Kommune der Zukunft
Kommunen haben viele Optionen, um ihren Standort für Firmen attraktiver zu gestalten. Im Fokus stehen der digitale Wandel und die Beseitigung des Fachkräfteengpasses.
- Kommunen haben verschiedene Möglichkeiten, ihren Standort für Firmen attraktiver zu machen.
- Im Fokus stehen der digitale Wandel und die Beseitigung des Fachkräfteengpasses.
- Firmen finden aber auch umso leichter Mitarbeiter, je attraktiver das Wohnumfeld ist.
Straßen, Fachkräfte, Kosten – dieser Dreiklang galt lange Zeit als die Kernaufgabe einer Kommune. Doch mittlerweile sind weitere Handlungsfelder in den Blickpunkt gerückt – je nach Spezialisierung des Standorts, wie eine Studie der Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult zeigt:
Attraktivität des Arbeitsorts. Digitalisierungstrends wie etwa die Industrie 4.0 – die umfassende Vernetzung von Maschinen und Anlagen – sind ohne ein leistungsfähiges Internet nicht möglich. In der Gemeinde Roggenburg beispielsweise wurden Anfang 2014 nach nur fünf Monaten Bauphase 400 Haushalte ans schnelle Internet angeschlossen. Möglich gemacht hat dies das bayerische Breitbandförderprogramm in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Neben zukunftsfähigen Datenautobahnen muss aber auch die Verkehrsinfrastruktur hochwertig sein.
Attraktivität des Wohnorts. Firmen finden umso leichter Mitarbeiter, je attraktiver das Wohnumfeld ist. Gerade in Zeiten von Fachkräfteengpässen und demografischem Wandel sind Betriebe auf Kommunen angewiesen, die aktiv sind – etwa in der Talententwicklung von Jugendlichen. Mit der AzubiAkademie, Bildungspaten und einem Lernstubenkonzept werden zum Beispiel in Erlangen Jugendliche schon früh individuell gefördert.
Kommunale Governance. Die Attraktivität zu steigern ist das eine, sich als Kommune wirtschaftsfreundlich und effizient aufzustellen das andere. Regensburg und Ingolstadt etwa gehören zu den fünf wirtschaftsfreundlichsten deutschen Städten (vgl. iwd 50/2014). In einer Befragung waren hier jeweils fast 95 Prozent der Firmen mit den Leistungen ihrer Kommune zufrieden – auch weil diese mehr Verwaltungsleistungen elektronisch anbietet.
Interview
Hanno Kempermann, Leiter des Münchner IW-Büros und Autor der Studie „Wirtschaftsfreundliche Kommune 2020“ (Download unter: iwconsult.de) Wie sieht die ideale Kommune 2020 aus?
Sie sollte sowohl nah am Bürger als auch am Unternehmen sein und „das Ohr auf die Straße legen“, um zu hören, welche Nöte und Sorgen es vor Ort gibt. Auf dem Land sollte mancherorts noch die Infrastruktur weiter ausgebaut werden, um ein attraktives Wohnen und Arbeiten zu ermöglichen – wie schnelles Internet, aber auch gut erreichbare Schulen und Krankenhäuser. Insgesamt müssen die Kommunen schlanker und effizienter in ihrer Verwaltung werden und das Kirchturmdenken ablegen. Wer mit benachbarten Kommunen zusammenarbeitet, kann leichter Projekte anbieten und sich so für Unternehmen attraktiver machen – etwa in den Bereichen Fachkräfteengpässe, Digitalisierung, Bildung und Betreuung.
Welche Kommune kommt diesem Ideal zurzeit am nächsten?
Es gibt viele Kommunen, die auf einem guten Weg sind – vor allem in Niedersachsen und Bayern. Ein Beispiel ist Braunschweig: Die Stadt bietet Netzwerke zum Wissenstransfer, hält die Gewerbesteuer auf einem angemessenen Niveau, unterstützt Gründungen und integriert ausländische Fachkräfte durch Projekte in die Gesellschaft.
In welchen Bereichen sollten Bund und Länder die Kommunen auf dem Weg zu wirtschaftsfreundlicheren Standorten noch mehr unterstützen?
Wünschenswert wäre es, wenn Bund und Länder bei Genehmigungsverfahren wie der Neuansiedlung von Unternehmen und der Breitbandversorgung noch enger zusammenarbeiten und so wettbewerbsfähige Bedingungen für Firmen schaffen würden. Ein konstruktives Miteinander – das fängt bei der Bildung an, umfasst die Digitalisierung und reicht bis hin zur Infrastruktur wie dem Bau von Brücken.