Der Informationsdienst
des Instituts der deutschen Wirtschaft

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Arbeitsmarkt Lesezeit 3 Min.

Meisterhafte Frauen im Handwerk

Immer mehr Frauen in Deutschland arbeiten als Handwerksmeisterin. Vor allem im Gesundheitshandwerk und im Bauhandwerk hat die Zahl der Meisterinnen in den vergangenen Jahren zugelegt. Dennoch ist der Frauenanteil im Handwerk weiterhin gering. Das zu ändern, würde auch das Fachkräfteproblem der Branche mildern.

Kernaussagen in Kürze:
  • Im Vergleich zum Jahr 2013 arbeiteten 2024 gut 7.000 Frauen mehr als Handwerksmeisterin, damit stieg der Frauenanteil unter den Meistern von rund 13 auf gut 17 Prozent.
  • Um noch mehr Frauen für einen Job im Handwerk zu gewinnen, wäre es wichtig, bereits in der Berufsorientierung und -beratung junge Frauen für eine duale Ausbildung im Handwerk zu begeistern.
  • Darüber hinaus muss der Staat die jetzt schon im Beruf stehenden Handwerkerinnen während der Schwanger- und Mutterschaft stärker unterstützen.
Zur detaillierten Fassung

Von eher unbekannten oder nur noch selten ausgeübten Berufen wie Seiler, Böttcher, Kürschner bis hin zu weit verbreiteten wie Maler, Bäcker oder Friseur – das Handwerk hat viel zu bieten. In 146 verschiedenen Berufen arbeiteten in Deutschland im Zeitraum Juli 2023 bis Juni 2024 durchschnittlich knapp 2,6 Millionen Menschen. Ein Viertel von ihnen ist weiblich.

Dieser Anteil hat sich insgesamt in den vergangenen Jahren zwar nicht verändert, dafür aber die Zahl der Handwerksmeisterinnen:

Im Vergleich zum Jahr 2013 arbeiten heute gut 7.000 Frauen mehr als Handwerksmeisterin, damit stieg der Frauenanteil unter den Meistern von rund 13 auf gut 17 Prozent.

Besonders in den Berufen der Medizin-, Orthopädie- und Rehatechnik ging die Zahl nach oben. Seit 2013 sind in diesem Bereich gut 3.500 Meisterinnen dazugekommen. Das ist ein Anstieg von knapp 84 Prozent.

Auch in männertypischen Handwerksberufen gab es eine positive Entwicklung: Im Hoch- und Tiefbau hat sich die Zahl der Meisterinnen mit einem Plus von 126 beziehungsweise 241 mehr als verdoppelt.

Handwerkerinnen arbeiten häufig in Handwerksberufen mit Engpässen und lindern so den Fachkräftemangel. Ziel der Politik muss es sein, noch mehr Frauen für einen Job im Handwerk zu gewinnen.

Unabhängig von der Qualifikation zeigt sich, dass Handwerkerinnen häufiger in Handwerksberufen mit Engpässen arbeiten als in solchen ohne (Grafik):

Die Zahl der beschäftigten Frauen in Handwerksberufen mit einem dauerhaften Fachkräfteengpass ist seit 2013 um gut 18 Prozent gestiegen. Dagegen ging sie in Handwerksberufen ohne Engpässe um fast 15 Prozent zurück.

Um so viel Prozent hat sich die Zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Handwerkerinnen seit 2013 in Handwerksberufen mit diesen Engpässen verändert Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Schaut man auf die Gesellinnen in den einzelnen Engpassberufen, hat sich ihre Zahl seit 2013 vor allem in der Kraftfahrzeugtechnik, Fleischverarbeitung, Gebäudereinigung sowie der Augenoptik und Hörakustik erhöht.

Auch in vom Fachkräftemangel stark betroffenen und für die Energiewende wichtigen Bauberufen wie Bauelektriker, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker sowie Dachdecker stieg der Frauenanteil leicht.

Dagegen gab es einen starken Rückgang von weiblichen Beschäftigten im Friseurgewerbe. Hier waren zwischen Juli 2023 und Juni 2024 gut 25.000 Frauen weniger tätig als noch 2013. Gleiches gilt für den Lebensmittelverkauf an der Fleischtheke oder in der Bäckerei, wo deutlich weniger Frauen arbeiten als früher. Dennoch gehören das Friseurhandwerk und die Verkaufsberufe nach wie vor zu den Handwerksberufen mit dem höchsten Frauenanteil.

Allgemein muss es das Ziel sein, mehr Frauen vom Handwerk zu überzeugen, denn der Branche fehlt es massiv an Personal (Grafik):

Im Jahr 2024 konnte etwa die Hälfte aller offenen Stellen in Handwerksberufen rechnerisch nicht besetzt werden, da bundesweit fast 108.000 passend qualifizierte Fachkräfte fehlten.

Differenz zwischen offenen Stellen und entsprechend qualifizierten Arbeitslosen in den Handwerksberufen in Deutschland Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Benötigt werden knapp 90.000 Gesellen, 8.700 Meister und rund 9.500 weitere Fortbildungsabsolventen wie etwa solche, die einen Master Professional haben.

Bezogen auf den gesamten deutschen Arbeitsmarkt, entfällt damit rund ein Fünftel der gesamten Fachkräftelücke auf das Handwerk.

Mehr Frauen für das Handwerk gewinnen

Um mehr Frauen für einen Job im Handwerk zu gewinnen, wäre es wichtig, bereits in der Berufsorientierung und -beratung junge Frauen für eine duale Ausbildung im Handwerk zu begeistern. Dazu müssen Geschlechterklischees abgebaut und weibliche Vorbilder sichtbar gemacht werden. Unternehmen sollten etwa den jährlichen Girls’Day stärker nutzen, um jungen Frauen Einblicke zu bieten – besonders in eher männertypische Handwerksberufe.

Darüber hinaus muss der Staat die jetzt schon im Beruf stehenden Handwerkerinnen während der Schwanger- und Mutterschaft stärker unterstützen. Das könnte dazu führen, dass mehr Frauen einen Handwerksbetrieb gründen oder übernehmen.

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