Der Informationsdienst
des Instituts der deutschen Wirtschaft

Der Informationsdienst
des Instituts der deutschen Wirtschaft

USA Lesezeit 4 Min.

Die Kosten des amerikanischen Zollkriegs

Falls der künftige US-Präsident Donald Trump einen Zollkrieg anzettelt, wäre das Exportland Deutschland davon besonders stark betroffen. Aber auch in den USA selbst würden Zölle und zu erwartende Vergeltungszölle das Wirtschaftswachstum drosseln und Arbeitsplätze kosten.

Kernaussagen in Kürze:
  • Sollte Donald Trump in den USA die Importzölle erhöhen, würde das im Vergleich zu einem Szenario ohne Zollerhöhungen die Wirtschaftsleistung schwächen – sowohl in den USA als auch in Deutschland und der EU.
  • So würde die Wirtschaftsleistung der USA bei gegenseitigen transatlantischen Importzöllen von 10 Prozent im Jahr 2025 um knapp 1,3 Prozent geringer ausfallen als ohne Zölle. Bei einem Zollsatz von 20 Prozent fiele das BIP sogar um fast 1,5 Prozent niedriger aus.
  • Die kumulierten BIP-Verluste Deutschlands in konstanten Preisen des Jahres 2020 beliefen sich in diesen Fällen auf etwa 127 Milliarden Euro beziehungsweise 180 Milliarden Euro.
Zur detaillierten Fassung

Zölle sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sollen sie die Wirtschaft jenes Landes schützen, das den Zoll erhebt. Andererseits verteuern sie die mit einem Zoll belegte Ware. Außerdem ziehen Zölle weitere volkswirtschaftliche Konsequenzen nach sich – und das nicht nur in dem Land, das sie einführt, und dem, gegen das der Zoll verhängt wurde, sondern weltweit. So könnte beispielsweise ein drittes Land sowohl profitieren, weil es aufgrund eines Preisvorteils plötzlich deutlich mehr in das den Zoll verhängende Land exportiert, als auch darunter leiden, wenn es etwa wegen des schwächeren Handels der beiden anderen Länder weniger seiner Vorleistungsprodukte dort absetzen kann.

Mit der Wahl Donald Trumps zum künftigen US-Präsidenten ist die Zollfrage wieder akut. Im Wahlkampf hatte Trump für den Fall seiner Wiederwahl des Öfteren umfangreiche Zollerhöhungen in der Handelspolitik angedroht, auch gegenüber der EU. Mit der Einführung höherer Zölle will Trump unter anderem das Handelsbilanzdefizit der USA deutlich verringern – die Vereinigten Staaten weisen seit den 1990er Jahren eine negative Handelsbilanz aus, führen also wertmäßig mehr Waren ein als aus.

Die Auswirkungen höherer Zölle

Das Institut der deutschen Wirtschaft hat nun untersucht, wie sich die transatlantischen Handelsbeziehungen entwickeln, wenn beide Seiten ab 2025 deutlich höhere Zölle verhängen. Aktuell liegen die US-Einfuhrzölle für Waren aus der EU zwischen 1 und 2 Prozent. Die EU wiederum belegt US-Importe derzeit mit einem durchschnittlichen Zollsatz von rund 1 Prozent.

Den IW-Berechnungen liegen zwei Szenarien zugrunde: In Szenario 1 erhöhen die USA ihre Zölle auf alle Importe auf 10 Prozent, auf chinesische Importe sogar auf 60 Prozent. Im Gegenzug führt die EU eine gleichwertige Vergeltungsmaßnahme ein und verhängt einen 10-prozentigen Zollsatz auf Einfuhren aus den USA. In Szenario 2 beträgt der von den USA gegenüber der EU und umgekehrt erhobene Zollsatz 20 Prozent. In beiden Szenarien werden die Zollsätze Anfang 2025 eingeführt und über die Ende 2028 endende Amtszeit Trumps beibehalten.

