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Nachhaltiger Konsum Lesezeit 2 Min.

Biofleisch: Gewollt, aber nicht gekauft

Viele Verbraucher wollen, dass Fleischvieh artgerecht gehalten und gefüttert wird. Ein Großteil der jüngeren Generationen befürwortet für solche nachhaltigen Produkte auch einen höheren Preis. In der Praxis kaufen die meisten jedoch konventionell hergestellte Bratwürste und Schnitzel.

Kernaussagen in Kürze:
  • Nahezu die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland – 46 Prozent – befürwortet laut IW-Umfrage höhere Fleischpreise, um die ökologischen Kosten der Produktion zu berücksichtigen.
  • Der Marktanteil von Biofleisch in Deutschland beträgt allerdings gerade mal 4 Prozent.
  • Um den nachhaltigen Fleischkonsum zu fördern,sind verschiedene Maßnahmen sinnvoll: zum Beispiel Investitionsanreize für tierwohlgerechte Betriebe, innovationsfreundliche Rahmenbedingungen für alternative, nachhaltigere Fleischprodukte sowie klare und verständliche Herkunfts- und Tierwohlkennzeichnungen
Zur detaillierten Fassung

Nahezu die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland – 46 Prozent – befürwortet höhere Fleischpreise, um die ökologischen Kosten der Produktion zu berücksichtigen. Die Förderung einer nachhaltigen und artgerechten Tierhaltung ist allerdings in den Generationen unterschiedlich ausgeprägt. Die höchste Zahlungsbereitschaft hat laut einer IW-Befragung die Gen Z (Grafik):

Rund 57 Prozent der ab 1997 Geborenen wären bereit, mehr Geld für Fleisch auszugeben, wenn die ökologischen Kosten eingepreist sind.

So viel Prozent dieser Generationen befürworten Preisanstiege bei Fleisch, um die ökologischen Kosten zu berücksichtigen Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Dies gilt jedoch nur für 40 Prozent der Babyboomer. Unter ihnen finden sich zudem die meisten Gegenstimmen: 39 Prozent lehnen höhere Fleischpreise aufgrund höherer Standards ab. In der Gen Z tut dies nur rund jeder Fünfte.

Rund 46 Prozent der Verbraucher in Deutschland würden laut IW-Befragung höhere Preise für Fleisch zahlen, wenn die ökologischen Kosten darin berücksichtgt wären. Doch der tatsächliche Marktanteil von Biofleisch beträgt nur 4 Prozent.

In der echten Welt – also quasi vor der Fleischtheke – verhalten sich die Verbraucher allerdings ganz anders als in Befragungen. Dieses Auseinanderklaffen zwischen umwelt- oder gesundheitsbewussten Einstellungen und dem tatsächlichen Verhalten nennt sich Mind-Behavior-Gap und zeigt sich konkret am Marktanteil von Biofleisch in Deutschland: Der beträgt nämlich vor allem aufgrund der deutlich höheren Preise gegenüber konventionell produziertem Fleisch gerade mal 4 Prozent und nicht 46 Prozent. Diese Diskrepanz verdeutlicht, dass gute Absichten an Faktoren wie begrenztem Budget, Bequemlichkeit, mangelnder Verfügbarkeit an Alternativprodukten oder Gewohnheiten im Alltag scheitern.

Klare und verständliche Tierwohlkennzeichnungen können Konsumenten bei ihrer Kaufentscheidung unterstützen

Mit welchen Maßnahmen lässt sich nun nachhaltiger Fleischkonsum fördern, ohne die individuelle Verantwortung oder Marktmechanismen zu untergraben? Dazu zählen Investitionsanreize für tierwohlgerechte Betriebe sowie innovationsfreundliche Rahmenbedingungen für alternative, nachhaltigere Fleischprodukte. Den Markt ergänzend stärken kann Verbraucherbildung: Klare und verständliche Herkunfts- und Tierwohlkennzeichnungen, wie sie einige freiwillige private Siegel und Labels bereits bieten, erleichtern es den Konsumenten, sich zu informieren und dann bewusste Entscheidungen zu treffen.

Auch „grüne Nudges“ – also sanfte Anstöße zur Verhaltensänderung – können dazu beitragen, nachhaltigen Konsum zu fördern. So kann sich etwa die sichtbare Platzierung von Bioprodukten in Supermärkten, Restaurants oder Kantinen als wirksamer Impuls erweisen, bisherige Kaufgewohnheiten zu hinterfragen. CO2-Ampeln in Supermarkt-Apps oder Online-Shops, die die Klimawirkung eines Einkaufs aufzeigen, könnten zudem vor allem umweltbewussteren und jüngeren Kunden zusätzliche Orientierung bieten.

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