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des Instituts der deutschen Wirtschaft

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Unternehmen Lesezeit 3 Min.

25 Prozent mehr Insolvenzen

Im vergangenen Jahr erreichte die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland mit etwa 22.400 ein neues Hoch. Dass Unternehmen Insolvenz anmelden, ist für die Betroffenen in der Regel hart, die Gesamtwirtschaft kann damit bis zu einem gewissen Grad aber umgehen. Problematisch ist in Deutschland jedoch, dass es gleichzeitig viel zu wenige Existenzgründer gibt.

Kernaussagen in Kürze:
  • Im Jahr 2024 erreichte die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland mit etwa 22.400 ein neues Hoch.
  • In diesem Jahr dürfte es laut IW-Schätzung zu einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen von 15 Prozent kommen – das wären annähernd 25.800.
  • Zugleich ist die Zahl der Existenzgründungen aktuell mit rund 250.000 um fast 100.000 niedriger als 2012.
Zur detaillierten Fassung

Der Autositzhersteller Recaro, das Modeunternehmen Esprit, die Warenhauskette Galeria, der Reisekonzern FTI – sie alle zählen zu den 22.400 Unternehmen in Deutschland, die im Jahr 2024 Insolvenz angemeldet haben. Damit erhöhte sich die Zahl der Firmenpleiten gegenüber dem Vorjahr um mehr als 25 Prozent. Und auch für das laufende Jahr sieht es nicht gut aus (Grafik):

Im Jahr 2025 dürfte es laut IW-Schätzung zu einem Anstieg von 15 Prozent kommen – das wären annähernd 25.800 Unternehmensinsolvenzen.

Unternehmensinsolvenzen in Deutschland Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Bei einem Anstieg von 20 Prozent, den einige Forscher für wahrscheinlich halten, wären es sogar 26.880 Unternehmen, die im Laufe des Jahres gezwungen wären, einen Insolvenzantrag zu stellen.

Dass Unternehmen aus dem Markt austreten, ist nicht unbedingt negativ zu sehen – schließlich können die frei werdenden Fachkräfte dann in neu gegründeten, innovativen Unternehmen beschäftigt werden.

Ein Blick auf die langfristige Entwicklung des Insolvenzgeschehens in Deutschland zeigt: Die Zahl der Firmenpleiten war schon mal höher. So stiegen die Insolvenzzahlen ab 1999 eine Zeitlang kräftig an. Der Grund war eine Reform des Insolvenzrechts, die die Regelungen für zahlungsunfähige oder überschuldete Unternehmen zwischen den alten und neuen Bundesländern vereinheitlichte. Nachdem im Jahr 2003 mit 39.320 Firmenpleiten der Höhepunkt erreicht war, sanken die Fallzahlen ab 2005 aufgrund verbesserter Bilanzen der Unternehmen und einer wieder wachsenden Wirtschaft.

Sondersituation Corona

Mit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 kam es dann wieder zu deutlich mehr Insolvenzen, anschließend folgte ein nahezu konstanter Rückgang bis 2019.

Der Tiefpunkt des Insolvenzgeschehens war mit nur noch knapp 14.000 Fällen während der Coronapandemie im Jahr 2021 erreicht, da die Bundesregierung die Antragspflicht aussetzte und in Not geratenen Unternehmen umfangreiche Beihilfen gewährte.

Danach normalisierte sich das Insolvenzgeschehen zusehends, wobei seit 2023 der Energiepreisanstieg und die einsetzende Rezession dazu geführt haben, dass deutlich mehr Firmen in allen Wirtschaftssektoren ihr Geschäft aufgegeben haben.

Die Bereiche Handel, Gastgewerbe und Verkehr sowie die wirtschaftsnahen Dienstleistungen, zu denen auch die Immobilienwirtschaft zählt, dominieren das Insolvenzgeschehen. Aus regionaler Perspektive führt das einwohnerreichste Land Nordrhein-Westfalen mit rund 5.500 Insolvenzfällen die Liste an, gefolgt von Bayern (rund 3.000) und Baden-Württemberg (knapp 2.500). Besonders kräftig fiel der Anstieg mit 38 Prozent in Niedersachsen aus, wo es 2024 annähernd 1.900 Insolvenzen gab. Den einzigen Rückgang verzeichnete mit einem Minus von 12 Prozent der Stadtstaat Bremen.

Deutschland hat zu wenige Gründer

Dass Unternehmen aus dem Markt austreten, ist nicht unbedingt negativ zu sehen – schließlich werden so knappe Ressourcen wie Fachkräfte frei, die dann wiederum in neu gegründeten, innovativen Unternehmen beschäftigt werden können, um so beispielsweise die Transformation der Wirtschaft hin zu einer vollständigen Treibhausgasneutralität zu bewerkstelligen. Doch Deutschland hat ein Gründungsproblem (Grafik):

Die Zahl der Existenzgründungen steigt zwar seit 2023 leicht, ist jedoch aktuell mit rund 250.000 um fast 100.000 niedriger als 2012.

Zahl der Existenzgründungen in Deutschland Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Dass weniger neue Unternehmen entstehen, hängt zwar auch mit dem demografischen Wandel zusammen, doch das ist nicht der alleinige Grund. Das Gründungsdefizit Deutschlands ist auch durch Überregulierung, Infrastrukturmängel und Fachkräfteengpässe verursacht worden. Wenn all diese Wachstumsbremsen gelöst würden, könnte dies die Wettbewerbsposition bestehender Unternehmen verbessern und auch mehr innovative Gründungen anregen – einschließlich kapitalintensiver Unternehmen, die innovative Technologien auf den Markt bringen. Für sie sollte neben dem bereits vorhandenen staatlichen Zukunftsfonds auch mehr privates Kapital mobilisiert werden.

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