Konsumausgaben Lesezeit 4 Min.

Kinder gehen ins Geld

Dass Kinder nicht nur ein Segen sind, sondern auch Geld kosten, wissen zwar alle Eltern. Wie hoch genau die Kosten sind, dürfte jedoch viele überraschen: Bis zum 18. Geburtstag kommen schon mal 150.000 Euro zusammen. Allerdings hängen die Ausgaben für den Nachwuchs sehr stark von den sozialen Verhältnissen ab.

Kernaussagen in Kürze:
  • In Deutschland haben Paare mit einem Kind im Jahr 2018 durchschnittlich 763 Euro pro Monat für die Konsumausgaben ihres Nachwuchses aufgewendet.
  • Eltern im einkommensstärksten Einkommenszehntel geben durchschnittlich fast dreimal so viel für ihre Kinder aus wie Eltern aus dem einkommensschwächsten Zehntel.
  • Große Unterschiede zeigen sich insbesondere bei der Gesundheitspflege: Finanziell gut gestellte Familien lassen sich Medikamente, Arztkosten und therapeutische Angebote für ihren Nachwuchs rund zehnmal mehr kosten als Eltern aus finanziell einfachen Verhältnissen.
Zur detaillierten Fassung

Das Statistische Bundesamt hat nachgerechnet, wie viel Geld Eltern für ihre Kinder im Durchschnitt pro Monat ausgeben (Grafik):

In Deutschland haben Paare mit einem Kind im Jahr 2018 durchschnittlich 763 Euro pro Monat für die Konsumausgaben ihres Nachwuchses aufgewendet.

Durchschnittliche Konsumausgaben der Haushalte in Deutschland im Jahr 2018 in Euro je Monat Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Dabei gilt: Je älter die Kinder, desto teurer. Reichen für ein bis zu sechsjähriges Kind 679 Euro monatlich, konsumieren Zwölf- bis 18-Jährige im selben Zeitraum für 953 Euro. Die Ausgaben für Versicherungen oder Vorsorge sind in dieser Summe noch nicht einmal berücksichtigt, ebenso wenig wie der Verdienstausfall, wenn einer der Elternteile wegen der Betreuung seine Berufstätigkeit zeitweise einschränkt oder ganz aufgibt. Die tatsächlichen Kosten sind deshalb noch um einiges höher.

Alleinerziehende geben am meisten ihres Budgets für Kinder aus

Wie stark Kinder ins Geld gehen, wird allerdings erst dann deutlich, wenn man die Konsumausgaben der Kleinen mit den gesamten Konsumausgaben des Haushalts vergleicht, in dem sie leben. Von den 3.593 Euro, die einer dreiköpfigen Familie im Schnitt monatlich für den Konsum zur Verfügung stehen, entfallen 21,2 Prozent auf das Kind.

Leben in der Familie mehrere Kinder, steigt dieser Anteil zwar an, allerdings nur unterproportional: Eine Familie mit drei Kindern zum Beispiel verwendet rund 41 Prozent ihres Konsumbudgets von knapp 4.300 Euro für den Nachwuchs. Dass es nicht mehr als 60 Prozent sind, also das Dreifache des Anteils für ein Einzelkind, ist durchaus plausibel. Denn viele Anschaffungen, die fürs erste Kind gemacht werden, können von weiteren Kindern ebenfalls genutzt werden – seien es nun das Mobiliar im Kinderzimmer, die Kleidung oder das Spielzeug.

Wesentlich ungünstiger fällt die Rechnung für Alleinerziehende aus: Haben sie ein Kind, nimmt dessen Konsum im Schnitt 35 Prozent des zur Verfügung stehenden Budgets von rund 2.000 Euro in Anspruch. Bei zwei Kindern steigt der Anteil sogar auf gut 45 Prozent.

Mehr als die Hälfte dieses Geldes, nämlich 60 Prozent, geben Alleinerziehende ausschließlich für die Deckung der Grundbedürfnisse ihrer Kinder aus, dazu zählen Ernährung, Kleidung und das Wohnen. Für die Freizeitgestaltung, Urlaube oder zusätzliche Bildungsangebote bleibt dementsprechend weniger übrig als bei Paaren, die maximal 50 Prozent des Konsumbudgets für die Kinder in die grundlegende Versorgung investieren.

Der Blick auf die Konsumausgaben für Kinder spiegelt die sozialen Verhältnisse wider: Je nachdem, wie hoch das Einkommen der Eltern ist, fallen auch die Ausgaben für die Kinder ganz unterschiedlich aus.

Mit zunehmendem Alter ändern sich die Bedürfnisse der Kinder, was sich auch in den Konsumausgaben niederschlägt: Sind bei Eltern mit Kindern im Vorschulalter die Betreuungskosten noch ein größerer Kostenfaktor, fallen beim älteren Nachwuchs die Ausgaben für die Ernährung oder die Freizeitgestaltung stärker ins Gewicht.

Ausgaben für Kinder je nach Einkommen sehr unterschiedlich

Der Blick auf die Konsumausgaben für Kinder spiegelt die sozialen Verhältnisse wider, in denen sie aufwachsen. Je nachdem, wie hoch das Einkommen der Eltern ist, fällt auch das Budget für die Kinder ganz unterschiedlich aus (Grafik):

Eltern im zehnten, sprich einkommensstärksten Einkommenszehntel geben durchschnittlich fast dreimal so viel für ihre Kinder aus wie Eltern aus dem ersten, also dem einkommensschwächsten Zehntel.

So viel Euro je Monat gaben die Haushalte in Deutschland, deren Nettoeinkommen im … aller Haushalte lag, im Jahr 2018 durchschnittlich für ein Kind aus Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Große Unterschiede zeigen sich insbesondere bei der Gesundheitspflege: Finanziell gut gestellte Familien lassen sich Medikamente, Arztkosten und therapeutische Angebote für ihren Nachwuchs rund zehnmal mehr kosten als Eltern aus finanziell einfachen Verhältnissen. Ein großes soziales Gefälle offenbaren auch die Ausgaben für Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen: Urlaubsreisen oder Restaurantbesuche sind bei weniger verdienenden Familien oft nicht drin oder zumindest deutlich seltener.

Was die Freizeitgestaltung angeht, profitieren Kinder aus einkommensstarken Familien ebenfalls enorm: Hobbys wie das Erlernen von Musikinstrumenten, Sportangebote, Kinobesuche et cetera lassen sich diese Familien rund viermal so viel kosten wie einkommensschwache Familien, bei Bildungsangeboten sind die Ausgaben rund dreimal so hoch.

Für die deutsche Wirtschaft wiederum bedeuten Kinder milliardenschwere Umsätze:

Allein die Ausgaben der Bundesbürger für die Baby- und Kleinkindausstattung in den ersten drei Lebensjahren belief sich im Jahr 2020 auf 2.450 Milliarden Euro.

Das war allerdings etwas weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019. Zurückgegangen ist 2020 zum Beispiel der Absatz von Kinderwagen und Autositzen – können keine Ausflüge gemacht werden, ist auch hier der Bedarf geringer. Im Jahr 2021 haben Eltern aber schon wieder mehr Buggys und Ähnliches gekauft. Auch der Umsatz mit Spielwaren ist gestiegen. Er betrug im vergangenen Jahr 3,8 Milliarden Euro und übertraf damit den Wert von 2020 nochmals leicht. In jenem Jahr hatte der Umsatz sogar um fast 9 Prozent zugelegt: Die im Lockdown festsitzenden Kinder mussten eben beschäftigt und – so gut es ging – bei Laune gehalten werden.

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