Der Informationsdienst
des Instituts der deutschen Wirtschaft

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Künstliche Intelligenz macht Unternehmen leistungsfähiger

Ein guter Teil der Unternehmen in Deutschland gibt an, dass der Einsatz von KI-Anwendungen die Produktivität steigert. Auch viele der vom IW befragten Beschäftigten sehen einen positiven Effekt auf die Arbeitsleistung. Ein Selbstläufer ist der Einsatz von KI allerdings nicht.

Kernaussagen in Kürze:
  • Knapp 40 Prozent jener Unternehmen in Deutschland, in denen KI-Anwendungen schon fest zum Betriebsablauf gehören, berichten über einen Anstieg der Arbeitsproduktivität.
  • Von den Beschäftigten, die schon länger Erfahrungen mit KI-Tools gesammelt haben, geben 45 Prozent an, ihre Arbeitsleistung sei in den vergangenen zwei Jahren gestiegen.
  • Es gibt allerdings auch einige KI-Anwender, die von einer gesunkenen Arbeitsleistung sprechen – möglicherweise schlägt sich hier der zusätzliche Zeitaufwand nieder, den es braucht, um sich mit neuen KI-Tools vertraut zu machen.
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Sie schreibt und übersetzt Texte nahezu im Alleingang, wertet immense Datenmengen in Sekundenschnelle aus oder steuert komplexe Fertigungsroboter – künstliche Intelligenz hat in unterschiedlichsten Formen in vielen Unternehmen Einzug gehalten.

Es stellt sich allerdings die Frage, ob die neuen technischen Möglichkeiten tatsächlich Arbeitsprozesse stets beschleunigen und immer wieder neue Ideen anstoßen – oder der Umgang mit den Tools erst mal Kapazitäten bindet und diese aufgrund von Fehlern oder mangelnden Kompetenzen der Anwender noch gar nicht effizient genutzt werden.

Von jenen Unternehmen in Deutschland, in denen KI-Anwendungen schon fest zum Betriebsablauf gehören, berichten knapp 40 Prozent über einen Anstieg der Arbeitsproduktivität.

Zwei aktuelle Umfragen des IW bringen hier ein wenig Licht ins Dunkel:

Unternehmen. Von allen Firmen, die das IW im Rahmen seines Personalpanels im Sommer 2024 befragt hat, erproben 31 Prozent KI-Anwendungen, in weiteren 23 Prozent sind KI-Tools bereits etabliert. Die bisherigen Erfahrungen (Grafik):

Von jenen Unternehmen in Deutschland, in denen KI-Anwendungen schon fest zum Betriebsablauf gehören, berichten knapp 40 Prozent über einen Anstieg der Arbeitsproduktivität.

So viel Prozent der Unternehmen in Deutschland, die künstliche Intelligenz erproben/schon länger nutzen, berichten von positiven Effekten auf die Arbeitsproduktivität Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Dieser Anteil unterscheidet sich kaum zwischen den Firmen, die KI im engen Sinn nutzen – also Bilderkennungs-, Sprachanwendungs- oder Texterstellungs-Tools einsetzen –, und jenen Unternehmen, die beispielsweise Big-Data-Analysen zur Prozessoptimierung oder Produktentwicklung durchführen und damit KI (auch) indirekt, also im weiten Sinn, nutzen.

Differenzierter fallen die Antworten jener Personalverantwortlichen aus, in deren Unternehmen KI erst in der Erprobungsphase ist. So sieht gut die Hälfte der befragten Personaler in Unternehmen, die KI-Tools im engen Sinne erproben, bereits einen positiven Produktivitätseffekt. Von den Unternehmen, die ein breiteres Spektrum von KI-Anwendungen testen, berichtet dagegen nur ein Drittel von einem Produktivitätsanstieg. Rechnet man aus dieser Gruppe jene heraus, die die typischen generativen KI-Tools wie Chatbots einsetzen, spricht nur noch jedes achte Unternehmen von einem Produktivitätsplus.

Ein Grund für diese unterschiedlichen Zahlen könnte sein, dass die neuen Möglichkeiten der generativen KI wie ChatGPT viele Nutzer in Unternehmen begeistern – auch wenn oft unklar ist, ob und wie diese Tools längerfristig zum Geschäftserfolg beitragen können. Denkbar ist, dass sich die Euphorie nach einiger Zeit legt. Das könnte erklären, warum die Produktivitätseinschätzungen jener Unternehmen, in denen KI schon vor längerer Zeit Einzug gehalten hat, verhaltener sind.

Beschäftigte. Eine Auswertung der IW-Beschäftigtenbefragung vom April 2024 zeigt, dass rund 42 Prozent KI im Arbeitskontext nutzen. Am häufigsten verwenden sie Tools zur automatischen Datenverarbeitung und -auswertung sowie solche zur automatischen Texterkennung.

Knapp ein Fünftel der Befragten sind KI-Anfänger in dem Sinne, dass die von ihnen genutzten Anwendungen seit höchstens zwei Jahren im Betrieb eingesetzt werden. Weitere 13 Prozent verwenden sowohl etablierte als auch in jüngster Zeit eingeführte Tools (KI-Pioniere) und rund 10 Prozent haben mit ihren KI-Tools bereits mehr als zwei Jahre lang Erfahrungen gesammelt (KI-Erfahrene). Routine im Umgang mit KI wirkt sich offenbar darauf aus, inwieweit die Nutzer diese als hilfreich empfinden (Grafik):

45 Prozent der KI-Erfahrenen geben an, ihre Arbeitsleistung sei in den vergangenen zwei Jahren gestiegen – von den Beschäftigten, die KI-Tools (teils) erst seit Kurzem nutzen, sagen dies 41 Prozent.

So viel Prozent der Beschäftigten in Deutschland mit dieser Erfahrung auf dem Geibiet der künstlichen Intelligenz sagen, ihre Arbeitsleistung sei in den vergangenen beiden Jahren gesunken/gleich geblieben/gestiegen Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

In der Gruppe der Mitarbeiter, für die KI-Anwendungen im Job keine Rolle spielen, ist der Anteil mit 32 Prozent allerdings noch geringer. Andererseits haben von ihnen nur knapp 10 Prozent den Eindruck, zuletzt unproduktiver geworden zu sein. Dieser Anteil ist bei einigen KI-Anwendern deutlich höher:

Mehr als 18 Prozent der KI-Pioniere sagen, ihre Arbeitsleistung sei in den vergangenen beiden Jahren gesunken.

Möglicherweise liegt das daran, dass in dieser Gruppe zu den schon länger bekannten KI-Anwendungen zuletzt noch weitere Tools hinzugekommen sind, mit denen sich die Mitarbeiter erst vertraut machen müssen. Das kostet Zeit, die für die unmittelbar produktive Arbeit fehlt.

Eine tiefere Analyse der Befragungsdaten zeigt im Übrigen, dass vor allem Akademiker sowie langjährig Beschäftigte mit KI-Erfahrungen besonders häufig den Eindruck haben, ihre Arbeitsleistung sei in den zurückliegenden zwei Jahren gestiegen. KI-Pioniere mit beruflichem Bildungsabschluss geben dagegen signifikant häufiger als Kollegen anderer Qualifikationsniveaus an, ihre Leistung sei zuletzt geringer geworden.

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