Kommunen nehmen sich viel vor
Zahlreiche Städte und Gemeinden in Deutschland wollen ressourcenschonender wirtschaften. Allerdings fehlt für manch ehrgeiziges Vorhaben das Geld.
- Zahlreiche Städte und Gemeinden in Deutschland wollen ressourcenschonender wirtschaften.
- Die große Mehrheit der Kommunen setzt Nachhaltigkeitsprojekte um – sowohl in den Umweltdezernaten als auch im Städtebau, Verkehr, Bildungswesen und im Bereich Soziales.
- Zwei Drittel der Städte und Gemeinden sehen in ihrer angespannten Haushaltslage das größte Hindernis für die Realisierung von Nachhaltigkeitsvorhaben.
In vielen politischen Entscheidungsprozessen spielt das Konzept der Nachhaltigkeit (Kasten) eine prominente Rolle. So hat die Bundesregierung erst vor kurzem ein Mobilitäts- und Kraftstoffkonzept zum „Leuchtturmprojekt 2012“ gekürt.
Doch auch in Städten und Gemeinden ist nachhaltiges Handeln angesagt – und zwar durchaus ressortübergreifend, wie eine Umfrage des Berliner Instituts für den öffentlichen Sektor zeigt (Grafik):
Die große Mehrheit der Kommunen setzt Nachhaltigkeitsprojekte um – sowohl in den Umweltdezernaten als auch im Städtebau, Verkehr, Bildungswesen und im Bereich Soziales.
Trotz der Vielfalt der Maßnahmen gibt es einige Schwerpunkte:
- Klima und Energie. Auf der Agenda stehen unter anderem Energiesparprogramme für öffentliche Gebäude. Heidelberg beispielsweise hat 2010 begonnen, den Energieverbrauch seiner städtischen Liegenschaften zu optimieren. Alle Stellen, die Sanierungs- und Neubaumaßnahmen planen, müssen nachweisen, dass sie die energetischen Anforderungen erfüllen.
Ebenso wichtig ist eine effizientere Straßenbeleuchtung. Denn die häufig veralteten Laternen machen etwa 30 bis 50 Prozent des kommunalen Stromverbrauchs aus. Deshalb werden beispielsweise in Düsseldorf alte Gasleuchten sukzessive gegen Natriumdampf-Hochdrucklampen sowie LED-Leuchtmittel ausgetauscht.
- Öffentliche Beschaffung. Für den Einkauf von Waren und Dienstleistungen gibt die öffentliche Hand in Deutschland jährlich etwa 260 Milliarden Euro aus. Dabei müssen die Bundesbehörden darauf achten, dass die ausgewählten Produkte möglichst Umweltsiegel wie den „Blauen Engel“ oder „Energy Star“ tragen. Auch die Kommunen ziehen mit – fast zwei Drittel der Verwaltungsspitzen der 118 größten deutschen Kommunen geben an, in der Beschaffung Nachhaltigkeitsvorhaben umzusetzen. Beraten lassen können sich die Kommunen dabei vom Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums, das seit Ende 2011 als Kompetenzstelle für nachhaltigen Einkauf fungiert.
Alle guten Vorsätze helfen allerdings wenig, wenn das Geld fehlt:
Zwei Drittel der Städte und Gemeinden sehen in ihrer angespannten Haushaltslage das größte Hindernis für die Realisierung von Nachhaltigkeitsvorhaben.
Wenn die Kommunen also nachhaltig wirtschaften wollen, müssen sie als Erstes versuchen, ihre Finanzen in Ordnung zu bringen (vgl. iwd 21/2012).
Nachhaltigkeit – was heißt das?
Der Begriff stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft und besagt, dass nicht mehr Holz gefällt werden darf, als nachwachsen kann. Inzwischen hat Nachhaltigkeit jedoch eine umfassendere Bedeutung – oft ist von einem Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung die Rede. Dabei geht es erstens um ökologische Nachhaltigkeit – die natürlichen Lebensgrundlagen sollen nur in dem Maße beansprucht werden, wie sie sich regenerieren können. Zweitens wird ökonomische Nachhaltigkeit gefordert – eine Gesellschaft soll nicht über ihre Verhältnisse leben, um den nachfolgenden Generationen keine Einbußen zu bescheren. Die dritte Säule ist die soziale Nachhaltigkeit – ein Staat sollte so organisiert sein, dass soziale Spannungen begrenzt bleiben und sich Konflikte auf friedlichem Weg lösen lassen.