschnitt abstürzte.

Vollere Auftragsbücher bescherten den Betrieben zum Ende des vergangenen Jahres zwar zunächst eine stabile Produktionsperspektive, jedoch sehen sich die Unternehmen nach wie vor einer Reihe von Risiken ausgesetzt – nicht zuletzt der Ausbreitung der Delta-Variante und den damit erneut drohenden Grenzschließungen, die zu weiteren Lieferengpässen führen könnten.

Erschwerend kommt hinzu, dass die deutschen Industriebetriebe meist teurer als die ausländische Konkurrenz produzieren (Grafik):

Im Jahr 2020 hatte das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland im Vergleich von 28 wichtigen Industrieländern die zweithöchsten Lohnstückkosten.

im Verarbeitenden Gewerbe im Jahr 2020, Deutschland = 100 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Nur im Vereinigten Königreich waren die Arbeitskosten je Wertschöpfungseinheit noch höher. Vor allem die außereuropäische Konkurrenz fertigt deutlich weniger arbeitskostenintensiv: Japan konkurriert im internationalen Wettbewerb mit Lohnstückkosten, die ein Fünftel niedriger sind als die deutschen, in den USA produzieren Industrieunternehmen sogar mehr als ein Viertel günstiger.

Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands hat sich weiter verschlechtert, vor allem aufgrund der hohen Arbeitskosten.

In den vergangenen zwei Jahren hat sich die deutsche Position damit weiter verschlechtert. Im Durchschnitt liegen die ausländischen Lohnstückkosten 18 Prozent unter dem deutschen Niveau – gut 5 Prozentpunkte mehr als 2017.

Produktivität: Der deutsche Vorsprung schmilzt

Auch die Arbeitsproduktivität ist ein wichtiges Maß für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes. Deutschland schneidet bei diesem Indikator leicht überdurchschnittlich ab: Die Produktivität der Bundesrepublik liegt 2 Prozent höher als der Durchschnitt der gesamten betrachteten ausländischen Konkurrenz, das Euro-Ausland hat einen Rückstand von 4 Prozent.

Spitzenreiter im Produktivitätsranking ist Dänemark, das Deutschland um fast drei Viertel übertrifft, gefolgt von den USA. In den osteuropäischen Ländern – mit Ausnahme von Slowenien – sowie in Griechenland und Portugal betrug die Produktivität dagegen maximal gut ein Drittel des deutschen Niveaus.

Doch auch hier stand die Bundesrepublik schon besser da. So schließt die internationale Konkurrenz immer weiter auf, 2018 waren die Vergleichsländer im Schnitt noch fast 11 Prozent weniger produktiv. Das liegt weniger daran, dass Länder wie die Niederlande oder Belgien ihre Produktivität in den letzten Jahren steigern konnten – der Grund ist vielmehr die schwache Produktivitätsentwicklung der deutschen Industrie:

In den vergangenen zwei Jahren sank die Produktivität im deutschen Verarbeitenden Gewerbe jeweils um rund 4 Prozent, während sie im Ausland im Durchschnitt 2019 leicht anstieg und 2020 konstant blieb.

Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands hat sich damit weiter verschlechtert – die nur noch knapp überdurchschnittlich hohe Produktivität reicht bei Weitem nicht aus, um den Nachteil der hohen Arbeitskosten zu kompensieren.

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