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Wettbewerb Lesezeit 3 Min.

Hohe Kosten in der M+E-Industrie

In der Metall- und Elektro-Industrie ist der internationale Wettbewerbsdruck hoch. Um mit der Konkurrenz mithalten zu können, sind Standortfaktoren wie das Arbeitszeitvolumen und die Kostenstruktur mitentscheidend. Deutschland schneidet bei diesen Faktoren schlecht ab.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die deutsche Metall- und Elektro-Industrie steht in einem harten internationalen Wettbewerb. Ihre hohen Arbeitskosten sind daher ein Problem.
  • In der Jahresarbeitszeit liegt die Branche deutlich hinter direkten Konkurrenten zurück. Das kann sie mit ihrer Produktivität nicht ausgleichen.
  • Die Politik muss die M+E-Industrie entlasten, indem sie zum Beispiel Mehrarbeit attraktiver macht, den Strompreis für die Industrie senkt und die Steuern für die Betriebe verringert.
Zur detaillierten Fassung

Die Problemlage der deutschen Metall- und Elektro-Industrie ist derzeit äußerst vielfältig. Da wäre zum einen der Fachkräftemangel, mit dem die Branche zu kämpfen hat. Hinzu kommt ein hoher internationaler Wettbewerbsdruck. Vor allem chinesische Unternehmen haben – auch aufgrund staatlicher Unterstützung – in den vergangenen Jahren ihre Position stärken können. Zu guter Letzt drohen aufgrund der geopolitischen Spannungen Handelskonflikte sowie neue Zölle, die der stark exportorientierten Branche besonders zusetzen würden.

Umso wichtiger ist es, dass die deutsche M+E-Industrie international konkurrenzfähig ist. Das ist aber in vielen Punkten nicht der Fall (Grafik):

Die Arbeitszeit in der deutschen Metall- und Elektro-Industrie ist die niedrigste im internationalen Vergleich.

Arbeitsstunden je Arbeitnehmer in der Metall- und Elektro-Industrie im Jahr 2021 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Im Jahr 2021 arbeitete ein M+E-Beschäftigter hierzulande durchschnittlich 1.400 Stunden, in Polen waren es 650 Stunden mehr. Und auch andere wichtige Konkurrenten wie das Vereinigte Königreich lagen beim Arbeitspensum deutlich vor der Bundesrepublik. Auf umgerechnet 59 Arbeitstage im Jahr summiert sich hier der Abstand.

Die Gründe für die große Differenz sind eine mit 35 Stunden niedrige wöchentliche Regelarbeitszeit in der deutschen M+E-Industrie – in vielen Ländern liegt sie bei 40 Stunden – und die in Summe vielen freien Tage durch tariflichen Urlaub und gesetzliche Feiertage.

Die deutsche M+E-Industrie hat im internationalen Vergleich hohe Lohnstückkosten und kann preislich bei Weitem nicht mit ihren größten Konkurrenten mithalten.

Das Arbeitszeitvolumen hat wiederum einen direkten Einfluss auf die Arbeitskosten. Auch hier schneidet Deutschland schlecht ab:

Die deutsche Metall- und Elektro-Industrie hatte im Jahr 2019 – neuere Daten sind flächendeckend nicht verfügbar – mit gut 50 Dollar pro Stunde die höchsten Arbeitskosten im internationalen Vergleich.

Gegenüber den traditionellen Wettbewerbern lagen die Arbeitskosten in Deutschland rund 12 Dollar höher.

Das ließe sich durch eine höhere Produktivität ausgleichen, sodass die Lohnstückkosten insgesamt konkurrenzfähig wären. Deutschland hat mit 70 Dollar zwar eine hohe, aber nicht die höchste reale Stundenproduktivität. In den Vereinigten Staaten betrug sie zuletzt 81 Dollar. Die traditionellen Wettbewerber liegen im Mittel mit 62 Dollar auch nicht allzu weit zurück. Außerdem stiegen die Arbeitskosten in Deutschland zuletzt schneller als die Produktivität. Das hat für die heimischen Unternehmen Folgen (Grafik):

Die deutsche M+E-Industrie hat im internationalen Vergleich hohe Lohnstückkosten und kann bei Weitem preislich nicht mit den großen Konkurrenten aus dem Vereinigten Königreich, den USA und Japan mithalten.

Lohnstückkosten in der Metall- und Elektro-Industrie im Jahr 2019, Deutschland = 100 Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Allein um auf das Niveau vom benachbarten Österreich zu kommen, müsste isoliert betrachtet die Produktivität in der deutschen M+E-Industrie um 11,7 Prozent steigen, der Arbeitgeberbeitrag zu den Sozialversicherungen um 12,6 Prozentpunkte sinken oder die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich pro Tag 49 Minuten länger sein.

Konkrete Maßnahmen entlasten Unternehmen

Das Beispiel unterstreicht nochmals, wie sehr die deutsche M+E-Industrie unter Druck steht. Daher muss die Politik dringend verschiedene Maßnahmen einleiten, um die Unternehmen zu entlasten und damit den Standort und die Arbeitsplätze zu sichern.

  • Zunächst muss es das Ziel sein, die Lohnnebenkosten unter 40 Prozent zu halten. Aktuell geht die Entwicklung hier in die falsche Richtung, sodass die neue Regierung dringend handeln sollte.
  • Mehrarbeit muss attraktiver werden – zum Beispiel durch geringere Steuern und Abgaben für Überstunden.
  • Die hohen Stromkosten sollte die Politik ebenso angehen, etwa durch eine effizientere Regulierung der Netzentgelte oder einen Industriestrompreis.
  • Niedrigere Unternehmensteuern und schnellere Planungs- und Genehmigungsfahren können die Betriebe darüber hinaus entlasten und Freiraum für Investitionen in Innovationen schaffen.
  • Eine funktionstüchtige Infrastruktur – von der Straße bis zum Wohnungsangebot – ist sowohl für die Unternehmen als auch ihre Mitarbeiter wichtig. Hier sollte die Politik schnell für Verbesserungen sorgen.

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