Deutsche Wirtschaft wird von der Realität eingeholt
Die deutschen Ausfuhren nach China sind seit Jahresanfang massiv eingebrochen, die Importe gestiegen. Die Volksrepublik macht zudem deutschen und europäischen Unternehmen durch Niedrigpreise weltweit Konkurrenz. Von der von Peking oft beschworenen Win-win-Situation der grenzüberschreitenden Handelsbeziehungen ist so gut wie nichts übrig. Die EU muss dringend handeln.
- Deutschland bekommt die aggressive Politik Chinas deutlich zu spüren: Zuletzt sind dadurch die eigenen Exporte eingebrochen und die Importe aus der Volksrepublik massiv gestiegen.
- Mit teils extremen Niedrigpreisen setzt China die deutschen Firmen außerdem im internationalen Wettbewerb unter Druck.
- Deutschland und die EU müssen dringend Gegenmaßnahmen ergreifen. Sonst drohen der Verlust vieler Arbeitsplätze und eine wachsende Abhängigkeit von China.
China als vertrauensvoller Partner in Politik und Handel – darauf hat man in Europa lange gehofft und gesetzt. Doch die Realität sieht anders aus: China unterstützt weiterhin Russland gegen die Ukraine und will – nun offiziell bestätigt – unbedingt verhindern, dass Moskau den Krieg verliert. Außerdem setzt die Volksrepublik seit geraumer Zeit ihre Monopolstellung bei seltenen Erden als strategische Handelswaffe ein. Gleiches gilt seit Kurzem auch für Batterien. Zudem macht China den Europäern immer mehr Konkurrenz und unterbietet heimische Unternehmen weltweit mit extremen Niedrigpreisen. Der chinesische Handelsbilanzüberschuss insgesamt war noch nie so hoch wie im ersten Halbjahr 2025.
Deutschland bekommt die aggressive Politik Chinas deutlich zu spüren, wie ein Blick in die Handelsstatistik verrät (Grafik):
Die Exporte der deutschen Wirtschaft nach China sind von Januar bis Mai 2025 um mehr als 14 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum zurückgegangen.
Daneben haben die hiesigen Unternehmen ebenfalls weniger Waren in den wichtigen Absatzmärkten USA und Frankreich verkaufen können. In anderen Ländern wie zum Beispiel Polen wuchs zwar das Geschäft, aber insgesamt nicht stark genug, sodass unterm Strich ein Exportminus von 0,2 Prozent in den ersten fünf Monaten des Jahres 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu Buche steht.
Das extreme Ungleichgewicht im Handel mit China ist in einzelnen Industriebranchen noch dramatischer (Grafik):
Die Exporte von Kraftwagen und Kraftwagenteilen nach China sanken von Januar bis Mai 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 36 Prozent.
Die Hersteller von Metallerzeugnissen setzten ein Viertel weniger Waren ab und auch die elektrischen Ausrüstungen lagen mit einem Minus von gut 16 Prozent noch unter dem Gesamtschnitt.
Auf der Importseite sieht es nicht besser aus:
Während die deutschen Warenimporte aus allen Ländern von Januar bis Mai 2025 um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zunahmen, ist bei China ein Plus von 10 Prozent zu verzeichnen.
In Tonnen gerechnet, betrug der Anstieg sogar knapp 16 Prozent. Das bedeutet, dass der durchschnittliche Preis der Importe aus China (Euro je Tonne) um rund 5 Prozent gefallen ist. China exportiert also seine Erzeugerpreisdeflation, die zum Großteil auf Überkapazitäten in einigen Sektoren dort zurückzuführen ist. Wieder sind es einzelne Industriesparten, die besonders viel in China eingekauft haben. So stiegen die Importe der Metallerzeuger um mehr als ein Viertel, die Pharmabranche und die Hersteller von Maschinen erhöhten ihre Einfuhren um jeweils 19 Prozent.
Deutschland hat ein China-Problem: In den ersten fünf Monaten des Jahres ist der Export in die Volksrepublik eingebrochen, die Importe von dort sind dagegen massiv gestiegen.
China setzt deutsche Firmen mit Niedrigpreisen unter Druck
Und dann wäre da noch Problem Nummer drei für Deutschland:
Mit teils extremen Niedrigpreisen setzt China die deutschen Firmen im internationalen Wettbewerb unter Druck.
Peking subventioniert dabei seine Unternehmen in unangemessener Art und Weise. Eine Unterbewertung des Yuan gegenüber dem Euro trägt zudem maßgeblich dazu bei, dass die Preise für chinesische Waren besonders niedrig sind.
In einer IW-Umfrage im Jahr 2024 gab rund die Hälfte der deutschen Industrieunternehmen mit China-Konkurrenz an, dass die chinesischen Wettbewerber ihre Waren zu Preisen anbieten, die um mehr als 30 Prozent unter den eigenen liegen. Die Folge: Die Gewinnmargen der heimischen Unternehmen brechen ein, was wiederum ihre Mittel für Investitionen und Innovationen und damit ihre Anpassungsfähigkeit einschränkt.
Dass deutsche und europäische Firmen aus marktwirtschaftlichen Gründen zunehmend ihre Vorleistungen aufgrund des massiven Preisvorteils immer mehr in China kaufen, wird die deutsche Industriebasis nach und nach aushöhlen.
Daher muss die EU dringend Maßnahmen ergreifen, um die heimische Wirtschaft vor den unfairen Elementen des chinesischen Wettbewerbs zu schützen. Andernfalls droht der Verlust von vielen Arbeitsplätzen in Europa. Zudem würden wir bei immer mehr Produkten von Importen aus China abhängig.