Deutsche Wirtschaft weiter im Stimmungstief
Die Unternehmen in Deutschland sind weiter im Krisenmodus, das zeigt die aktuelle IW-Konjunkturumfrage. Und viel Hoffnung auf Besserung im neuen Jahr besteht aus ihrer Sicht nicht. Größtes Sorgenkind bleibt die Industrie.
- Jeweils knapp vier von zehn Unternehmen sagen, dass ihre Lage hinsichtlich Produktion, Investitionen und Beschäftigung im Herbst 2025 schlechter ist als ein Jahr zuvor.
- Mit einem Negativsaldo von gut 17 Prozentpunkten sind die Erwartungen für 2026 hinsichtlich der Beschäftigung am schlechtesten. Viele Firmen in Deutschland rechnen damit, Stellen abbauen zu müssen.
- Verhalten optimistisch für das kommende Jahr sind die Unternehmen in Bayern, besonders negativ sind die Erwartungen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Berlin.
Lage schwierig, Aussichten schlecht – so lässt sich die Stimmung der deutschen Wirtschaft aktuell zusammenfassen. Viele Unternehmen leiden seit Jahren unter den widrigen Umständen, zunächst verursacht durch die Coronapandemie, gefolgt von Energiekrise und geopolitischen Spannungen rund um den Globus.
Zwar versucht die Politik derzeit, die Wirtschaft in Deutschland wieder in Schwung zu bringen, für die Unternehmen bleibt die konjunkturelle Wende aber bislang aus, wie die Ergebnisse der aktuellen IW-Konjunkturumfrage zeigen (Grafik):
Jeweils knapp vier von zehn Unternehmen sagen, dass die Lage in der Produktion, hinsichtlich der Investitionen und was die Beschäftigung angeht, im Herbst 2025 schlechter ist als ein Jahr zuvor.
Der Saldo von positiven und negativen Bewertungen liegt bei allen Indikatoren deutlich im Minusbereich mit bis zu 20 Prozentpunkten.
Das große Sorgenkind der deutschen Wirtschaft bleibt die Industrie: 36 Prozent der Unternehmen dieser Branche gehen von einer geringeren Produktion im kommenden Jahr aus, nur 27 Prozent werden sie voraussichtlich ausweiten.
Und auch der Blick nach vorn verheißt nichts Gutes. Für das kommende Jahr rechnen die Unternehmen für alle drei Bereiche mit einer Verschlechterung. Alarmierend ist vor allem folgende Einschätzung:
Mit einem Negativsaldo von gut 17 Prozentpunkten ist das Ergebnis für die Beschäftigung am schlechtesten. Viele Firmen in Deutschland rechnen damit, Stellen abbauen zu müssen.
Von den einzelnen Branchen hat zumindest die Bauwirtschaft ausgeglichene Erwartungen für 2026. Ein knappes Viertel rechnet mit einer höheren Produktion, ebenso viele Firmen erwarten für sich niedrigere Ergebnisse. Womöglich spielt hier das Sondervermögen für die Infrastruktur eine Rolle für die etwas zuversichtlichere Einschätzung.
Bei den Dienstleistern ist das Bild getrübter. Weniger Produktion, weniger Investitionen, weniger Beschäftigte – die Branche rechnet durchgehend mit einem schwierigen neuen Geschäftsjahr.
Das große Sorgenkind bleibt trotz allem die Industrie (Grafik):
36 Prozent der Industrieunternehmen gehen von einer geringeren Produktion im kommenden Jahr aus, nur 27 Prozent werden sie voraussichtlich ausweiten.
Angesichts der großen Herausforderungen hinsichtlich der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und der klimaneutralen Transformation sind auch die Investitionsplanungen bedenklich. Lediglich 19 Prozent der Industriebetriebe rechnen mit höheren Investitionen im Jahr 2026, dagegen werden wohl 36 Prozent ihre Ausgaben zurückfahren.
Die größte Diskrepanz gibt es allerdings bei der Beschäftigung:
Mehr als vier von zehn Industriefirmen gehen davon aus, im kommenden Jahr Stellen abbauen zu müssen. Nur 15 Prozent sehen künftig eine wachsende Belegschaft im Betrieb.
Die Politik sollte die wertschöpfungsstarke Industrie dringend unterstützen, zum Beispiel durch niedrigere Energiepreise oder sinkende Unternehmensteuern, um einen großen Aderlass zu verhindern.
Die IW-Konjunkturumfrage zeigt darüber hinaus, in welchen Regionen die Unternehmen besonders pessimistisch sind. Die Forscher haben Deutschland dafür in sieben Wirtschaftsräume eingeteilt. Einen positiven Saldo bei den Produktionserwartungen verzeichnen im Herbst 2025 die Betriebe in Bayern und in der Region Nord (Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Bremen). Nahe am gesamtdeutschen negativen Saldo von 7 Prozentpunkten bewegen sich die Ergebnisse für die Betriebe in Baden-Württemberg.
Aus dem Rahmen fällt die Region Nord-Ost (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Berlin) mit erheblich negativen Erwartungen für das Jahr 2026. Das ist insofern bemerkenswert, da diese Region weniger als andere durch die schwierige Situation des Verarbeitenden Gewerbes geprägt ist.