Der Informationsdienst
des Instituts der deutschen Wirtschaft

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Konjunktur Lesezeit 2 Min.

Bürokratieabbau würde für mehr Zuversicht in Unternehmen sorgen

Viele Unternehmen in Deutschland sind verunsichert und halten sich nach wie vor mit Investitionen zurück. Mit welchen wirtschaftspolitischen Maßnahmen die neue Bundesregierung für mehr Zuversicht sorgen könnte, hat nun das IW herausgefunden.

Kernaussagen in Kürze:
  • Ein grundlegender Bürokratieabbau wäre die wichtigste wirtschaftspolitische Maßnahme, um bei den Unternehmen in Deutschland für mehr Zuversicht zu sorgen.
  • Der zweitwichtigste Stimmungsaufheller sind moderat steigende Arbeitskosten. Eine große Mehrheit der Betriebe würde zudem einen verbindlichen Kurs in der Wirtschaftspolitik begrüßen.
  • Die Prioritäten der Unternehmen unterscheiden sich zwischen den einzelnen Branchen. So legen Industrieunternehmen unter anderem besonders viel Wert auf verbesserte Absatzperspektiven im Ausland.
Zur detaillierten Fassung

Auch wenn die ersten Konjunkturdaten für Deutschland wieder etwas positiver ausfallen: In den Unternehmen ist die Verunsicherung aufgrund der lang anhaltenden Stagnation und einer Wirtschaftspolitik, die sie zunehmend als behindernd aufgefasst haben, nach wie vor groß. Was müsste also – auch mithilfe des 500-Milliarden-Euro-Investitionspakets, das die neue Bundesregierung auf den Weg gebracht hat – passieren, damit sich in den Unternehmen wieder Zuversicht breitmacht?

Ein grundlegender Bürokratieabbau sowie moderat steigende Arbeitskosten würden bei den heimischen Unternehmen die Zuversicht hinsichtlich ihrer eigenen Geschäftstätigkeit am stärksten steigern.

Dieser Frage ist das IW im Rahmen seiner jüngsten Konjunkturumfrage nachgegangen und hat kurz nach der Bundestagswahl im Frühjahr bei rund 2.000 Unternehmen ermittelt, welche Veränderungen sie bezüglich ihrer eigenen Geschäftstätigkeit hoffnungsvoll stimmen würden. Den stärksten Einfluss hat demnach eine Maßnahme, die im Rahmen der nationalen Wirtschaftspolitik beinflussbar ist (Grafik):

Drei Viertel der Unternehmen erwarten von einem grundlegenden Bürokratieabbau einen starken Zuversichtsschub, weitere 22 Prozent rechnen aufgrund von Regulierungsentlastungen immerhin noch mit einem moderaten positiven Einfluss auf ihre Geschäftstätigkeit.

So viel Prozent der Unternehmen finden, dass diese Veränderungen für mehr Zuversicht bei ihrer aktuellen Geschäftstätigkeit in Deutschland sorgen würden Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Nur 3 Prozent der Betriebe erwarten von einer Bürokratie- und Regulierungsreform keine Stimmungsaufhellung.

Moderat steigende Arbeitskosten würden in zwei Dritteln der Unternehmen für eine positive Stimmung sorgen, in weiteren 31 Prozent zumindest für etwas bessere Laune. Zwar sind es primär die Tarifparteien, die die Löhne aushandeln, doch auch die Politik nimmt über die Sozialabgaben oder die Entlohnung für arbeitsfreie Tage Einfluss auf die Personalzusatzkosten.

Fast alle Unternehmen geben zudem an, dass ein verbindlicher Kurs der Wirtschaftspolitik starken (61 Prozent) oder moderaten (35 Prozent) Einfluss auf ihre Zuversicht hinsichtlich ihrer Geschäftstätigkeiten hätte.

Darin liegt eine große Chance für die neue Bundesregierung. Denn in diesem Wunsch kommt auch zum Ausdruck, dass sich insbesondere mittelständische Unternehmen zuletzt mit ihren Problemen von der Politik nicht mehr ausreichend verstanden und ernstgenommen fühlten.

Industrie legt viel Wert auf verbesserte Absatzperspektiven im Ausland

Ein Blick auf die einzelnen Branchen zeigt, dass die Betriebe durchaus unterschiedliche Präferenzen haben, welche Maßnahmen sie besonders schätzen. So legen Industrieunternehmen mehr Wert auf verbesserte Absatzperspektiven im Ausland, auf stabile Liefer- und Produktionsbedingungen sowie auf langfristig wettbewerbsfähige Energiepreise.

In Dienstleistungsfirmen reagiert die Zuversicht stärker auf verbesserte Finanzierungsbedingungen. Und Unternehmen aus der Bauwirtschaft würden sich im Vergleich mit den anderen Branchen stärker über eine effiziente Umsetzung der beschlossenen Sofortprogramme sowie über eine Überwindung der Investitionskrise freuen.

Unternehmen schätzen Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit

Unterm Strich zeigt die Befragung, dass sich bei der Bewältigung des Strukturwandels in erster Linie Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit in den politischen Rahmenbedingungen positiv auf die Zuversicht der Unternehmen auswirken. Diese Zuversicht, die wiederum Voraussetzung für Investitionen und somit für einen Wirtschaftsaufschwung ist, kann durch konkretes politisches Handeln entstehen, als da wären: Bürokratieabbau, Deregulierung, steuerliche Entlastung, Stabilisierung der Sozialversicherungssysteme und eine verlässliche, auf Wachstum ausgerichtete wirtschaftspolitische Orientierung.

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