Intensive Verstrickungen
Industrieunternehmen in Deutschland sind wirtschaftlich eng miteinander verflochten. Allerdings verändern sich Wertschöpfungsketten im globalen Wettbewerb und auch politische Entscheidungen wie die Energiewende können die Kunden-, Lieferanten- und Zuliefererbeziehungen beeinflussen.
- Industrieunternehmen in Deutschland sind wirtschaftlich eng miteinander verflochten.
- Allerdings verändern sich Wertschöpfungsketten im globalen Wettbewerb und auch politische Entscheidungen wie die Energiewende können die Kunden-, Lieferanten- und Zuliefererbeziehungen beeinflussen.
- Mehr als 80 Prozent der Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes gehen davon aus, dass ihr größter Kunde, Lieferant oder Wettbewerber auch 2016 noch aus Deutschland stammt.
Die Metallbranche macht es vor: In der deutschen Industrie werden die Beziehungen zu den Zulieferern immer wichtiger, während die Wertschöpfungstiefe der einzelnen Unternehmen abnimmt. Mittlerweile ist diese Verflechtung vergleichsweise weit fortgeschritten:
Der Industrie-Dienstleistungs-Verbund, in dem das Verarbeitende Gewerbe sowie die industrienahen Dienste zusammengefasst sind, trug zuletzt 31 Prozent zur gesamten Bruttowertschöpfung in Deutschland bei – das sind rund 9 Prozentpunkte mehr als wenn die Industrie allein betrachtet wird.
Damit sind industrielle Wertschöpfungsketten – anders als etwa in Frankreich oder in Großbritannien – in der Bundesrepublik von entscheidender Bedeutung. Die Mehrheit der heimischen Unternehmen setzt dabei auf räumliche Nähe: So bevorzugt mehr als ein Drittel der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes nationale Lieferanten sogar dann noch, wenn diese für Leistungen, die es in vergleichbarer Qualität aus dem Ausland gäbe, einen etwas höheren Preis verlangen.
An der Fokussierung der Firmen auf Deutschland wird sich auch künftig wenig ändern (Grafik):
Mehr als 80 Prozent der Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes gehen davon aus, dass ihr größter Kunde, Lieferant oder Wettbewerber auch 2016 noch aus Deutschland stammt.
Gleichwohl verändern sich Geschäftsbeziehungen. Den größten Wandel erwartet die Industrie in ihren Kundenstrukturen (77 Prozent); auch den Lieferantenstrukturen stehen nach Einschätzung des Verarbeitenden Gewerbes große Veränderungen bevor (58 Prozent).
Die Wertschöpfungsketten verändern sich aber nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch international. So lassen der steigende Wettbewerbsdruck und die zunehmende Bedeutung östlicher Schwellenländer bei rund einem Drittel der Betriebe die Befürchtung aufkommen, dass Lieferketten mit deutscher Beteiligung reißen könnten. Vor allem Lieferanten aus China treten zunehmend als Konkurrenten deutscher Unternehmen auf.
Der Einfluss der Energiewende
Mehr als 80 Prozent der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes haben energieintensive Lieferanten. Diese versorgen die Industrie nicht nur mit wichtigen Vorprodukten und Rohstoffen, sondern geben ihr auch wichtige Impulse: Rund 70 Prozent der Industrieunternehmen profitieren von der Innovationskraft energieintensiver Unternehmen – indem sie deren neue Entwicklungen kaufen. Und fast die Hälfte erzielt durch die Zusammenarbeit zusätzliche Innovationsimpulse – insbesondere in Sachen Material- und Energieeffizienz sowie bei der Entwicklung neuer Werkstoffe.
Die große Mehrheit des Verarbeitenden Gewerbes (80 Prozent) ist allerdings unsicher, wie sich die Energiewende auf den Standort Deutschland auswirken wird. Knapp 20 Prozent der Betriebe gehen sogar von einer deutlichen Schwächung des Standorts aus – zum Beispiel, weil etablierte Wertschöpfungsketten und Netzwerke unsicher werden; nur 1 Prozent erwartet eine deutliche Stärkung.