Der Informationsdienst
des Instituts der deutschen Wirtschaft

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Transformation Lesezeit 2 Min.

Industrieregionen wählen radikaler

Bei der Bundestagswahl 2025 war die AfD in industriell geprägten Regionen besonders erfolgreich. Die Sorgen vor dem Strukturwandel und einem Wohlstandsverlust bieten der Rechtsaußenpartei gute Voraussetzungen für ihre Narrative und wirtschaftlichen Untergangserzählungen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Bei der Bundestagswahl 2025 erhielt die AfD in industriell geprägten Regionen, die von der Transformation besonders betroffen sind, gut jede vierte Zweitstimme – deutlich mehr als im Bundesschnitt.
  • Diese Entwicklung dauert schon länger an: Auch bei der Wahl 2021 erreichte die AfD in Regionen mit vielen energieintensiven Unternehmen oder einer starken Autoindustrie bessere Ergebnisse als im Rest des Landes.
  • Proaktives Handeln ist gefragt: Mit vorsorglicher Industriepolitik lassen sich die Risiken für extremes Wahlverhalten besser mindern als mit nachgelagerter Sozialpolitik.
Zur detaillierten Fassung

Rechtsaußen-Parteien sind international vor allem in deindustrialisierten Regionen stark. Das zeigt sich im amerikanischen Rustbelt, in den britischen Midlands oder in Nordfrankreich. In Deutschland dagegen war die AfD zuletzt insbesondere in Regionen mit starker traditioneller Industrie überaus erfolgreich (Grafik):

Bei der Bundestagswahl 2025 erhielt die AfD in industriell geprägten Regionen, die von der Transformation besonders betroffen sind, gut jede vierte Zweitstimme.

Zweitstimmenanteil der AfD bei der Bundestagswahl 2025 in Regionen mit hohem Beschäftigungsanteil in energieintensiven Branchen oder in der Automobilindustrie, in Prozent Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Bundesweit lag ihr Ergebnis mit 21,6 Prozent deutlich darunter. Denkbar ist, dass die Partei gerade in einer für die Industrie von Umbrüchen und Veränderungen geprägten Zeit mit Horrorszenarien vom wirtschaftlichen Niedergang dort punkten kann, wo die Sorgen vor Job- und Wohlstandsverlust groß sind.

Mit vorsorglicher Industriepolitik lassen sich die Risiken für extremes Wahlverhalten besser mindern als mit nachgelagerter Sozialpolitik.

Diese Entwicklung dauert schon länger an: Auch bei der Bundestagswahl 2021 erreichte die AfD in Regionen mit vielen energieintensiven Unternehmen oder einer starken Autoindustrie bessere Wahlergebnisse als im Rest des Landes. Doch sowohl die Stimmendifferenz zu anders geprägten Landstrichen als auch der Zweitstimmenanteil insgesamt haben sich 2025 deutlich nach oben bewegt – im Osten nochmals stärker als im Westen:

In den Transformationsregionen Ostdeutschlands erreichte die AfD einen um rund 7 Prozentpunkte höheren Wählerstimmenanteil als in den neuen Bundesländern insgesamt.

Zusätzlich hat die AfD auch dort ein größeres Wählerpotenzial, wo sich Menschen infrastrukturell abgehängt fühlen. Kommt beides zusammen – Strukturwandel und schwache Infrastruktur –, kann für die Menschen in diesen Regionen leicht der Eindruck entstehen, dass sie vom Wohlstandsversprechen der Bundesrepublik abgekoppelt sind.

In strukturschwachen Regionen braucht es Perspektiven durch Investitionsförderungen und eine bessere wirtschaftsnahe Infrastruktur

Um dieser Entwicklung wirksam entgegenzutreten, muss die Politik proaktiv handeln. Mit vorsorglicher Industriepolitik lassen sich die Risiken für extremes Wahlverhalten besser mindern als mit nachgelagerter Sozialpolitik. In strukturschwachen Regionen gilt es, mit Investitionsförderungen und einer besseren wirtschaftsnahen Infrastruktur Perspektiven zu schaffen, etwa mit Mitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ von Bund und Ländern. Eine Ausweitung des Instruments in der nächsten Förderperiode ab 2028 auf Regionen mit hohem Transformationsdruck wäre ebenfalls sehr sinnvoll, um die Sorgen der Menschen zu verringern.

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