Duales Studium: Das Beste aus zwei Welten
Immer mehr junge Leute in Deutschland entscheiden sich für ein duales Studium, das den Hochschulbesuch und betriebliche Praxis kombiniert. Besonders beliebt unter dualen Studenten ist die Fächergruppe der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften.
- Das duale Studium, das den Hochschulbesuch und betriebliche Praxis kombiniert, wird in Deutschland immer beliebter. Im Wintersemester 2022/23 gab es in Deutschland bereits mehr als 138.000 dual Studierende.
- Rund 97 Prozent aller dualen Studenten sind in den Wirtschafts-/Rechtswissenschaften, den Ingenieurwissenschaften, den Gesellschafts- und Sozialwissenschaften, in Mathematik/Naturwissenschaften sowie in Medizin/Gesundheitswissenschaften immatrikuliert.
- Allerdings kann man im Rahmen eines dualen Studiums kein klassischer Mediziner oder Volljurist werden.
Wer in Deutschland nach der Schule erst eine Lehre macht und anschließend noch ein Studium draufsattelt – in umgekehrter Reihenfolge funktioniert das Ganze natürlich auch –, hat nach Abschluss beider Ausbildungen bis zu zehn Jahre Zeit investiert. Dabei kann man das Ganze deutlich schneller haben: mit dem dualen Studium.
Die Zahl der jungen Menschen, die sich für ein duales Studium entscheidet, hat sich seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2004 mehr als verdreifacht. Zuletzt absolvierten fast 140.000 Personen eine solche Kombi-Form der Ausbildung.
Bei dieser Form der Ausbildung können je nach Modell (siehe Kasten unten) zum Beispiel ein Berufsabschluss und ein akademischer Titel parallel erworben werden, wobei sich Theorie an der Hochschule und Praxis in einem Partnerbetrieb üblicherweise abwechseln.
Die Zahl der jungen Menschen, die sich für diese Kombi-Form der Ausbildung entscheidet, hat sich seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2004 mehr als verdreifacht. Allein zwischen 2019 und 2022 ist die Zahl der Studenten in diesem Ausbildungsweg um mehr als 16.000 gestiegen (Grafik):
Im Wintersemester 2019/20 gab es in Deutschland annähernd 122.000 dual Studierende, drei Jahre später waren es bereits mehr als 138.000.
Das Gros der dualen Studiengänge schließt mit einem Bachelor ab.
Zuletzt haben sich knapp 95.000 derjenigen, die ein duales Studium absolvieren, für ein praxisintegrierendes Studium entschieden. In diesem Format wird ein Hochschulstudium mit längeren Praxisphasen in einem Kooperationsunternehmen verbunden.
Nur rund ein Fünftel der dualen Studenten wählt einen ausbildungsintegrierenden Studiengang. Im berufsintegrierenden Format, das Berufstätigkeit und Studium in der Regel im Rahmen eines Masterstudiums verzahnt, studierten zuletzt rund 5.200 Personen beziehungsweise knapp 5 Prozent.
Private Hochschule legen zu
Die Mehrheit der dualen Studenten entscheidet sich für eine staatliche Hochschule, doch deren Bedeutung sinkt: Im Jahr 2019 waren annähernd 64 Prozent der Studenten an einer staatlichen Hochschule eingeschrieben, 2022 lag der Anteil nur noch bei gut 58 Prozent. Gleichzeitig spielen die privaten Hochschulen eine größere Rolle. Im Jahr 2022 waren 41 Prozent der dualen Studenten hier immatrikuliert, 2019 waren es rund 35 Prozent.
Dieser Zuwachs ist hauptsächlich auf die IU Internationale Hochschule mit Hauptsitz in Erfurt zurückzuführen. Dort verdreifachte sich die Zahl der dualen Studenten binnen drei Jahren von knapp 6.600 im Jahr 2019 auf annähernd 21.900 im Jahr 2022. Im selben Zeitraum hat die IU die Zahl der bundesweiten Standorte von zehn auf 19 fast verdoppelt. Die kirchlichen Hochschulen spielen im dualen Studium nur eine marginale Rolle, ihr Anteil an den dualen Studenten ist zwischen 2019 und 2022 zudem noch weiter geschrumpft.
Wer sich für ein duales Studium entscheidet, kann zwar zwischen vielen Studienfächern wählen, doch das Gros landet bei diesen fünf Fächergruppen (Grafik):
Rund 97 Prozent aller dualen Studenten waren 2022/23 in den Wirtschafts-/Rechtswissenschaften, den Ingenieurwissenschaften, den Gesellschafts- und Sozialwissenschaften, in Mathematik/Naturwissenschaften sowie in Medizin/Gesundheitswissenschaften immatrikuliert.
Allerdings kann man im Rahmen eines dualen Studiums kein klassischer Mediziner oder Volljurist werden. Im Rahmen der dualen Studiengänge der Fächergruppe Medizin/Gesundheitswissenschaften werden ausschließlich Berufe für den sogenannten zweiten Gesundheitsmarkt ausgebildet, beispielsweise Physiotherapeuten, Medizintechniker oder Pflegemanager.
Betrachtet man den Anteil der dualen Studenten an allen Studenten innerhalb einer Fächergruppe, nehmen die Wirtschafts- und Rechtswissenschaften mit rund 8 Prozent die Spitzenposition ein. Danach folgen die Fächer Medizin/Gesundheitswissenschaften mit rund 7 Prozent und die Ingenieurwissenschaften mit gut 5 Prozent.
Duale Studienformate
Seit 2017 gibt es eine bundesweit gültige Definition des dualen Studiums. So dürfen Studiengänge nur noch dann als dual bezeichnet werden, wenn es sich um ausbildungs-, praxis- und berufsintegrierende und nicht um ausbildungs-, praxis- und berufsbegleitende Formate handelt.
Ausbildungsintegrierendes duales Studium: Bei dieser Variante ist eine Berufsausbildung systematisch im Studiengang angelegt, es liegt zudem ein Ausbildungsvertrag vor. Studium und Ausbildung sind strukturell-institutionell miteinander verzahnt, außerdem können Teile der Ausbildung als Studienleistungen angerechnet werden.
Praxisintegrierendes duales Studium: Gegenüber regulären Studiengängen mit obligatorischen Praktika sind hier Praxisanteile systematisch und in größerem Umfang angelegt und mindestens strukturell-institutionell mit dem Studium verzahnt. Es gibt eine Anrechnung der Praxisanteile als Studienleistungen.
Berufsintegrierendes duales Studium: Dieses Voll- oder Teilzeitstudium wird mit einer fachlich verwandten Berufstätigkeit kombiniert und inhaltlich miteinander verzahnt. Der Arbeitgeber ist über die Studienaufnahme informiert und tauscht sich regelmäßig mit seinem Mitarbeiter über die Studieninhalte aus.