Der Krankenstand in Deutschland
Der Krankenstand 2021 verbleibt wie im Vorjahr auf stabilem Niveau, obwohl die Corona-Variante Omikron für deutlich mehr Ausfälle in den Belegschaften gesorgt hat. Im Schnitt war jeder Arbeitnehmer in Deutschland für 18,2 Tage krankgeschrieben, das geht aus der Auswertung der neuesten Daten des Dachverbands der Betriebskrankenkassen hervor. Weitere Daten und Fakten zum Krankenstand in Deutschland finden Sie in unseren interaktiven Grafiken.

Die durchschnittlichen Krankheitstage
Seit dem Jahr 2016 schauen die Statistiker der Betriebskrankenkassen genauer hin – Atteste während einer Reha oder infolge von Arbeitsunfällen werden vollständig erfasst. Dadurch gab es einen sprunghaften Anstieg der Krankheitstage. Seitdem entwickeln sie sich aber eher unauffällig. Auch die ersten vier Coronawellen 2020 und 2021 haben in der Statistik kaum Spuren hinterlassen.
Krankheitstage einschließlich Reha und Arbeitsunfälle: Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflicht- und freiwillig versicherten Mitgliedern der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner, ab 2016 wegen neuer Methodik nur bedingt mit früheren Werten vergleichbar
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Die durchschnittliche Krankheitsdauer
Wie in den Jahren zuvor, entfiel auch 2021 das Gros der Krankschreibungen auf kurzzeitige Erkrankungen: Zwei Drittel sind nach spätestens einer Woche erledigt. Aufgrund der Impfungen ist selbst eine Coronainfektion meist nach ein bis zwei Wochen überstanden. Langwierige Erkrankungen machen zwar nur rund 10 Prozent der Krankheitsfälle aus, führen aber bei einer Genesungsdauer von durchschnittlich mehr als vier Wochen zu besonderen Herausforderungen für die Betriebe.
So viel Prozent der Krankheitsfälle 2021 dauerten …
Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflicht- und freiwillig versicherten Mitgliedern der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Der Krankenstand im Jahresverlauf
Dass die Pandemie ihre Spuren hinterlässt, zeigt der Blick in die Monatsstatistik. Im Jahr 2022 rollt die Erkältungswelle seit dem Frühjahr durchs Land. Der Wegfall von Kontaktbeschränkungen, die Wiederaufnahme des öffentlichen Lebens und die Lockerungen bei der Maskenpflicht tragen alle zu dem Revival von Husten, Schnupfen und Fieber bei.
Krankgemeldete in Prozent aller beschäftigten Mitglieder der Betriebskrankenkassen
Auswertung einer Stichprobe; krankgemeldete Mitglieder: arbeitsunfähig mit ärztlichem Attest
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Die Krankheitsgründe
Mit steigendem Alter treten vermehrt Verschleißerscheinungen auf. So ist rund ein Viertel aller Krankheitstage auf Muskel- und Skeletterkrankungen zurückzuführen. In keiner anderen Krankheitsart steigen die Ausfälle mit dem Alter so kräftig an. Psychische Erkrankungen treten zwar seltener auf, verursachen aber die längsten Ausfallzeiten je Fall. Umgekehrt ist es bei den Atemwegserkrankungen: Sie treten vergleichsweise häufig auf, sind im Schnitt aber nach gut einer Woche ausgestanden.
Krankheitstage: Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflicht- und freiwillig versicherten Mitgliedern der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Rest zu 100: Sonstige Ursachen
Krankheitstage: Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflicht- und freiwillig versicherten Mitgliedern der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Die Rolle des Alters
Es liegt nahe, langwierige Ausfälle mit dem Alter der Beschäftigten in Verbindung zu bringen. Denn offenkundig beansprucht die Genesung älterer Mitarbeiter mehr Zeit. Jenseits der 55 ist die durchschnittliche Ausfallzeit mehr als doppelt so lang wie in der Altersgruppe der 35- bis 39-Jährigen. Körperliche Verschleißerscheinungen oder schwerwiegende Erkrankungen treten bei jüngeren Kollegen seltener auf.
Durchschnittliche Zahl der Krankheitstage 2021
Krankheitstage: Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflicht- und freiwillig versicherten Mitgliedern der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Die Häufigkeit von Krankschreibungen
Mehr als die Hälfte der Mitglieder einer Betriebskrankenkasse ist 2021 kerngesund geblieben. Coronabedingte Verhaltensregeln haben wohl ihren Teil dazu beigetragen. Der Blick aufs Jahr 2022 deutet aber an, dass der Anteil der Beschäftigten, die bislang ungeschoren davonkommen sind, deutlich sinken wird.
