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Steuerpolitik Lesezeit 2 Min.

Alleinerziehende entlasten – nur wie?

Die neue Bundesregierung will Alleinerziehende stärker entlasten, sagt aber noch nicht wie. Um sowohl eine gerechtere Einkommensverteilung zu erreichen als auch adäquate Arbeitsanreize zu setzen, wäre eine Mischung aus Freibetrag und Steuergutschrift eine gute Idee.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die neue Bundesregierung will Alleinerziehende unterstützen und steuerlich besserstellen. Einen genauen Plan gibt es aber nicht.
  • Grundsätzlich sind für jede Lösung die Effekte auf die Einkommensverteilung und die Arbeitsanreize zu berücksichtigen.
  • Das IW schlägt daher eine Kombination aus Steuergutschrift und begrenzter Steuererstattung vor.
Zur detaillierten Fassung

Wenn Eltern verheiratet sind, können sie steuerlich mit dem Ehegattensplitting Geld sparen. Alleinerziehende – davon gibt es mehr als drei Millionen in Deutschland, vier von fünf sind Frauen – haben diese Möglichkeit nicht. Bislang erhalten sie im Gegenzug einen zusätzlichen steuerlichen Freibetrag von 4.260 Euro pro Jahr, mit jedem weiteren Kind steigt er um 240 Euro.

Der Haken: Vom Freibetrag profitieren nur Alleinerziehende, die Einkommensteuer bezahlen. Je höher das Einkommen, desto näher kommen sie dem maximalen Entlastungsbetrag von derzeit 1.790 Euro im Jahr. Viele von ihnen finden sich aber in den unteren Einkommensklassen wieder (Grafik):

Knapp 70 Prozent der Alleinerziehenden in Deutschland gehören zur einkommensschwächeren Hälfte aller deutschen Haushalte.

So viele Alleinerziehende in Deutschland gehören diesem Dezil der Bruttoäquivalenzeinkommen an Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Die neue Bundesregierung will Alleinerziehende unterstützen und steuerlich besserstellen, so sieht es der Koalitionsvertrag vor. Was jedoch fehlt, ist der klare Plan, wie dies umgesetzt werden soll. Denkbar wäre es, den Freibetrag anzuheben oder das System zu einer Steuergutschrift zu entwickeln, welche der Staat unabhängig vom Einkommen gewährt.

Eine Kombination aus Steuergutschrift und einer begrenzten Steuererstattung wäre die beste Option, um Alleinerziehende zu entlasten.

Was es dabei zu berücksichtigen gilt, sind die Effekte auf die Einkommensverteilung und die Arbeitsanreize. So würde etwa eine reine Steuergutschrift zielgenauer Alleinerziehende mit kleinen und mittleren Einkommen entlasten, allerdings kaum verbesserte Arbeitsanreize bieten, da die Höhe des Einkommens für die Gutschrift keinerlei Rolle spielt.

Das IW spricht sich daher für eine Kombination der beiden Optionen aus: Zu einer Steuergutschrift in Höhe von 1.000 Euro sollte eine anschließende Teilanrechnung von 33,3 Prozent kommen – also im Prinzip eine Steuererstattung von 33,3 Cent auf jeden weiteren Euro des zu versteuernden Einkommens. Dieses System sollte greifen, bis eine Gesamtentlastung von maximal 2.000 Euro im Jahr bei einem monatlichen Bruttoeinkommen von rund 3.100 Euro erreicht wird. So ließen sich Verbesserungen bei Verteilungsgerechtigkeit und der steuerpolitischen Effizienz in Einklang bringen.

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