In beiden Fällen führen die hohen Zollsätze zu einer geringeren Wirtschaftsleistung in den beteiligten Ländern als in einem Szenario ohne Zölle.

In den USA wäre der negative Effekt auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aufgrund der Einfuhrzölle und der daraus aller Voraussicht nach resultierenden Verunsicherung im ersten Jahr am höchsten (Grafik):

Die Wirtschaftsleistung der USA würde bei gegenseitigen transatlantischen Importzöllen von 10 Prozent im Jahr 2025 um knapp 1,3 Prozent geringer ausfallen als ohne Zölle. Bei einem Zollsatz von 20 Prozent fiele das BIP sogar um fast 1,5 Prozent niedriger aus.

Auswirkungen von Zollerhöhungen auf das Bruttoinlandsprodukt der USA, der EU und Deutschlands Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Wie die angenommene Verunsicherung von Konsumenten, Firmen und Anlegern nehmen auch die negativen BIP-Effekte im Zeitverlauf ab, in Szenario 1 kehrt die Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten im Jahr 2028 fast wieder auf ihr Basisszenario zurück.

Infolge des zuvor zu erwartenden wirtschaftlichen Einbruchs käme es zudem zu einem Beschäftigungsrückgang. In Szenario 1 wären im Jahr 2026 infolge des Zollkriegs fast 625.000 Menschen mehr in den USA arbeitslos, in Szenario 2 wären es 746.000 Menschen. Auch dieser Effekt nimmt in den USA mit der Zeit ab und würde sich 2028 sogar ganz leicht ins Positive drehen.

Sollte Donald Trump in den USA die Importzölle erhöhen, würde das im Vergleich zu einem Szenario ohne Zollerhöhungen die Wirtschaftsleistung schwächen – sowohl in den USA als auch in Deutschland und der EU.

In den 27 EU-Staaten insgesamt sowie in Deutschland würden beide Zollszenarien ebenfalls der jeweiligen Wirtschaftsleistung einen Dämpfer verpassen, allerdings würden diese Effekte – anders als in den USA – im Zeitablauf immer stärker ausfallen, obwohl sich auch hier die angenommene Verunsicherung allmählich abbaut. Sowohl EU-weit als auch in der Bundesrepublik würde der maximale negative BIP-Effekt im dritten Jahr nach Einführung der Handelszölle erreicht, auch danach würde er nur minimal abnehmen. Deutschland als ein Land mit einer offenen und exportorientierten Wirtschaft würde besonders stark unter einem verschärften transatlantischen Handelskrieg mit hohen Zollsätzen leiden:

Die kumulierten BIP-Verluste Deutschlands in konstanten Preisen des Jahres 2020 belaufen sich für Szenario 1 auf etwa 127 Milliarden Euro, in Szenario 2 auf 180 Milliarden Euro.

Der wichtigste Faktor für den Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung aufgrund eines Zollkriegs sind die privaten Investitionen, die wiederum aufgrund der erheblichen Exportrückgänge ins Stocken kämen. Auch die Beschäftigung würde sinken. Im Jahr 2028 wären in Deutschland aufgrund der transatlantischen 10-Prozent-Zölle 103.000 Menschen weniger beschäftigt als ohne Zollerhöhungen, im 20-Prozent-Szenario sogar 151.000.

Doch nicht nur die Staaten, die die Zölle erhöhen, hätten Nachteile. Auch das weltweite Bruttoinlandsprodukt würde unter dem Zollschock leiden: Das globale Wirtschaftswachstum würde in Szenario 1 im Jahr 2025 um 0,5 Prozent niedriger ausfallen also ohne neue Zollschranken. Das reale Bruttoinlandsprodukt Chinas würde im Jahr 2028 in Szenario 2 sogar um 1,7 Prozent unter dem Basisszenario liegen.

Das könnte Sie auch interessieren

Meistgelesene