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Rüstungspatente Lesezeit 2 Min.

Militärische Technologie: EU zu abhängig von den USA

Europäische Rüstungs- und Verteidigungsunternehmen bringen deutlich weniger Patente hervor als amerikanische. Das ist in Zeiten von zunehmender Technisierung ein Problem.

Kernaussagen in Kürze:
  • Zwischen 2015 und 2021 haben US-amerikanische Rüstungs- und Verteidigungsunternehmen annähernd 18.000 transnationale Patente hervorgebracht. Das sind rund 6.000 mehr, als Firmen in der EU angemeldet haben.
  • Im Ernstfall ist die Kontrolle über militärische Technologie wichtiger als der bloße Besitz eines Produkts, in dem diese Technologie verbaut ist. Das gilt genauso für die zugrunde liegenden Patente.
  • Um die eigenständige Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und der EU zu steigern, sind deshalb nicht nur zusätzliche Investitionen in die militärische Forschung nötig, sondern auch ein genauer Blick auf die Firmengeflechte.
Zur detaillierten Fassung

Die Vereinigten Staaten exportieren weltweit die meisten Waffen: 43 Prozent der globalen Waffenausfuhren entfielen von 2020 bis 2024 laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI auf die USA, zwischen 2015 und 2019 waren es noch 35 Prozent. Und auch in puncto Rüstungspatente liegen die USA an der Spitze, wie eine Analyse der IW-Patentdatenbank zeigt (Grafik):

Zwischen 2015 und 2021 – neuere Zahlen sind aufgrund der langen Offenlegungsfrist nicht verfügbar – haben US-amerikanische Rüstungs- und Verteidigungsunternehmen annähernd 18.000 transnationale Patente hervorgebracht, das sind rund 6.000 mehr, als Firmen in der EU insgesamt (ohne Großbritannien) im selben Zeitraum angemeldet haben.

So viele transnationale Patentanmeldungen der Rüstungs- und Verteidigungsindustrie von 2015 bis 2021 entfielen auf Forschungsstandorte in diesen Ländern Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

In diese Auswertung sind Daten von weltweit 460 Rüstungs- und Verteidigungsfirmen aus rund 240 Konzerngruppen und Rüstungskonsortien eingeflossen.

Warum die Dominanz Amerikas in der militärischen Forschung ein Problem ist, zeigen zwei aktuelle Beispiele: Als die USA der Ukraine Anfang März den Zugriff auf Satellitenbilder aus dem Kampfgebiet verweigerten, hat dies die Verteidigungsfähigkeit des Landes auf einen Schlag entscheidend geschwächt. Und die von der Bundeswehr bestellten US-Kampfflugzeuge F-35A Lightning II verlieren ihre Kampfbereitschaft, wenn es keine zwingend aus den USA zu erfolgenden Software-Updates gibt. Durch einen sogenannten Kill-Switch, der ebenfalls aus den USA gesteuert werden kann, verlieren die Jets ihre Flugbereitschaft möglicherweise sogar vollständig.

Die Kontrolle über militärische Technologie ist wichtiger als der bloße Besitz eines Produkts, in dem diese Technologie verbaut ist.

Im Ernstfall ist somit die Kontrolle über militärische Technologie wichtiger als der bloße Besitz eines Produkts, in dem diese Technologie verbaut ist. Und dies gilt genauso für die zugrunde liegenden Patente. Anders formuliert: Die relevante Frage ist nicht mehr nur, wo ein bestimmtes Patent entstanden ist, sondern wer es final kontrolliert. In der Bundesrepublik hervorgebrachte Patente deutscher Tochtergesellschaften von amerikanischen Rüstungskonzernen gelten zwar als deutsche Erfindungen, die allerdings aus den USA heraus gesteuert werden können.

Um die eigenständige Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und der EU zu steigern, sind deshalb nicht nur zusätzliche Investitionen in die militärische Forschung nötig, sondern auch ein genauer Blick auf die Firmengeflechte. Zusätzlich sollte es zukünftig auch den Hochschulen in Deutschland erlaubt sein, Forschung für militärische Zwecke zu betreiben.

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