Treibhausgasemissionen Lesezeit 3 Min.

Was jeder Bürger gegen den Klimawandel tun kann

Bis 2045 will Deutschland klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Politik viele Weichen stellen. Doch auch jeder Einzelne kann mit seinen täglichen Konsumentscheidungen etwas dazu beitragen, dass die CO2-Emissionen sinken.

Kernaussagen in Kürze:
  • Jeder Bundesbürger kann zur Verringerung der Treibhausgasemissionen beitragen, indem er sein Konsumverhalten ändert.
  • Viel CO2 lässt sich zum Beispiel einsparen, wenn Lebensmittelabfälle vermieden, der Fleischverzehr reduziert und Secondhandkleidung gekauft werden, sowie die Bahn genutzt wird anstatt in den Flieger zu steigen.
  • Auf die deutsche Bevölkerung hochgerechnet ließen sich durch diese Maßnahmen im Jahr rund 33 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen vermeiden.
Zur detaillierten Fassung

Rund elf Tonnen CO2-Äquivalente – so viele Treibhausgasemissionen verursacht jeder Bundesbürger im Durchschnitt pro Jahr. Um die Pariser Klimaziele zu erfüllen, müsste dieser Wert deutlich sinken: auf weniger als eine Tonne.

Viele Stellschrauben für Treibhausgase kann ein Einzelner jedoch gar nicht beeinflussen: Ein Großteil der Emissionen entsteht durch die Energieversorgung für Unternehmen, das Wohnen und die Mobilität.

Kleine Schritte, große Klimaeffekte

Trotzdem kann jeder seinen CO2-Rucksack durch sein Konsumverhalten im Alltag verringern. Die individuellen Effekte mögen auf den ersten Blick klein wirken, doch auf 83 Millionen Bundesbürger hochgerechnet sind die Treibhausgaseinsparungen ganz schön groß, wie eine IW-Berechnung für vier Lebensbereiche zeigt:

Schon durch kleinere Veränderungen des Konsumverhaltens ließen sich in Deutschland im Jahr rund 33 Millionen Tonnen Treibhausgase einsparen.

Lebensmittelabfälle. Jedes Jahr landen in Deutschland zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll, 50 Prozent davon allein bei Privathaushalten. Von den Haushaltsabfällen ist knapp die Hälfte Obst und Gemüse – die meist aufwendig angebaut wurden. Mit den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen hat Deutschland 2015 eine Halbierung der Abfälle beschlossen.

Um so viel Kilo an CO2-Äquivalenten ließen sich die Emissionen im Jahr pro Kopf senken, wenn die Bundesbürger ihr Konsumverhalten wie folgt änderten Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Wenn jeder Bundesbürger jene 75 Kilo Lebensmittelabfälle, die durchschnittlich pro Jahr und Kopf anfallen, durch bessere Planung und Abfallvermeidung um die Hälfte reduziert, würden pro Person jährlich 74 Kilo weniger Treibhausgasemissionen verursacht. Und wenn dies allen Einwohnern in Deutschland gelänge, könnten weltweit mehr als sechs Millionen Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden. Zum Vergleich: Der innerdeutsche Flugverkehr hat 2019 etwa zwei Millionen Tonnen an Kohlendioxid verursacht.

Emissionsarme Proteinquellen. Im Ernährungsmix sind vor allem importierte Lebensmittel und Fleisch emissionsintensiv. Ein Kilogramm Rindfleisch verursacht rund 30 Kilo CO2-Äquivalente, bei Schweinefleisch und Geflügel sind es jeweils vier Kilo. Für pflanzliche Ersatzprodukte liegt der Wert niedriger: Bei derselben Menge Soja beispielsweise entstehen nur knapp 1,2 Kilo Treibhausgase.

Jeder Deutsche verzehrte 2020 im Schnitt rund 57 Kilo Fleisch, das umgerechnet etwa 630 Kilo CO2-Äquivalente bedeutet. Wenn der Fleischverzehr um 20 Prozent sinkt – die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt mit minus 50 bis 75 Prozent deutlich mehr – und durch pflanzliche Produkte ersetzt wird, würde jede Person rund 120 Kilo Emissionen weniger pro Jahr verursachen. Auf die deutsche Bevölkerung gerechnet wären so Emissionsminderungen von knapp zehn Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten möglich.

Secondhandkleidung. Im Durchschnitt kauft jeder Deutsche 56 Kleidungsstücke im Jahr, die in der Herstellung insgesamt rund 680 Kilo CO2-Äquivalente verursachen. Schätzungsweise ein Fünftel der neuen Garderobe wird gar nicht oder kaum getragen. Vor allem Saisonartikel landen vergleichsweise schnell im Müll oder in der Altkleidersammlung.

Würden die Verbraucher hierzulande jährlich 20 Prozent weniger in neue Klamotten investieren – das entspricht elf Kleidungsstücken – und stattdessen Secondhandware kaufen, könnte jeder circa 140 Kilo Treibhausgase einsparen. Wenn das alle machen, könnten die Deutschen jährlich mehr als elf Millionen Tonnen CO2-Äquivalente einsparen. Der Konsum von gebrauchter Kleidung allein reicht aber noch nicht aus. Die Textilindustrie muss insgesamt klimafreundlicher werden, zum Beispiel durch nachhaltigere Produktionsverfahren und längere Nutzungsdauern.

Bahn statt Flugzeug

Mobilität. Der gesamte deutsche Flugverkehr verursachte vor der Corona-Krise jährlich etwa 31,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid.

Schon einzelne kurze Flugreisen tragen sehr viel dazu bei: Auf beliebten Strecken wie Berlin–München, Berlin–Köln oder Hamburg–München entstehen auf dem Hin- und Rückflug pro Passagier jeweils etwa 310 Kilo CO2. Würde man diese Strecken stattdessen mit der Bahn fahren, könnten je Reise durchschnittlich mehr als 270 Kilo CO2 eingespart werden. Wenn ein Fünftel der deutschen Flugreisen unterlassen oder mit dem Zug absolviert würden, ließen sich jährlich insgesamt etwa 5,6 Millionen Tonnen CO2 einsparen.

Angenommen, eine Person in Deutschland würde nun alle oben vorgeschlagenen Maßnahmen umsetzen, dann könnte sich der individuelle Fußabdruck an Treibhausgasen um etwa 0,6 Tonnen CO2-Äquivalente jährlich reduzieren. Auf die deutsche Bevölkerung hochgerechnet ließen sich so im Jahr rund 33 Millionen Tonnen Treibhausgase einsparen. Das ist mehr, als Kroatien innerhalb eines Jahres verursacht.

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