Mehr Meer
Urlaube auf See sind beliebter denn je – die deutsche Kreuzfahrtbranche ist in den vergangenen Jahren von Umsatzrekord zu Umsatzrekord geschippert. Das wachsende Angebot macht Schiffsreisen auch für Normalverdiener erschwinglich.
- Das wachsende Angebot macht Schiffsreisen auch für Normalverdiener erschwinglich.
- Allein die deutschen Passagiere bescherten der Branche im Jahr 2011 Einnahmen von rund 2,4 Milliarden Euro.
- 2010 waren bereits 1,2 Millionen Passagiere aus Deutschland auf den Weltmeeren unterwegs.
Am 15. April 1912 sank mit der Titanic das zur damaligen Zeit zweitgrößte Schiff der Welt – fast genau 100 Jahre später stand die Havarie der Costa Concordia auf allen Titelseiten. Doch auch das jüngste Unglück und alle Diskussionen über Sicherheitsprobleme und Kapitänsfehler dürften am Boom der Kreuzfahrtbranche (Kasten) auf längere Sicht kaum etwas ändern. Das gegenwärtig größte Kreuzfahrtschiff, die Allure of the Seas, ist 361 Meter lang – fast 100 Meter länger als die Titanic –, 66 Meter breit und bietet 5.400 Passagieren Platz. Da auch die Zahl der schwimmenden Städte stetig gestiegen ist, hat sich weltweit zwischen 1990 und 2010 die Zahl aller Kojen auf den Kreuzfahrtschiffen mehr als verdreifacht – auf über 400.000. Der Umsatz ist entsprechend gewachsen (Grafik):
Allein die deutschen Passagiere, die auf Hochseekreuzfahrt gingen, bescherten der Branche im Jahr 2011 Einnahmen von rund 2,4 Milliarden Euro – gegenüber knapp 1,4 Milliarden Euro fünf Jahre zuvor.
Kreuzfahrten sind die am schnellsten wachsende Sparte im Tourismus. Für die Urlauber bedeutet dies sinkende Preise. Entsprechend waren 2010 bereits 1,2 Millionen Passagiere aus Deutschland auf den Weltmeeren unterwegs. Damit belegten die Bundesbürger in Europa hinter den Briten (1,6 Millionen Passagiere) und vor den Italienern (890.000) Rang zwei.
Vom Linienverkehr zur Kreuzfahrt
Bis weit ins 20. Jahrhundert waren Passagierschiffe vornehmlich im Linienverkehr unterwegs – auf der Route über den Atlantik reisten vor allem Auswanderer aus Europa, die ihr Glück in Amerika suchten. Allerdings waren die Überfahrten im Winter gefährlich, sodass zu wenige Tickets verkauft wurden und die Schiffe ungenutzt im Hafen blieben. Schon 1891 hatte Albert Ballin, Direktor der Hapag-Reederei, daher die Idee, stattdessen Vergnügungsreisen z.B. in den Orient anzubieten.
Zunächst waren diese Kreuzfahrten nur den sehr Wohlhabenden vorbehalten. Doch als etwa ab den 1960er Jahren das Passagierflugzeug den Linienschiffsverkehr zunehmend unrentabel machte, griffen immer mehr Reedereien auf Ballins Konzept zurück. Damit wurde aus dem elitären Kreuzfahrterlebnis ein Urlaubsangebot für große Teile der Bevölkerung.