Finanzierung geht auch anders
Die Finanzierung mittelständischer Firmen wandelt sich: Der Bankkredit ist auf dem Rückzug, alternative Formen wie die Eigenfinanzierung aus einbehaltenen Gewinnen oder das Factoring sind auf dem Vormarsch.
- Die Finanzierung mittelständischer Firmen wandelt sich: Der Bankkredit ist auf dem Rückzug.
- Inzwischen haben die Mittelständler in Deutschland eine Eigenmittelquote von 26 Prozent – vor einer Dekade waren es nur rund 17 Prozent.
- Im Jahr 2011 wuchs der Factoring-Markt um 19 Prozent auf gut 157 Milliarden Euro.
Beim Factoring tritt der Betrieb die Forderungen aus seinen Lieferungen ab und erhält dafür – gegen einen angemessenen Abschlag – sofort Geld von der Factoringgesellschaft (Kasten). Bis zu 90 Prozent der ausstehenden Forderung können so sofort verbucht werden.
Normalerweise läuft das anders: Die Kunden zahlen oft erst nach 40 Tagen oder gar zwei Monaten – deshalb muss das liefernde Unternehmen seine Umsätze für diese Zeit aus eigenen Mitteln oder über Bankkredite vorfinanzieren. Das Factoring schont somit die Liquidität und die Bilanzen. Denn die verkauften Forderungen sind nicht mehr in der Bilanz des Unternehmens enthalten. Factoring senkt also den Verschuldungsgrad und verkürzt die Bilanz, wenn die Mittel zur Reduktion der Verbindlichkeiten verwendet werden. Damit steigt die Eigenkapitalquote:
Inzwischen haben die Mittelständler in Deutschland eine Eigenmittelquote von 26 Prozent – vor einer Dekade waren es nur rund 17 Prozent.
Angesichts der geplanten Neuregelungen der Kreditvergabe im Rahmen von Basel III (Kasten) gewinnen Alternativen zum Bankkredit weiter an Bedeutung. So ist das Factoring-Volumen in Deutschland in den vergangenen beiden Jahren zügig gewachsen (Grafik):
Im Jahr 2011 wuchs der Factoring-Markt um 19 Prozent auf gut 157 Milliarden Euro.
Die Mitglieder des Deutschen Factoring Verbands zählen 14.600 Unternehmen als Kunden. Factoring wird auch für grenzüberschreitende Lieferungen genutzt: 2011 wurden gut 34 Milliarden Euro mit internationalen Factoring-Leistungen umgesetzt.
Basel III
Als Basel III bezeichnet man das Reformpaket des Basler Ausschusses der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) für die bereits bestehende Bankenregulierung Basel II. Geschnürt wurde es als Reaktion auf die vergangene Finanz- und Wirtschaftskrise, die gezeigt hat, wo die bisherige Bankenregulierung Schwächen hat – etwa bei der Eigenkapitalausstattung der Banken. Die Geldhäuser sollen Kredite – auch solche an Mittelständler – künftig mit mehr eigenen Mitteln absichern. Die Kosten dafür dürften die Banken mittels höherer Zinsen an ihre Kunden weiterreichen.