Die Karten werden neu gemischt
Der industrielle Mittelstand spürt die jüngste Eintrübung der Wirtschaftslage, macht aktuell aber noch ganz ordentliche Geschäfte – vor allem jenseits der EU, weil sich China und die USA besser entwickeln als der alte Kontinent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung von knapp 1.000 Unternehmen durch den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI).
- Der industrielle Mittelstand spürt die jüngste Eintrübung der Wirtschaftslage, macht aktuell aber noch ganz ordentliche Geschäfte.
- Lediglich 15 Prozent der Mittelständler beurteilten die Geschäfte zum Jahreswechsel als schlecht, 40 Prozent dagegen als gut.
- Eigene Produktionsstätten im Ausland hatten nur gut 14 Prozent der international tätigen Unternehmen, das sind gerade mal 8 Prozent aller Unternehmen.
Was die ökonomischen Aussichten für das Jahr 2013 angeht, gaben sich die Unternehmen bei der Befragung im Herbst 2012 eher pessimistisch. Erstmals seit dem Frühjahr 2010 zeigten mehr Firmen mit dem Daumen nach unten (29 Prozent) als nach oben (25 Prozent). Der Rest bezeichnete den Ausblick als befriedigend.
Die Einschätzungen für den Winter 2012/13 fielen dagegen wesentlich besser aus. Lediglich 15 Prozent der Mittelständler beurteilten die Geschäfte zum Jahreswechsel als schlecht, 40 Prozent dagegen als gut.
Der Blick zurück in die Befragungswellen des Panels zeigt allerdings, dass die Unternehmen generell eher zum Pessimismus neigen als zum Optimismus. Es wird aber auch hier nichts so heiß gegessen wie gekocht – meist liefen die Geschäfte besser als ursprünglich erwartet. Ohnehin wird die eigene Lage in der Regel besser beurteilt als die Situation der Volkswirtschaft.
So könnte es auch diesmal kommen. Weil der industrielle Mittelstand zunehmend jenseits der EU-Außengrenze aktiv ist, sind die mauen Aussichten innerhalb der Union für die Firmen kein K.-o.-Kriterium mehr (Grafik und Kasten).
Insgesamt waren im Jahr 2012 rund sechs von zehn Mittelständlern im Ausland aktiv, die meisten im Exportgeschäft (86 Prozent), gefolgt von grenzüberschreitenden Kooperationen (34 Prozent) und der Lohnfertigung (24 Prozent).
Eigene Produktionsstätten im Ausland hatten nur gut 14 Prozent der international tätigen Unternehmen, das sind gerade mal 8 Prozent aller Unternehmen.
Die Exporte spielen damit eine etwas größere Rolle als 2010, während die Auslandsfertigung sogar leicht eingeschränkt wurde.
Internationalisierung
Noch vor wenigen Jahren grassierte die Befürchtung, die Globalisierung der Weltwirtschaft würde dem deutschen Mittelstand die Luft zum Atmen nehmen und schließlich zur Verlagerung ganzer Branchen und zahlloser Arbeitsplätze nach China und in andere Billiglohnländer führen. Aktuell hört man von Firmenverlagerungen fast gar nichts mehr.Stattdessen gilt die deutsche Industrie mit ihren vielen Mittelständlern als Stabilitätsanker, der Deutschland zügig aus der Krise von 2009 herauskommen ließ – und damit als Vorbild für Europa. Der Anteil der Eurozone an den deutschen Ausfuhren ist in den vergangenen zwölf Jahren von 45 Prozent auf 37 Prozent gesunken, während schon nahezu 40 Prozent des Exports auf außereuropäische Länder entfallen.Dabei ergänzen sich Exporte und Auslandswerke: Nur wer vor Ort fertigt, kann Riesenländer wie China, Brasilien und Indien mit ihren jeweiligen Besonderheiten richtig einschätzen und die Wünsche der Kunden bedienen.