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Weltwirtschaft Lesezeit 2 Min.

Chinas Wirtschaft geht die Puste aus

China hat nach eigenen Angaben gerade so sein Wachstumsziel für 2024 erreicht. Angesichts diverser struktureller Probleme der Volkrepublik dürfte die Wirtschaft in diesem Jahr langsamer vorankommen.

Kernaussagen in Kürze:
  • China hat sein Wirtschaftswachstumsziel von 5 Prozent für 2024 knapp erreicht.
  • Doch es gibt viele Probleme: Der Konsum schwächelt, der Immobiliensektor kriselt und die Verschuldung der Lokalregierungen gibt Anlass zur Sorge um die Stabilität des Finanzsystems.
  • Um der Wirtschaft neuen Schwung zu geben, sollte sich die Regierung in erster Linie auf den privaten Konsum konzentrieren.
Zur detaillierten Fassung

Ziele zu verfehlen, ist in China keine wirkliche Option. Erst recht nicht, wenn sie von der kommunistischen Partei ausgerufen werden. So verkündete das nationale Statistikbüro im Januar wohl zur allgemeinen Erleichterung, dass China sein Wirtschaftswachstumsziel von 5 Prozent für 2024 knapp erreicht hat (Grafik).

Um so viel Prozent ist das Bruttoinlandsprodukt in China laut amtlicher chinesischer Statistik real gewachsen Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Die Konjunkturexperten des unabhängigen Forschungsunternehmens Rhodium Group gehen allerdings davon aus, dass Chinas Wirtschaftswachstum im Jahr 2024 in Wirklichkeit nur 2,4 bis 2,8 Prozent betrug, und werfen den nationalen Statistikern Schönrechnen vor.

Ganz gleich, wie man die offiziellen Zahlen bewertet, die Probleme Chinas sind unübersehbar.

Doch wichtiger als die reinen Zahlen ist der allgemeine Zustand der chinesischen Wirtschaft – und der ist nicht gerade gut:

Der Konsum schwächelt, der Immobiliensektor kriselt und die Verschuldung der Lokalregierungen gibt Anlass zur Sorge um die Stabilität des Finanzsystems.

Die Regierung hat im vergangenen Jahr versucht, gegenzusteuern. Doch von größeren Ankündigungen, die am chinesischen Aktienmarkt kurzzeitig Euphorie auslösten, blieb in der Praxis im Wesentlichen nur eine Umstrukturierung versteckter Schulden der Lokalregierungen in Höhe von umgerechnet rund 1,4 Billionen Euro. Zusätzlich deuten fallende Erzeugerpreise, stagnierende Verbraucherpreise und eine hohe Jugendarbeitslosigkeit von 16 Prozent auf eine länger anhaltende Schwächephase hin.

Das alles veranlasst fast alle wichtigen weltweiten Prognosen dazu, China für 2025 und 2026 niedrigere Wachstumsraten vorauszusagen. Für das laufende Jahr rechnen sie im Schnitt mit einem für die Volksrepublik schwachen Plus von 4,4 Prozent. Für 2026 liegen die Prognosen im Mittel sogar nur bei 4,1 Prozent.

Ganz gleich, wie man die offiziellen Zahlen bewertet, die Probleme Chinas sind unübersehbar. Um der Wirtschaft neuen Schwung zu geben, sollte sich die Regierung in erster Linie auf den privaten Konsum konzentrieren. Eine Reform des löchrigen Sozialsystems könnte zum Beispiel helfen, das während der Coronapandemie eingebrochene Vertrauen in die finanzielle Sicherheit bei den Bürgern wiederherzustellen und so die im internationalen Vergleich schwache private Nachfrage zu stärken.

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