Fairer Handel: Umsatzplus trotz schwacher Konsumkonjunktur
Der faire Handel in Deutschland hat im vergangenen Jahr ein Umsatzplus verzeichnet – trotz des allgemein zurückhaltenden Konsums der Bundesbürger infolge der aktuell schwierigen Wirtschaftslage. Besonders wichtig unter den fairen Produkten sind Kaffee und Schokolade.
- Der in Deutschland erzielte Umsatz mit fair gehandelten Waren stieg 2023 gegenüber dem Vorjahr um gut 7 Prozent auf mehr als 2,3 Milliarden Euro.
- Mit einem Anteil von knapp 39 Prozent am Gesamtumsatz ist Kaffee das wichtigste Fairtrade-Produkt in der Bundesrepublik.
- Allerdings ist die Menge des in Deutschland abgesetzten fair gehandelten Kaffees im vergangenen Jahr um 3 Prozent auf gut 26.000 Tonnen zurückgegangen.
Nur der Preis zählt, alles andere ist egal – diese Geiz-ist-geil-Mentalität wird den Verbrauchern in Deutschland häufig unterstellt. Doch zumindest für einen Teil der Konsumenten spielt auch das gute Gewissen beim Einkauf eine Rolle. Das zeigt der Markt für fair gehandelte Produkte, die den Erzeugern auskömmliche Einnahmen gewährleisten sollen und unter Einhaltung der Menschenrechte umweltschonend hergestellt werden.
Der Umsatz mit fair gehandelten Waren ist im vergangenen Jahr in Deutschland um gut 7 Prozent gestiegen.
Zwar gaben die Bundesbürger im vergangenen Jahr durchschnittlich nur knapp 28 Euro für faire Lebensmittel, Textilien und Handwerksprodukte aus. Doch das Marktsegment wächst:
Der in Deutschland erzielte Umsatz mit fair gehandelten Waren stieg 2023 gegenüber dem Vorjahr um gut 7 Prozent auf mehr als 2,3 Milliarden Euro.
Mit einem Anteil von knapp 39 Prozent am Gesamtumsatz ist fair gehandelter Kaffee das wichtigste Fairtrade-Produkt in der Bundesrepublik (Grafik):
Im vergangenen Jahr legte der Umsatz mit den fairen Bohnen hierzulande um 16 Prozent zu.
Allerdings dürfte dies vor allem auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass die Fairtrade-Organisation die Mindestpreise für fairen Kaffee zuletzt deutlich angehoben hat – um 19 Prozent für Robusta- und 29 Prozent für Arabica-Kaffeesorten. Diese Preissprünge haben den einen oder anderen Verbraucher wohl doch abgeschreckt (Grafik):
Die Menge des in Deutschland abgesetzten fair gehandelten Kaffees ist im vergangenen Jahr um 3 Prozent auf gut 26.000 Tonnen zurückgegangen.
Der Markt für ein anderes klassisches Fairtrade-Produkt ist dagegen zuletzt weiter expandiert:
Fair gehandelte Schokolade verzeichnete in Deutschland im vergangenen Jahr ein Absatzplus von 9,5 Prozent.
Ob fair oder konventionell produziert: Insgesamt essen die Bundesbürger jährlich pro Kopf knapp acht Kilogramm Schokolade – als Tafel, Praline oder Schokofigur. Für die geliebte Süßigkeit werden die Verbraucher in nächster Zeit allerdings voraussichtlich deutlich mehr zahlen müssen. Denn schlechte Ernten in den wichtigsten Anbauländern Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) und Ghana haben die Preise für Rohkakao in die Höhe schnellen lassen:
Anfang 2023 kostete eine Tonne Kakaobohnen an der Börse noch ungefähr 2.300 Dollar – im laufenden Jahr stieg der Preis zeitweise auf bis zu 10.000 Dollar.
Von diesen höheren Preisen profitieren die Kakaobauern außerhalb des Fairtrade-Netzwerks allerdings in den seltensten Fällen. Die Hintergründe:
Im Globalen Süden arbeiten mehr als 5,5 Millionen Menschen im Kakaoanbau. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf leben die Bauern deutlich unter der von der Weltbank definierten Grenze für extreme Armut von 2,15 Dollar am Tag. Ihre Ernten fallen zunehmend kleiner aus, da die Baumbestände alt und größtenteils in Monokulturen angelegt sind, wodurch sie anfälliger für Schädlinge, Krankheiten und Wetterextreme sind.
Tatsächlich haben sich Pilze und andere Baumkrankheiten in den vergangenen Jahren stark ausgebreitet. Um den gesunden Baumbestand zu retten, mussten in einigen Regionen mehrere 100 Hektar kranke Kakaobäume gefällt werden. Für einen nachhaltigeren und klimaresilienteren Kakaoanbau in sogenannten Agroforstsystemen fehlt es im Globalen Süden an den nötigen Investitionen.
Um den Kakaobauern zu helfen, könnte die deutsche Bundesregierung etwa zusätzliche Mittel für eine schnelle und bedarfsgerechte Hilfe bei klimabedingten Schäden bereitstellen.