So viel Prozent der BKK-Mitglieder waren 2021 so häufig krankgeschrieben
BKK-Mitglieder: Pflicht- und freiwillig versicherte Mitglieder der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner; krankgeschrieben: mit ärztlichem Attest
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Der Krankenstand in den Bundesländern
Sind die Thüringer kränker als die Schwaben, genesen Patienten an der Waterkant schneller? Eher nicht, denn die Statistik erfasst die Krankmeldungen von Beschäftigten, nicht die der gesamten Bevölkerung. Die Unterschiede ergeben sich aus dem regionalen Branchenmix, den regional unterschiedlichen Unternehmensstrukturen und der damit einhergehenden unterschiedlichen Bedeutung der einzelnen Berufsgruppen.
Durchschnittliche Krankheitstage 2021 …
Krankheitstage: Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflicht- und freiwillig versicherten Mitgliedern der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Der Krankenstand in den Branchen
Das Vorurteil, die Arbeit in der Industrie sei ein Knochenjob, gilt heute weniger denn je. Der steigende Dienstleistungsanteil an Industrieprodukten, der hohe Standard in der Arbeitssicherheit und nicht zuletzt das betriebliche Gesundheitsmanagement lassen die Branchenunterschiede schwinden.
Krankheitstage je beschäftigtes Mitglied der Betriebskrankenkassen im Jahr 2021
Branchenauswahl; Kalendertage mit ärztlichem Attest
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Der Krankenstand nach Berufsgruppen
Deutliche Unterschiede treten bei den Berufsgruppen und den für sie typischen Tätigkeiten auf. Unabhängig von der Branche hatten 2021 zum Beispiel Altenpfleger fünfmal mehr Ausfalltage als Beschäftigte in der Softwareentwicklung und Programmierung.
Krankheitstage 2021 je beschäftigtes Mitglied der Betriebskrankenkassen
Krankheitstage: Kalendertage mit ärztlichem Attest; pflicht- und freiwillig versicherte Mitglieder der Betriebskrankenkassen, ohne Arbeitslose und Rentner
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Die Krankheitskosten der Arbeitgeber
Bis zu sechs Wochen zahlt der Arbeitgeber das Gehalt weiter, wenn ein Mitarbeiter krankgeschrieben ist. Erst danach springt die Krankenkasse mit ihrem Krankengeld ein, das allerdings nur noch 70 Prozent des regelmäßigen Bruttoentgelts beträgt. Mit 78 Milliarden Euro setzte sich der langjährige Kostenanstieg 2021 weiter fort. Die Gründe: Jährliche Lohnsteigerungen treiben die Ausgaben ebenso in die Höhe wie der Beschäftigungszuwachs im vergangenen Jahrzehnt und die Alterung der Belegschaften.
Ausgaben der Unternehmen für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall in Milliarden Euro
Entgeltfortzahlung: ohne gesetzlichen Mutterschaftsurlaub; Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber einschließlich der gesetzlichen Unfallversicherung; 2018 und 2019: vorläufig, 2020: geschätzt
Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Deutsche Rentenversicherung
Betreuung von Kindern
Wenn der Nachwuchs krank im Bett liegt, haben Eltern bei entsprechendem Attest die Möglichkeit, ihr Kind zu Hause zu pflegen und Kinderkrankengeld von ihrer Kasse zu erhalten. Im Zuge der Pandemie hat der Gesetzgeber die Ansprüche der Eltern deutlich ausgeweitet – zum Beispiel auch für den Fall, dass die Kita wegen Corona schließen muss. Das erklärt den deutlichen Sprung im Jahr 2021. Geblieben ist aber das Muster, dass die familiäre Pflege überwiegend eine Sache der Frauen ist.
Kinderkrankengeldtage je 100 beschäftigte Mitglieder der Betriebskrankenkassen
7,8
27,4
2018
7,9
26,6
2019
6,1
21,2
2020
17,8
50,0
2021
Arbeitsunfähigkeit: Kalendertage mit ärztlichem Attest
Quelle: Dachverband der Betriebskrankenkassen
Die Angaben in den Grafiken basieren auf einer jährlichen Auswertung des Dachverbands der Betriebskrankenkassen (BKK), in die alle von einem Arzt attestierten Krankheitstage einfließen. Die Ergebnisse lassen sich angesichts der 4,4 Millionen beschäftigten BKK-Mitglieder gut auf die Gesamtwirtschaft übertragen.
Alle Daten in einer Excel-Tabelle zum Herunterladen- Im Jahr 2021 waren Arbeitnehmer im Durchschnitt 18,2 Tage krankgeschrieben. Damit verbleiben die Fehltage auf demselben Niveau wie 2020.
- Das Coronavirus spielt in der Krankenstandsstatistik eine eher nachrangige Rolle, obwohl es 2021 durch die Omikron-Variante viele Ausfälle in den Belegschaften gab.
- Auch die Entgeltfortzahlungen der Arbeitgeber stiegen 2021 weiter an: Mehr als 77,7 Milliarden Euro mussten sie dafür aufbringen.
- Die interaktiven Grafiken finden Sie unter iwd.de/krankenstand.