Bundesbürger überschätzen die Inflation
Obwohl sich der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland im vergangenen Jahr weitestgehend normalisiert hat, nimmt die Mehrheit der Bundesbürger die Inflationsrate weiterhin als hoch wahr. Besonders groß ist die Kluft zwischen Empfinden und Wirklichkeit bei Anhängern von AfD und BSW.
- Obwohl sich die Inflationsrate in Deutschland im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent stabilisiert hat, nimmt die Mehrheit der Bundesbürger sie weiterhin als hoch wahr.
- Im Schnitt schätzen die Bundesbürger die Inflationsrate auf rund 15 Prozent. AfD-Sympathisanten überschätzen sie mit knapp 19 Prozent am stärksten.
- Dass die Menschen die Inflation so überschätzen, könnte damit zusammenhängen, dass sie eher die langfristige Preisentwicklung im Blick haben und die hohen Inflationsraten aus den Vorjahren noch recht präsent sind.
Erst war das Gas knapp, dann wurden Lebensmittel, Benzin, Strom sowie viele andere Rohstoffe und Konsumgüter sprunghaft teurer: Durch die Energiekrise schossen in zahlreichen Ländern die Preise in die Höhe – auch in Deutschland betrug die Inflationsrate im Schnitt des Jahres 2022 fast 7 Prozent, 2023 lag sie bei knapp 6 Prozent. Im vergangenen Jahr normalisierte sich die Preisentwicklung allerdings weitestgehend und lag mit 2,2 Prozent nur knapp über dem von der Europäischen Zentralbank vorgegebenen Zielwert von 2 Prozent.
Obwohl sich die Inflationsrate in Deutschland im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent stabilisiert hat, nimmt die Mehrheit der Bundesbürger sie weiterhin als hoch wahr.
Dass das Preisniveau hierzulande wieder stabil ist, scheint allerdings noch nicht in den Köpfen der Menschen angekommen zu sein (Grafik):
Mehr als jeder zweite vom IW Befragte hat den Eindruck, die Preise seien im Jahr 2024 stark gestiegen.
Im Schnitt schätzen die Bundesbürger die Inflationsrate auf rund 15 Prozent. Dass die Menschen die Inflation so überschätzen, könnte damit zusammenhängen, dass sie eher die langfristige Preisentwicklung im Blick haben und die hohen Inflationsraten aus den Vorjahren noch recht präsent sind. Möglicherweise prägt auch der auf lange Sicht starke Preisanstieg einzelner Konsumgüter wie Olivenöl, Zucker oder Mehl die Wahrnehmung der generellen Inflation, da diese Produkte besonders häufig im Einkaufswagen landen.
Afd-Anhänger überschätzen Inflation am stärksten
Was generell auffällt: Je nach Parteipräferenz unterscheidet sich die Wahrnehmung der Inflation erheblich. So überschätzen die Anhänger der AfD und des BSW sowie Nichtwähler diese am stärksten: Rund sieben von zehn Menschen in diesen Gruppen haben den Eindruck von starken Preiserhöhungen im vergangenen Jahr.
Im Schnitt beziffern AfD-Sympathisanten die Inflationsrate des Jahres 2024 auf knapp 19 Prozent, BSW-Wähler auf gut 18 Prozent.
Am anderen Ende des Spektrums stehen Anhänger der Grünen – unter ihnen nimmt weniger als ein Drittel die Preissteigerungen als stark wahr. Allerdings überschätzen auch sie die Inflationsrate mit im Schnitt knapp 11 Prozent deutlich.
Die unterschiedliche Wahrnehmung der verschiedenen Lager lässt sich nur teilweise damit erklären, dass Anhänger von Parteien am politischen Rand wie der AfD und dem BSW überdurchschnittlich oft ein niedrigeres Durchschnittseinkommen haben und so besonders stark von den steigenden Preisen für Lebensmittel und Energie betroffen sind. Ein weiterer Grund könnte sein, dass einige von ihnen generell die Richtigkeit der offiziellen Statistiken anzweifeln.