Chancen für behinderte Jugendliche
Zur Integration behinderter Jugendlicher in den Arbeitsmarkt leisten die Berufsbildungswerke einen wichtigen Beitrag. Deren Ausbildungsangebot ist zwar zunächst teuer, rentiert sich aber später für alle Beteiligten.
- Zur Integration behinderter Jugendlicher in den Arbeitsmarkt leisten die Berufsbildungswerke einen wichtigen Beitrag.
- Bereits nach zehn Jahren haben die behinderten Ausbildungsabsolventen mehr an Wertschöpfung erwirtschaftet, als ihre Ausbildung zusätzlich im Vergleich zu anderen Ausbildungsangeboten gekostet hat.
- Allerdings findet unmittelbar nach der Ausbildung erst einmal nur gut jeder Dritte einen Job.
Ging es früher eher um die reine Fürsorge, verfolgt die Sozialpolitik in Deutschland seit dem Behindertengleichstellungsgesetz von 2002 vorrangig das Ziel, die Lebensqualität von behinderten Jugendlichen zu verbessern – nicht zuletzt dadurch, dass ihre Chancen erhöht werden, einen Beruf zu erlernen und auszuüben.
Möglich machen das die Berufsbildungswerke (BBW). Die vorwiegend außerbetriebliche Ausbildung in diesen Einrichtungen (Kasten) wird hauptsächlich von der Bundesagentur für Arbeit finanziert und kostet rund 52.000 Euro pro Kopf mehr als die Ausbildung benachteiligter Jugendlicher andernorts. Aber diese Investition lohnt sich, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zeigt, für die mehr als 1.500 BBW-Absolventen der Jahre 1995 bis 2008 befragt wurden:
Bereits nach zehn Jahren haben die behinderten Ausbildungsabsolventen mehr an Wertschöpfung erwirtschaftet, als ihre Ausbildung zusätzlich im Vergleich zu anderen Ausbildungsangeboten gekostet hat.
Der Grund: Die BBW-Absolventen sind öfter erwerbstätig und erzielen höhere Einkommen als behinderte Jugendliche ohne Berufsabschluss oder Ausbildungsabbrecher – wer eine Ausbildung abgeschlossen hat, bekommt durchschnittlich rund 6.100 Euro pro Jahr mehr.
Allerdings findet unmittelbar nach der Ausbildung erst einmal nur gut jeder Dritte einen Job. Nach zehn Jahren aber stehen sieben von zehn Absolventen im Berufsleben (Grafik). Analog dazu sinken die Arbeitslosenzahlen der BBW-Absolventen. Waren im Jahr 2010 noch 27 Prozent der Abschlussjahrgänge 2005 bis 2008 ohne Job, betrug die Quote bei den Jahrgängen 1995 bis 1999 nur noch 17 Prozent. Dauerhafte Arbeitslosigkeit kommt fast gar nicht vor:
Lediglich 2,4 Prozent der BBW-Absolventen von 1995 bis 2008 hatten im Jahr 2010 noch keinen einzigen Job ergattert.
Michael Neumann, Dirk WernerBerufliche Rehabilitation behinderter JugendlicherIW-Analysen Nr. 81, Köln 2012, 72 Seiten, 18,90 EuroVersandkostenfreie Bestellung unter:www.iwmedien.de/bookshop
Die Berufsbildungswerke
Die 52 Berufsbildungswerke in Deutschland haben einen ganzheitlichen Ansatz zur Qualifizierung behinderter Jugendlicher – angefangen von der Eignungsfeststellung über die Berufsvorbereitung bis hin zur Ausbildung. Während ihrer Ausbildung sind die Jugendlichen in Internaten untergebracht und werden sozialpädagogisch, medizinisch sowie psychologisch betreut. Im Jahr 2008 hatten die Berufsbildungswerke insgesamt gut 14.200 Ausbildungsplätze für 244 Berufe, fast 12.100 Internatsplätze, rund 2.500 Plätze für berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen sowie 610 Plätze für Berufsfindung, Arbeitserprobung und ähnliche Maßnahmen. Einschließlich der Berufsvorbereitung dauert die Ausbildung an einem Berufsbildungswerk durchschnittlich knapp dreieinhalb Jahre.Drei Viertel der BBW-Teilnehmer haben entweder keinen Schulabschluss oder höchstens die Hauptschule geschafft; die meisten haben Schwierigkeiten zu lernen oder sind körperlich behindert, es folgen Sprach- und Hörbehinderungen, psychische Behinderungen, Sehschwächen/Blindheit und Autismus.
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