Befragung von Unternehmen Lesezeit 3 Min.

Deutsche Konjunktur: Nach Branche und Region unterschiedlich

Die deutsche Wirtschaft wird derzeit von der dritten Welle der Corona-Pandemie belastet, wobei die Dienstleister ihre Lage als deutlich schlechter bewerten als die Industrie. Für den weiteren Jahresverlauf sind die vom IW befragten Unternehmen insgesamt recht zuversichtlich. Allerdings besteht weiterhin sowohl ein branchenbezogenes als auch ein regionales Gefälle.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die vom IW im März und April 2021 befragten Unternehmen geben eine wenig erfreuliche Lagebeschreibung ab, blicken jedoch ein gutes Stück zuversichtlicher auf den weiteren Jahresverlauf.
  • Optimistisch mit Blick auf die Produktionsentwicklung sind vor allem Teile der Industrie, was sich auch in den nach Regionen differenzierten Erwartungen niederschlägt.
  • Auch bei den Exporten zeigt der Trend aufwärts, die Investitionsperspektiven geben allerdings noch keinen Anlass zur Euphorie.
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Lockdown, Notbremse, Impfverzögerungen – die Nachrichten der vergangenen Wochen gaben wenig Anlass zu guter Laune. Doch die Hoffnung bleibt, dass sich das Leben in Deutschland ab dem Sommer schrittweise normalisiert.

Vor diesem Hintergrund gaben auch die gut 2.800 Unternehmen, die das IW im März und April befragt hat, eine wenig erfreuliche Lagebeschreibung ab, blicken jedoch meist optimistisch nach vorn. Im Detail sind die Einschätzungen allerdings sehr unterschiedlich:

  1. Produktion. Die Industrieunternehmen, die vom ersten Lockdown im Frühjahr 2020 besonders kalt erwischt wurden, konnten sich seither ein gutes Stück erholen (siehe iwd 3/2021). Dies erklärt, warum 38 Prozent von ihnen die aktuelle Situation besser bewerten als jene vor einem Jahr und nur 29 Prozent von einer Verschlechterung sprechen. Ganz anders die Dienstleister: Während 36 Prozent eine negative Lagebewertung abgeben, sagen nur 18 Prozent, sie seien besser dran als im vergangenen Frühjahr.

Je nach Branche und Region blicken die deutschen Unternehmen mehr oder weniger zuversichtlich auf den weiteren Jahresverlauf.

Für den weiteren Jahresverlauf sind die Firmen durch die Bank ein gutes Stück zuversichtlicher (Grafik):

Von den Industrieunternehmen gehen 47 Prozent für 2021 von einer höheren Produktion aus als im Vorjahr, nur 21 Prozent rechnen mit schlechteren Geschäften.

Bewertung der Geschäftssituation im Frühjahr 2021 und Erwartungen für das Gesamtjahr 2021 in Prozent Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Vor allem die Hersteller von Grundstoffen und Investitionsgütern sind optimistisch. Doch auch bei den Konsumgüterproduzenten ist der Saldo der Erwartungen positiv. Gleiches gilt für die Dienstleistungsbetriebe insgesamt, wobei vor allem im Handel – wenig überraschend – noch viele Unternehmen skeptisch sind. Im Baugewerbe herrscht unterm Strich ebenfalls Optimismus vor, allerdings sind die Erwartungen nicht mehr so hoch wie in den Vorjahren.

Die unterschiedlichen Einschätzungen zur Produktionsentwicklung schlagen sich auch in den regional aufgegliederten Ergebnissen nieder. Im Groben gilt: Dort, wo exportorientierte Industriefirmen stark vertreten sind, fallen die Erwartungen höher aus als dort, wo Dienstleistungsbereiche wie etwa der Tourismus eine größere Rolle spielen (Grafik):

Vor allem im südlichen Deutschland sowie in Nordrhein-Westfalen sind jene Unternehmen, die für 2021 eine Produktionssteigerung erwarten, klar in der Überzahl.

So viel Prozent der Unternehmen in den folgenden Regionen Deutschlands erwarten für das Gesamtjahr 2021 gegenüber 2020 diese Produktionsentwicklung Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

In den ostdeutschen Regionen fällt der Saldo dagegen nur leicht positiv aus.

  1. Exporte. Bereits im zweiten Halbjahr 2020 erholten sich die deutschen Ausfuhren merklich vom ersten Corona-Schock. Und der Trend zeigt weiter aufwärts, vor allem, weil auf wichtigen Märkten wie China die Pandemie offenbar keine große Rolle mehr spielt. Insgesamt gehen zwar nur 23 Prozent der befragten Unternehmen für 2021 von steigenden Exporten aus und 21 Prozent erwarten sogar einen Rückgang. Aber:

Von jenen Firmen, die stark auf globale Märkte abzielen, sind 44 Prozent überzeugt, dass ihre Ausfuhren 2021 wachsen werden, nur 22 Prozent rechnen mit einem Minus.

Deutlich geringer sind die Ausschläge bei den innovationsorientierten Unternehmen – von ihnen haben 18 Prozent positive Exporterwartungen, 13 Prozent sind skeptisch.

  1. Investitionen. Die Corona-Pandemie hat die bereits zuvor getrübte Investitionskonjunktur in Deutschland nochmals erheblich geschwächt. Im Krisenjahr 2020 gingen die Ausrüstungsinvestitionen gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent zurück. Vor diesem Hintergrund sind die Erwartungen der hiesigen Unternehmen für die kommenden Monate zwar erfreulich, geben aber noch keinen Anlass zur Euphorie:

Insgesamt geht ein Drittel der Unternehmen für 2021 davon aus, dass ihre Investitionen über dem Vorjahresniveau liegen werden – ein Viertel erwartet jedoch einen Rückgang.

Deutlich über diesem Durchschnitt liegen allerdings die Firmen mit digitalen Geschäftsmodellen, von denen 40 Prozent in Sachen Investi-tionsperspektiven zuversichtlich und nur 18 Prozent pessimistisch sind. Hier macht sich der durch die Pandemie ausgelöste Digitalisierungsschub in vielen Bereichen der Wirtschaft bemerkbar.

  1. Beschäftigung. Auch wenn die mittlerweile dritte Infektionswelle das Wirtschaftsleben weiterhin einschränkt, führt dies offenbar nicht zu einer weiteren Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt. So rechnen 29 Prozent der Unternehmen für das laufende Jahr mit einem Beschäftigungsaufbau gegenüber 2020, lediglich 22 Prozent erwarten einen Abbau. Vor allem bei den Dienstleistern ist der Saldo mit 34 zu 23 Prozent klar positiv. Allerdings war hier der coronabedingte Einbruch im vergangenen Jahr auch besonders stark – fast 300.000 der insgesamt knapp 490.000 Arbeitsplätze, die im Jahresdurchschnitt 2020 verloren gingen, entfielen auf den Servicesektor.

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