Imkerei Lesezeit 4 Min.

Imkerei in Deutschland: Immer mehr Bienen, immer mehr Honig

Viele Einwohner haben in Deutschland die Imkerei als Hobby für sich entdeckt – nicht erst in der Pandemie. Immer mehr Bienenvölker produzieren deshalb immer mehr Honig. Die wenigsten Imker bestreiten allerdings mit dem Honigverkauf ihren Lebensunterhalt.

Kernaussagen in Kürze:
  • Rund ein Drittel des deutschen Honigkonsums wird mittlerweile in der Bundesrepublik selbst produziert, denn es gibt hier immer mehr Bienenvölker und Imker.
  • Europaweit nimmt der Bienenbestand allerdings ab, während auf allen anderen Kontinenten immer mehr Honig erzeugt wird.
  • Die weltweit größten Honigproduzenten sind China und die Türkei.
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Um ein 500-Gramm-Glas Honig zu füllen, müssen Bienen 120.000 Kilometer weit fliegen – sie umrunden also dreimal die Erde. Hinzu kommt all die Arbeit, die der Imker mit seinen Bienenvölkern und der Honigproduktion hat. In der Summe ist das ziemlich viel Aufwand für ein Produkt, das es dann für wenige Euro im Lebensmittelhandel, per Direktvertrieb oder beim Discounter zu kaufen gibt. Dennoch steht die Imkerei in Deutschland hoch im Kurs und es gibt immer mehr Bienenvölker (Grafik):

Im Jahr 2010 waren in Deutschland rund 685.000 Bienenvölker erfasst, zehn Jahre später 982.000 – ein Plus von mehr als 40 Prozent. Zahl der Bienenvölker in Deutschland in 1.000 und Selbstversorgungsgrad - Honigerzeugung in Prozent des Verbrauchs Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Im Schnitt, so der deutsche Imkerbund, betreut ein Imker knapp sieben Völker. Ein Volk lieferte 2020 fast 30 Kilo Honig. Macht 60 Gläser zu je 500 Gramm – bei einem Verkaufspreis von 5 bis 7 Euro ist klar, wie wenig damit zu verdienen ist.

Während in Deutschland immer mehr Honig produziert wird, ist der Trend für Europa insgesamt gegenläufig. Auf allen anderen Kontinenten brummt derweil die Imkerei.

So erklärt sich auch, dass die allermeisten die Imkerei nur als Hobby betreiben: 96 Prozent der Imker kümmern sich um maximal 25 Bienenvölker; nur 1 Prozent versorgt mehr als 50 Völker. Die Mitglieder des Imkerbunds sind übrigens zu knapp vier Fünfteln männlich und durchschnittlich gut 55 Jahre alt.

Imker als Hobby oder Ausbildungsberuf

Während sich die allermeisten ihr Handwerk nebenher aneignen, gibt es auch jene, die das ganz klassisch tun: Tierwirtin beziehungsweise Tierwirt der Fachrichtung Imkerei ist ein dreijähriger anerkannter Ausbildungsberuf. Im Jahr 2020 schlossen laut Statistischem Bundesamt 24 Menschen einen Ausbildungsvertrag ab, ein Jahr zuvor waren es 27.

Der davon freilich losgelöste Bienen-Boom hat dazu geführt, dass in Deutschland mehr Honig produziert wird als früher. Allerdings schwanken die Werte erheblich. Denn der Ertrag hängt maßgeblich vom Wetter ab, also zum Beispiel davon, wie viel es regnet. Auch Kälte ist bei Bienen unbeliebt: Selbst wenn die Rapsfelder in voller Blüte stehen – bei 12 Grad oder weniger brechen Honigbienen nicht zum Sammeln auf.

Honig-Selbstversorgungsgrad nimmt zu

Entsprechend schlecht – das zeigt eine Umfrage des Imkerbunds von Oktober 2021 – ist die Ernte deshalb zumindest in Teilen Deutschlands im Jahr 2021 ausgefallen. Tatsächlich kommt es in solchen Phasen sogar vor, dass die Imker zufüttern müssen. Das heißt: Sie stellen den Bienen Zuckerwasser bereit, damit die Tiere und ihre Brut überhaupt überleben können.

Gleichwohl ist der generelle Trend hin zu mehr Honig eindeutig, was der sogenannte Selbstversorgungsgrad belegt. Er gibt an, wie viel Prozent des verbrauchten Honigs im Land erzeugt wurden:

Der Selbstversorgungsgrad stieg in Deutschland innerhalb von zehn Jahren von 25 auf 33 Prozent – immerhin ein Drittel des Honigbedarfs kann also aus heimischer Produktion gedeckt werden.

Jeder Bundesbürger konsumierte zuletzt im Schnitt knapp 1,1 Kilogramm Honig pro Jahr. Was hiesige Bienen davon nicht liefern können, wird einfach aus dem Ausland zugekauft – zuletzt waren das fast 88.000 Tonnen (Grafik).

Honigproduktion, -handel und -konsum Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Gleichzeitig wird eine Menge Honig – knapp 29.000 Tonnen – exportiert. Einiges davon ist aber nur ein statistischer Effekt, da Deutschland für den internationalen Handel oft als Umschlagplatz im Zentrum Europas fungiert.

Apropos Europa: Insgesamt gab es 2019 etwas mehr als 16 Millionen Bienenvölker in Europa – mit einem klaren Schwerpunkt:

7,5 Millionen Bienenvölker lebten 2019 im Osten Europas, im Süden 6,9 Millionen und im Westen lediglich 1,4 Millionen.

Kein Land produziert mehr Honig als China

Der Bestand im Westen hat sich seit 1990 um 59 Prozent reduziert, im Osten um 47 Prozent. Mehr Bienenvölker gab es mit einem Plus von 51 Prozent dagegen im Süden des Kontinents. Das reicht allerdings nicht für ein positives Gesamtergebnis: Insgesamt hat sich die Zahl der Bienenvölker in Europa seit 1990 um 28 Prozent reduziert. Damit ist Europa der einzige Kontinent mit weniger Bienenvölkern als früher. In Amerika hat der Bestand im gleichen Zeitraum um 20 Prozent zugelegt, in Afrika um 32 und in Ozeanien um 75 Prozent. An der Spitze steht aber Asien:

Der asiatische Kontinent beheimatete 1990 rund 23 Millionen Bienenvölker, im Jahr 2019 waren es fast 44 Millionen – das entspricht einem Anstieg um 89 Prozent.

Da überrascht es nicht, dass die beiden weltgrößten Honigproduzenten in Asien zu finden sind. Unangefochten an der Spitze steht laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen die Volksrepublik China mit 1,85 Millionen Tonnen Honig pro Jahr, gefolgt von der Türkei mit 109.000 Tonnen.

Übrigens: Die meisten kommerziellen Honigproduzenten befüllen ihre Gläser mit einem Gemisch aus verschiedenen Importländern, aufgedruckt findet sich dann der Hinweis „Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern". Honig gehört zu den wenigen Lebensmitteln, deren Rückverfolgung selbst im Labor nicht lückenlos möglich ist.

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